Wie Sie sagten, ist vieles davon in PMM angesiedelt, etwa Sensorentwicklung und Stromversorgungen. Kann dieser Bereich Automotive noch überholen?
Automotive bleibt voraussichtlich das am schnellsten wachsende Segment. Bei PMM legen wir einen Schwerpunkt auf die Sensoren, und die Stromversorgungen spielen quer durch alle Branchen und Märkte eine ganz wesentliche Rolle. Hier kommt es auch wesentlich auf den Systemgedanken an. PMM ist recht agil und entwickelt sich jetzt sehr dynamisch, was mich selbstverständlich sehr freut.
Wie schätzen Sie die Position von Deutschland auf dem Gebiet 5G ein?
In dem Zusammenhang müssen wir vor allem über die Digitalisierung sprechen. 5G ist ein wichtiges Element in diesem Bereich, das man allerdings auch nicht überbewerten sollte. Ob die Flächenabdeckung bei 100 Prozent liegen wird oder bei 80, spielt meiner Meinung nicht die wesentliche Rolle. In den USA ist die Infrastruktur schon wegen der Größe des Landes nicht überall optimal, aber in der Digitalisierung sind die USA ganz vorne. Das zeigt: Es kommt darauf an, dass 5G industrierelevant wird. In Deutschland läuft das aus meiner Sicht bisher ganz gut – und natürlich ist eine sehr gute Abdeckung hilfreich.
Wie kann Infineon von diesem Markt profitieren?
Vor allem wieder bei Stromversorgungen für die neuen Basisstationen. Der schon angesprochene Systemansatz ist auch hier wesentlich, um neue Konzepte zu realisieren. Deshalb entwickeln wir unsere Bauteile in enger Abstimmung mit den Kunden, damit deren Anforderungen erfüllt werden.
Sie fühlen sich als Ingenieur, und als CTO sind Sie eng mit den technischen Entwicklungen verbunden. Welche neue Technik fasziniert sie im Moment besonders?
Die einzelne Technik finde ich oft gar nicht mehr so sehr faszinierend – obwohl es hier viele erstaunliche Entwicklungen gibt. Richtig spannend finde ich das Zusammenspiel der Technik: Wie neue Chipdesigns mit den Algorithmen zusammenwirken, um Bestandteil lernfähiger Systeme im IoT zu werden. Jeder dieser Teilbereiche entwickelt sich und beeinflusst die anderen Bereiche. Diese komplexen Prozesse zum jeweiligen Gesamtsystem zusammenzuführen, ist faszinierend.
Konkrete Beispiele wären etwa die Power-Architekturen für autonom fahrende Autos. Und das autonome Fahren an sich unter Anwendung von prediktiver KI. Das hat diesen explorativen Charakter, von dem ich schon sprach: Die Teams müssen neues Gelände erkunden und sehen, welche Anwendungen sich dort ergeben und wie man diese dann realisieren kann, indem unterschiedliche Techniken zusammengebracht werden. Ich freue mich, dass unsere Teams auf diesem Gebiet schon sehr große Fortschritte gemacht haben. Neben der Technik ist es auch spannend zu sehen, dass wir eine neue Kompetenz benötigen: Die Fusion der Aspekte wird immer wichtiger. Wir benötigen hier Menschen, die in übergeordneten Zusammenhängen denken können.