Neue US-Sanktionen

Schmerzlich für SMIC und China

7. Dezember 2020, 11:28 Uhr | Heinz Arnold
Der Umsatz mit Kunden aus den USA ist für SMIC wegen des Handelskrieges zwischen der USA und China sowie den US-Sanktionen drastisch zurück gegangen.
© Trendforce

Die neuerlichen Sanktionen gegen SMIC machen es China noch schwerer, eine unabhängige IC-Industrie aufzubauen.

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Am 3. Dezember hat das Verteidigungsministerium der USA neue Sanktionen gegen chinesische Firmen verhängt – darunter auch gegen SMIC, der größten Foundry in China. Zuvor hatte schon die US-Regierung über die EAR (Export Administration Regulations) Sanktionen verhängt, jetzt zählt das Verteidigungsministerium SMIC zu den Militärfirmen in China. Das wird SMIC laut den Analysten von Trendforce zusätzlich von Investitionen aus den USA abschneiden.

Die EAR-Sanktionen hatten schon zuvor dafür gesorgt, dass SMIC kaum Maschinen für die Halbleiterfertigung sowie die für die IC-Produktion erforderlichen Materialien bekommt. Das wird die Entwicklung neuer Prozesstechnologien erschweren bis unmöglich machen. Das Resultat: Chinas Strategie, sich aus der Abhängigkeit von Halbleiterimporten zu befreien und eine eigene Industrie aufzubauen, könnten einen schweren Rückschlag erleiden.

SMIC betreibt derzeit drei 8-Zoll-Fabs und drei 12-Zoll-Fabs in China, die zusammen auf eine Kapazität von 230.000 Wafer (12-Zoll-Äquivalente) pro Monat kommen. 2019 hatte SMIC den Start der Produktion auf der 14-nm-Prozessebene angekündigt und sich in diesem Jahr auf 12-nm-Prozesss fokussiert. 2022 wollte SMIC in der Massenproduktion die Stufe der 7-nm-Prozesse von TSMC erreicht haben. Was aber nur gelingen dürfte, wenn SMIC dazu Equipment aus den USA erhält.

SMIC hatte in zweiten und dritten Quartal 2020 im Einklang mit der Politik der chinesischen Regierung sehr hohe Investitionen zum Ausbau der Kapazitäten getätigt. Die im Oktober in Kraft getretenen Restriktionen hatten es Equipment-Herstellern wie Applied Materials, Lam Research und KLA verboten, weiterhin Maschinen an SMIC zu liefern. SMIC musste daraufhin die geplanten Investitionen für 2020 in Höhe von 6.7 Mrd. Dollar auf 5.9 Mrd. Dollar zurückfahren. Dass das Verteidigungsministerium SMIC jetzt als ein chinesisches Militärunternehmen klassifiziert hat, schneidet SMIC zusätzlich von Investitionen aus den USA ab. Allerdings fließt noch erhebliches Kapital von chinesischen Investoren in das Unternehmen. Diese Sanktionen werden also relativ wenig zusätzliche Auswirkungen auf SMIC nehmen.

US-Umsatz drastisch gesunken
 
Den größten Teil der Kunden von SMIC bilden chinesische Design-Häuser. Im dritten Quartal 2020 trugen laut Trendforce chinesische Kunden (einschließlich Hong Kong) und europäische Kunden 69,7 bzw. 11,7 Prozent zum Gesamtumsatzes der Foundry bei. Der Anteil des Umsatzes mit Firmen aus den USA war wegen des Handelskrieges und der Sanktionen vom 33 Prozent im dritten Quartal 2018 auf 18,6 Prozent im dritten Quartal 2020 drastisch gesunken.

Kurzfristig werden sich also die neuerlichen Sanktionen des Verteidigungsministeriums der USA lauf Trendforce kaum auf die Investitionen von SMC auswirken. Längerfristig werden aber nichtchinesische Foundries wie TSMC, UMC, PSMC, and VIS von der Entwicklung profitieren, denn immer weniger nichtchinesische Unternehmen werden das Risiko eingehen, Aufträge zur Produktion von Wafern an SMIC zu vergeben.

Allerdings werden die Foundries weltweit mindestens über das erste Halbjahr 2021 noch unter voller Auslastung arbeiten. Wenn Foundries also Aufträge übernehmen wollen, die ursprünglich an SMIC gingen, müssen sie bis zum Ende des ersten Halbjahres 2021 warten.


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