Die von den US-Restriktionen wenig überraschte SMIC hat seit Jahresanfang deutlich mehr Maschinen für die IC-Fertigung auf Vorrat bestellt.
Das betrifft alle Maschinen, die für die Fertigung von ICs erforderlich sind bis hin zu ihrem Test. Die Investitionen in den Kapazitätsausbau hat SMIC von den ursprünglich für dieses Jahr geplanten 3,1 Mrd. Dollar auf 6,7 Mrd. Dollar mehr als verdoppelt. 2019 hatte SMIC 3,12 Mrd. Dollar investiert. Von diesem Geld kauft SMIC Maschinen, die zuerst einmal eingelagert werden, um später die Produktion weiter ausbauen zu können, wie die japanische Nikkei Asia erfahren haben will. Außerdem arbeiteten die chinesischen Chiphersteller zusammen, um gemeinsame Lager für Equipment und Ersatzteile einzurichten.
Doch hat SMIC schon jetzt Schwierigkeiten, die modernsten Maschinen für die IC-Fertigung zu beschaffen. So soll das Unternehmen immer noch auf ein EUV-Lithografiegerät (Extreme Ultraviolett) von ASML warten, das angeblich auf amerikanischen Druck hin noch nicht ausgeliefert wurde.
Laut Nikkei Asia arbeitet SMIC emsig daran, die Abhängigkeit von amerikanischen Maschinenausrüstern abzubauen. So sollen aus den 40-nm-Linien bis Ende des Jahres sämtliche Maschinen amerikanischer Hersteller verbannt werden. In den 28-nm-Linien will SMIC in drei Jahren ohne US-Equipment auskommen. Allerdings sind das alte Technologien. Die Chips, die heute für den Einsatz in vielen Consumergeräten wie Smartphones, in der Kommunikationsinfrastruktur, in Autos, im IoT und im Industrie-4.0-Umfeld benötigt werden, müssen in weit fortgeschritteneren Technologien gefertigt werden. Die modernste Prozessebene, die SMIC gerade hochfährt, ist die 14-nm-Ebene. Damit hinkt das Unternehmen den führenden Herstellern immer noch um mindestens zwei Generationen hinterher. Hier lässt sich das Equipment von US-Herstellern nicht so einfach ersetzen.
Equipment aus China?
China hatte zwar viel Geld in den Aufbau einer eigenen IC-Industrie investiert, allerdings den Equipment-Bereich vernachlässigt. Erst als die USA die Restriktionen verschärften und beispielsweise den Herstellern nicht mehr erlaubte, ICs an Huawei zu liefern, wenn sie auf den Maschinen amerikanischer Hersteller gefertigt wurden, richtete China das Augenmerk verstärkt auf diesen Sektor.
Über die nächsten Jahre dürfte es kaum möglich sein, amerikanische Maschinen durch chinesische zu ersetzen, zu dominant und fortgeschritten sind die US-Unternehmen auf diesem Gebiet, als dass ihr Vorsprung innerhalb kurzer Zeit aufgeholt werden könnte. Im Moment dürfte höchsten 10 Prozent des in den Fabs chinesischer Hersteller benutzten Equipments aus chinesischer Fertigung kommen. Der Weltmarktanteil der chinesischen Equipment-Hersteller liegt derzeit bei 2 Prozent.