Wo sehen Sie den Differenzierungsfaktor für Renesas?
Zum einen haben wir IGBTs, die sich durch einen hohen Wirkungsgrad auszeichnen und unsere Prozesstechnologien sind hervorragend. Zum anderen können wir Komplettlösungen anbieten, einschließlich IGBT, Batterie-Steuerung, Vortreiber und Motor-Steuerung.
Bleiben Sie bei Silizium?
Im Moment schon. Wir verfügen aber auch über eine Pilotlinie für SiC. Aber das Material ist derzeit noch zu teuer und die Ausbeute zu niedrig.
Das sieht die Konkurrenz aber anders…
Wir sind hier etwas zurückhaltender. Wir untersuchen die Technologie, aber derzeit sind wir noch nicht vollständig davon überzeugt.
Aber das ist ein Bereich, wo Renesas in neue Produkte und neue Technologien investieren wird?
Ja, auf alle Fälle.
Wo liegen weitere Schwerpunkte für Renesas?
Der Industriemarkt ist ebenfalls für Renesas wichtig. Hier sind wir in verschiedenen Bereichen bereits führend. Ein Beispiel: Wir sind mit unseren MCUs/SoCs/MPUs die Nummer 1 im Bereich der Fabrikautomatisierung. Hier halten wir einen Marktanteil von 27 Prozent. Darüber hinaus sind wir aber auch der größte MCU-Lieferant für Haushaltsgeräte und elektrische Leistungsmesser. Auch wenn es um Smart Metering geht, sind wir durchaus erfolgreich mit unseren Cool Phoenix Komponenten. In Indien haben wir hier einen Marktanteil von 60 Prozent. Dabei handelt es sich derzeit noch um Low-End-Lösungen, aber Indien ist ein großer Wachstumsmarkt und wenn dort die Systeme aufgerüstet werden, sind wir dabei.
Der Industriemarkt ist ein umfassender Bereich, welche Anwendungen haben Sei konkret im Visier?
Im Industriesegment fokussieren wir uns auf drei Bereiche: Smart Factory, Smart Home und Smart Infrastructure/Smart City. Unsere Stärken sind hier embedded Artificial Intelligence, kurz eAI, Security und Zuverlässigkeit. Wir adressieren ganz klar die Anwendungen, in denen Qualität und Zuverlässigkeit eine Rolle spielen. Und dazu kommt noch der Bereich, den wir unter Broad-Based zusammenfassen. Denn auch wenn Automotive ein wichtiger Markt für uns, erfordert er enorm hohe R&D-Investitionen und es dauert fünf Jahre, bis die ersten Umsätze fließen. Wir müssen dementsprechend auch auf Komponenten setzen, die in die Massenmärkte fließen. Hier spielt vor allem unsere Synergy-Plattform eine wichtige Rolle. Wie bekannt sein dürfte, ist die Synergy-Plattform nicht nur eine skalierbare MCU-Familie, sondern sie kommt mit einem kompletten Software-Paket, das neben Applikations-Software ein Ecosystem mit den notwendigen Tools, Stacks und Betriebssystemen und dem dazugehörigen Support umfasst. Und dann gibt es natürlich noch unsere RL78- und RX-Controller.
Bestehen Pläne, das Synergy-Konzept auch auf andere MCU-Familien auszuweiten?
Ja, wir wollen ein ähnliches Konzept für die RZ/G-Plattform auf Basis von Linux entwickeln. Damit kommen auch unsere Kunden, die die leistungsstarken Prozessoren aus der RZ/G-Plattform nutzen, in denselben Genuss wie unsere Synergy-Kunden. Diese Software-Umgebung ist besonders für Kunden wichtig, die nicht so viel Zeit haben, ihre eigene Software zu entwickeln oder die sich es nicht leisten können, also eher kleinere und mittelgroße Kunden.
Renesas übernimmt Intersil, ein amerikanisches Unternehmen. Könnte die Integration aufgrund der unterschiedlichen Kulturen nicht schwierig werden?
Nein, das denke ich nicht. Ich habe durchaus Erfahrung mit amerikanischen Unternehmen, weil ich lange für GE gearbeitet habe und mehrere Jahre in den USA gelebt habe. Außerdem möchte ich betonen, dass die Halbleiterindustrie eine globale Industrie ist. Wenn wir nicht global agieren, werden wir verlieren. Ich möchte die Übernahme von Intersil als Katalysator nutzen, um Renesas globaler zu machen.
Natürlich sind die Kulturen amerikanischer und japanischer Unternehmen unterschiedlich. Aber wenn man sich die Geschichte von Renesas und Intersil ansieht, lassen sich auch viele Gemeinsamkeiten erkennen. Beide Unternehmen sind Ausgründungen aus großen Industrieunternehmen. Beide Unternehmen hatten ein riesiges Produktspektrum, beide verloren Geld. Beide Unternehmen haben in den letzten drei Jahren die Trendwende geschafft und sich von Bereichen getrennt, die nicht profitabel waren. Beide Unternehmen haben sich auf Märkte konzentriert, in denen hohe Zuverlässigkeit, Security und Connectivity notwendig sind.