Maschinenbau und Elektronik

Was sich deutsche Firmen im Iran erwarten

11. Februar 2016, 11:58 Uhr | Karin Zühlke und Andreas Knoll, Markt & Technik

Während Irans President Hassan Rohani nach dem Ende der Sanktionen in Frankreich auf Einkaufstour war, bringt sich auch die deutsche Wirtschaft in Position. Ein Stimmungsbild aus Elektronik, Automatisierung und Maschinenbau.

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Renate Pilz, Pilz: »Made in Germany genießt auch im Iran einen hohen Stellenwert, so dass auch bei höheren Preisen Chancen für unsere Unternehmen bestehen.«
© Pilz

Schließlich sind deutsche Unternehmen in Branchen besonders stark, die im Iran nach dem Ende der Sanktionen steigende Nachfrage erfahren werden. Es besteht großer Investitionsbedarf, sowohl in die Infrastruktur als auch in den Unternehmen, die zum größten Teil in staatlicher Hand sind. Ausländische Produkte wie z.B. Haushaltswaren sind derzeit sehr schwer zu bekommen, ganz zu schweigen von Autos oder Maschinen. Sowohl Importe als auch Binnenkonsum werden nach der Öffnung daher stark anziehen, prognostiziert der Kreditversicherer Euler Hermes. Durch die Ölvorkommen hat der Iran die finanziellen Mittel, diesen Nachholbedarf zu finanzieren.

Besonders hoch ist das Potenzial für den deutschen Maschinenbau und die Elektro/Elektronik-Industrie als Zuliefer-Industrie sämtlicher Branchen. »Die wirtschaftlichen Potenziale im Iran sind groß, gerade auch für deutsche Exporteure«, bestätigt Ludovic Subran, Chefvolkwirt bei der Euler Hermes Gruppe. »Aber ein El Dorado, bei dem nach Aufhebung der Sanktionen sofort das Gold auf der Straße liegt, ist es realistisch betrachtet auch nicht. Zumindest nicht kurzfristig, denn der Finanzdienstleistungssektor ist derzeit beispielsweise fast nicht existent. Mittel- und langfristig wird das Land mit seinen 80 Millionen potenziellen Kunden jedoch sehr interessant werden. Nicht ohne Grund stehen die ersten Firmen bereits in den Startlöchern.«

Mit rund 80 Mio. Einwohnern ist die Bevölkerung des Iran in etwa so groß wie die deutsche. Das Sozialprodukt des Landes – in Höhe von 314 Mrd. Euro im Jahr 2014 – ist in seiner Höhe mit dem Österreichs vergleichbar, dessen Einwohnerzahl allerdings fast zehnmal kleiner ist. »Entsprechend groß ist der Nachholbedarf im Iran, der über 10% der globalen Erdölvorräte verfügt. Der Bedarf betrifft u.a. die Infrastruktur des Landes, industrielle Produktionsstätten und Fertigungsprozesse oder den Gesundheitsbereich.

Vor den Wirtschaftssanktionen war Deutschland der wichtigste Handelspartner des Iran, heute ist das China«, berichtet Dr. Andreas Gontermann, Chefvolkswirt des ZVEI. Die Exporte der deutschen Elektroindustrie in den Iran beliefen sich 2014 auf 260 Mio. Euro, was einem Anteil an den gesamten Branchenexporten von 0,2% entsprach. Gontermann: »Bemerkenswert ist, dass die deutschen Elektroausfuhren in das Land 1992 bei 890 Mio. Euro gelegen haben. Damals kam dies einem Anteil an den Gesamtausfuhren von 2% und Position 11 im internationalen Abnehmerranking gleich. Eine Rückkehr zu einem 2%-Anteil entspräche nach heutigen Maßstäben einem Exportvolumen von rund 3,5 Mrd. Euro. Das wäre in etwa das 13-fache des heutigen Wertes und insoweit ein enormes Potenzial.«


  1. Was sich deutsche Firmen im Iran erwarten
  2. „Made in Germany“ genießt hohe Reputation
  3. Kleinerer Mittelstand profitiert kaum

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