M&T-Forum "Obsolescence-Management"

Obsolescence beginnt mit dem Design

8. November 2018, 15:30 Uhr | Anja Zierler
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Obsolescence und Innovation gehen Hand in Hand

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Ulrich Ermel, Puls: »Die Allokation führt auf Herstellerseite zu einem gewissen Cherry-Picking-Effekt.«
© Markt & Technik

Zweischneidig beurteilt Digi-Key-Geschäftsführer Hermann Reiter die Reaktion von Herstellern bei Abkündigungen: »Viele Hersteller reagieren sehr gut, indem sie Produkte nicht abkündigen, sondern nur eine Preiserhöhung durchführen, was auch legitim ist, denke ich. Aber es gibt auch viele Hersteller, die einfach nur die Lieferzeit hinausziehen oder das Produkt nicht mehr verfügbar machen, ohne es kundzutun.« Er appelliert an die Käufer, »dass sie die Ware aus autorisierten Kanälen kaufen.«

Aus Sicht von BMK sind vor allem im Bereich Obsolescence wesentliche Besserungen notwendig: »Zum Beispiel könnten Distributoren mehr im After-Market logistisch unterstützen, Last-Time-Buy-Strategien anbieten wie zum Beispiel Langzeitlagerung«, so Werle. Paatsch fügt hinzu: »Obsolescence ist die Kehrseite der Innovation. Deshalb wird es umso wichtiger, effiziente Prozesse zu schaffen, um mit Änderungen sinnvoll umzugehen und möglichst früh darüber informiert zu werden.« Um möglichst viele Faktoren, wie gesetzliche Veränderungen, schnell auf dem Schirm zu haben, ist seiner Ansicht nach für ein gutes Obsolescence-Management vor allem Marktbeobachtung wichtig: »Je mehr Forecast, desto besser.«

»Wir brauchen das Obsolescence-Management durchgehend in der Wertschöpfungskette. Wir brauchen es in der Supply-Chain, wir brauchen es in den täglichen Geschäftsprozessen. Und das geht nur über Standardisierung«, appelliert Heinbach. »Solange einer mit dem Block da sitzt und vergleicht, wird es nicht funktionieren. Der Knackpunkt ist: Wir müssen Obsolescence-Management automatisieren und digitalisieren.«

Obsolescence auf Personalseite

Ein großes Problem sehen die Teilnehmer der Diskussionsrunde darin, dass das Thema Obsolescence an Universitäten nicht gelehrt wird. »Junge Ingenieure kommen frisch von der Uni, arbeiten an einem Projekt und in keiner Vorlesung kam das Thema Obsoleszenz zum Tragen«, so Anke Bartel, und fordert: »Obsoleszenz-Management mit dazugehörigen Prozessen und Lösungswegen gehört in den Lehrplan, somit wird es leichter, mit Abkündigungen und auch Allokationszeiten umzugehen.«

Dem stimmt Heinbach zu: »Wir haben eine Obsoleszenz auf der Personalseite und letztlich muss es unsere Aufgabe sein, das Obsoleszenz-Management aus der Schmuddelecke rauszuholen, denn es ist Bestandteil der Standardgeschäftsprozesse«, sagt Heinbach. »Alle wollen Innovation, aber Innovation hat Geschwister und eins davon heißt Obsoleszenz. Allerdings mag man nicht immer alle aus der Familie,« spricht er auf den unglücklichen Ruf des Obsolescence-Managers an.

Reto Gurini, Subject Matter Expert Parts Management EMEA & APAC bei IHS Markit, bringt es auf den Punkt: »In den letzten zehn Jahren hat es einen Generationswechsel gegeben. Dabei ist zuviel Know-how verloren gegangen. Und auch das Gefühl für den Markt. Junge Ingenieure wollen etwas erreichen und etwas Neues schaffen, die wollen sich nicht um die alten Sachen kümmern, die schon 15 Jahre rumliegen, aber trotzdem noch wichtig sind für den Markt.«

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Ken Greenwood, Rochester: »In der momentanen Situation erkenne ich so etwas wie einen perfekten Sturm.«
© Markt & Technik
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Reto Gurini, IHS Markit: »Nur zusammen kommen wir da hin, wo wir hinwollen.«
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  1. Obsolescence beginnt mit dem Design
  2. Obsolescence und Innovation gehen Hand in Hand
  3. Obsolescence Day auf der electronica

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