Das Fraunhofer Heinrich-Hertz-Institut (HHI) will im Epsilon-Projekt mittels interaktiver Virtual Reality (VR) und am Körper getragener Sensoren die Symptome von Post-COVID besser erfassen - und mit zielgerichteten Therapien angehen.
Wer an Post- oder Long-Covid leidet, kann kaum mehr ein normales Leben führen - fehlende Konzentration, Müdigkeit und kognititve Schwäche gehören u.a. zu den Symptomen, die den Alltag quasi nicht schaffbar machen. Sie belasten nicht nur die Patienten, sondern haben auch erhebliche gesellschaftliche und wirtschaftliche Auswirkungen. Für eine zielgerichtete Therapie ist jedoch eine genaue Diagnostik erforderlich, etwa um Long-Covid von beruflicher Überlastung oder Depressionen abzugrenzen.
Das Förderprojekt Epsilon unter Koordination des Heinrich-Hertz-Insituts stellt die effiziente, objektive und präzise Unterscheidung von kognitiven Defiziten und Fatigue als Spätfolgen von COVID-19 in den Fokus. Aktuelle Vorarbeiten des Konsortiums zeigen, dass beide Beschwerdebilder häufig auftreten, aber im Wesentlichen getrennte Spätfolgen von COVID-19 darstellen. Die zentrale Aufgabe von Epsilon, welches vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit 1,21 Millionen Euro bis Mitte 2025 gefördert wird, ein multimodales und individualisiertes Datenprofils von Post-COVID-Patienten zur objektiven und präzisen Unterscheidung der kognitiven und Fatigue-assoziierten Spätfolgen aufzubauen.
Dieses Datenprofil wird im Projekt mit Hilfe interaktiver VR-Technologien erstellt. Es umfasst kognitive und vegetative Verhaltensparameter und untersucht, welche Faktoren die beste Unterscheidung zwischen den Gruppen ermöglichen. Dieses Vorgehen soll Post-COVID-Anlaufstellen entlasten und eine wertvolle Datenbasis für zukünftige COVID-Forschung und Anwendungen schaffen.
Das Fraunhofer HHI ist mit der Gruppe "Interaktive und kognitive Systeme“ aus der Abteilung „Vision and Imaging Technologies“ am Projekt beteiligt. Paul Chojecki, Senior F&E Manager am Fraunhofer HHI und Koordinator von Epsilon, definiert eine klare Perspektive für die zweijährige Projektlaufzeit:
„In Epsilon wollen wir unsere perzeptuellen Mensch-Technik-Interaktionstechnologien weiterentwickeln und eine Echtzeitanalyse von Post-COVID-Gesundheitsdaten ermöglichen. Damit leisten wir einen weiteren Baustein zu effektiven und effizienten digitalen Gesundheitsanwendungen." |
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Der Arbeitsschwerpunkt des Fraunhofer HHI besteht darin, VR-Tools weiterzuentwickeln, insbesondere die hybriden und multimodalen Erfassungs- und Interaktionstechnologien. Diese konzentrieren sich auf Blick, Geste, Körper, Sprache und eine Echtzeit-Middleware-Software. Im Detail werden Daten von verschiedenen Sensoren erfasst, interpretiert und über die Fraunhofer HHI Middleware zur Umsetzung natürlicher und nutzerfreundlicher Interaktionskonzepte und zur Messung der Verhaltensparameter eingesetzt.
Die zweite Schwerpunkt des Fraunhofer HHI Teams besteht in der Entwicklung des interaktiven Datenraums. Darin werden die unterschiedlichen, im Projekt erhobenen Daten gesammelt, fusioniert und verarbeitet. Diese webbasierte Auswertungsplattform beherbergt die psychologischen, behavioralen und vegetativen Daten, auf deren Grundlage die Verbundpartner das multimodale Charakterisierungsmodell zur Differenzierung der Post-COVID-Subtypen erarbeiten.
Dieses Modell ist die Grundlage für das echtzeitfähige Analyseverfahren, welches im interaktiven Datenraum implementiert wird, um die Patientendaten auszuwerten. Das gesamte EPSILON Datenerhebungs- und Analyse-System soll auch der Post-COVID-Forschung und den Post-COVID-Anlaufstellen bereitgestellt werden, um deren Arbeiten zu unterstützen. (uh)