Der schwache Dollar drückt das Umsatzwachstum etwas, dennoch ist Infineon in Top-Form: Die Profitabilität lag im ersten Quartal 2018 höher als erwartet.
Der derzeit schwache Dollar ist für CEO Dr. Reinhard Ploss kein Grund zur Besorgnis: »Ergebnis und Marge waren im vierten Quartal des Geschäftsjahres besser als prognostiziert – und das bei einem Umsatz, der saisonal bedingt leicht zurückging.«
Mit einem Umsatz im ersten Quartal 2018 von rund 1,8 Mrd. Euro konnte html" href="http://www.elektroniknet.de/anbieterkompass/infineon-technologies-ag-8922217.html">Infineon den Wert des entsprechenden Quartals 2017 sogar um 8 Prozent übertroffen, gemessen am vierten Quartal des Geschäftsjahres 2017 bedeutet dies allerdings einen Rückgang um 2 Prozent. »Ein starker Beginn«, so Ploss.
Doch während Infineon dem Dollarkurs im ersten Quartal noch trotzen konnte, wird sich die Abwertung des Dollars um 8 Prozentpunkte negativ auf die Hälfte des Umsatzes auswirken und auch die Marge drücken. »Das können wir nicht mehr kompensieren, deshalb haben wir den Jahresausblick währungsbedingt angepasst.« Jetzt geht Infineon für das Finanzjahr 2018 von einem Umsatzzuwachs von 5 Prozent (±2 Prozentpunkte) gegenüber dem Geschäftsjahr 2017 aus – 4 Prozentpunkte weniger als ursprünglich anvisiert. Die Marge über alle Segmente soll bei 16,5 Prozent landen.
Doch wenn der schwache Dollar eher unerfreuliche Auswirkungen hat, könnte nicht die Steuerreform in den USA den Münchnern nutzen? Sie sei für Infineon prinzipiell nicht schlecht, antwortet Ploss, aber für die US-Unternehmen noch viel besser. Infineon habe auch nicht vor, aus steuerlichen Gründen mehr Aktivitäten in die USA verlegen, denn die Bedingungen etwa für Neuentwicklungen seien hierzulande laut Ploss besser. »Grundsätzlich sind wir zudem Freunde des freien Handels und deshalb von der Steuerreform nicht begeistert.«
Ausbau der 300-mm-Fertigung in Dresden
Aufgrund der starken Nachfrage investiert Infineon derzeit kräftig in den Ausbau der Fertigungskapazitäten, vor allem in das Werk in Dresden. Das Schöne laut Ploss: »Wir können das schneller tun als der Wettbewerb.« Denn die Voraussetzungen wurden über die letzten Jahre geschaffen: Die Fertigung von Leistungshalbleitern auf 300-mm-Dünn-Wafern kann Infineon jetzt beschleunigt hochfahren. Deshalb will Infineon 2018 1,1 bis 1,2 Mrd. Euro investieren, was 15 Prozent des Umsatzes entsprechen dürfte und damit 2 Prozentpunkte über der eigentlichen Zielmarke von 13 Prozent liegt.
Das macht sich finanziell auf erfreuliche Weise bemerkbar: »Die Kosten pro Chip sind bereits unter die für die Fertigung von ICs auf 200-mm-Wafer gefallen. Die Investitionen zahlen sich aus.« Zumal ein Ende des Nachfrage-Booms nicht abzusehen ist: Das Book-to-Bill-Verhältnis hat inzwischen mit 1,6 einen Rekordwert erreicht, »die Bestände in den Lagern nehmen ab«, beobachtet Ploss.
Stolz ist er darauf, dass Infineon zu den innovativsten Unternehmen weltweit zähle, was kürzlich auch Thomson Reuters wieder bestätigt habe: Das Unternehmen hat Infineon in seine aktuelle Liste der »Top 100 Global Technology Leaders« aufgenommen, neben SAP übrigens als die einzige deutsche Firma. Auch auf der CES, die gerade wieder in Las Vegas stattgefunden hatte und mittlerweile als Stimmungsbarometer für die ganze Branche gilt, sei Infineon mit seinen Chips auf großes Interesse gestoßen, insbesondere mit Produkten, die auf den Einsatz im Smart-City-Umfeld abzielen und mit seinen 3D-Bildsensoren.
In Las Vegas hatte Infineon im Januar auch die Kooperation mit dem chinesischen Suchmaschinenbetreiber Baidu angekündigt. Rund 100 Firmen arbeiten an der Plattform Apollo mit und bringen ihr spezifisches Wissen in den Gesamtrahmen ein, Infineon das Know-how in den Bereichen Microcontroller, Sensoren, Radar, Lidar sowie funktionale Sicherheit. Baidu bringt sein Know-how in den Sektoren KI und autonomes Fahren ein, so dass die Partner im Rahmen von Apollo eigene Systeme entwickeln können. Bis 2020 sollen autonome Fahrzeuge unterwegs sein.
Was sich gerade im Automotive-Markt tut, zeigt auch, dass sich das Automotive-Segment von Infineon im ersten Quartal »untypisch gut« entwickelt hat, getrieben durch die Sektoren E-Mobilitäy sowie Hybrid- und voll elektrische Fahrzeuge.
Im Einzelnen ist der Umsatz im Segment Automotive (ATV) im ersten Quartal gegenüber den Vorquartal angestiegen, in den Segmenten Industrial Power Control (IPC), Power Management & Multimarket (PMM) sowie Chip Card & Security (CCS) ist er zurückgegangen. Gemessen am ersten Quartal 2017 steigerte sich der Umsatz von ATV um 9 Prozent auf 770 Mio. Euro, von IPC um 12 Prozent auf 296 Mio. Euro und PMM um 10 Prozent auf 545 Mio. Euro. Lediglich im Segment CCS ist er um 7 Prozent auf 162 Mio. Euro gefallen. Dies sei vor allen einem saisonalen Rückgang der Nachfrage zu verdanken. »Die Zukunftsaussichten bleiben auch für diesen Sektor gut«, so Ploss.
Automotive brummt
Der Grund für die gute Lage im Segment ATV: Der Halbleiteranteil steigt sowohl in den konventionellen Autos als auch im Bereiche autonomes Fahren und Elektrofahrzeuge. So beliefert Infineon beispielsweise den neuen Audi A8, das erste Fahrzeug, das den Level 3 des autonomen Fahrens erreicht. Das bedeutet, dass der Fahrer nicht mehr selber einparken muss und die Hände auch in zähflüssigem Verkehr und in Staus getrost vom Lenkrad nehmen kann.
Außerdem muss im Rahmen der Elektrifizierung des Autofahrens auch die Lade-Infrastruktur ausgebaut werden. Hier kommt Infineon insbesondere mit den Leistungshalbleitern auf Basis von SiC zum Zug: In einer 400 A/800 V-Ladestationen kommen SiC-Komponenten im Wert von immerhin 3.500 Dollar zum Einsatz.
Allgemein entwickelt sich das Geschäft mit den Leistungshalbleitern erfreulich: Denn auch in Rechenzentren sowie besonders in Solaranlagen sind sie stark gefragt. So hat 2017 die neu installierte PV-Leistung in China über 40 GW erreicht, »in diesem Jahr könnten es über 50 GW werden«, so Ploss. Das ist umso erfreulicher als die Leistungshalbleiter jetzt bereits 65 Prozent zum Gesamtumsatz von Infineon beisteuern.
Das Fazit von Ploss: »Operativ ist Infineon voll auf Kurs.« Deshalb rechnet er für das zweite Quartal mit einem Umsatzanstieg von 4 Prozent, wegen des Dollars aber mit einem Rückgang von 2 Prozent gegenüber dem Vorquartal und einer Marge von 16 Prozent.