China reagiert auf die US-Zölle gegenüber den USA mit eigenen Exportbeschränkungen – dort wo es weh tut – zum Beispiel bei Seltenen Erden. Denn in den USA gibt es nur eine einzige Mine für Selten-Erden-Mineralien.
Überraschend kann die Ankündigung Chinas zu den Exportbeschränkungen seltenen Erden nicht gekommen sein. Denn China – der größte Produzent von Seltenen Erden weltweit – hat sie schon des Öfteren als Druckmittel eingesetzt.
So 2011, als China schon einmal Exportbeschränkungen verhängt hatte. Daraufhin zogen die Preise am Weltmarkt kräftig an. Immerhin 90 Prozent der weltweit benötigten Seltenen Erden kommen aus China. Mit einer Reaktion Chinas war also schon länger zu rechnen. Hier erhalten sie die wichtigsten Fakten zu Seltenen Erden auf einen Blick.
Dennoch gingen erst nachdem China die Exportbeschränkungen für sieben schwere Seltenen Erden und einige Magnete am 4. April offiziell verkündet hat, plötzlich die Anrufe besorgter Anwender von Seltener Erden bei MP Materials ein. Das Unternehmen betreibt die Mine Mountain Pass in der kalifornischen Mojave-Wüste, die einzige Mine der USA, in der die Mineralien der Seltenen Erden gefördert werden – nicht alle, aber immerhin die Oxide von Lanthan, Cerium, Neodym und Praseodym in hoher Reinheit.
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Die zunehmenden geopolitischen Spannungen hatten dazu geführt, dass MP Materials die stillgelegte Mine Mountain Pass 2017 gekauft und wiederbelebt hat, zu einem Zeitpunkt, als die Preise weder einmal in die Höhe kletterten.
Jetzt hat das Unternehmen verkündet, aufgrund der von China verhängten Exportbeschränkungen und Zölle von 125 Prozent auf US-Importe sein Erz nicht mehr zur Verarbeitung nach China schicken zu wollen. Das Unternehmen sagte, es werde weiterhin fast die Hälfte der vor Ort abgebauten Erze verarbeiten und den Rest lagern, während es an der Erweiterung seiner Verarbeitungskapazitäten arbeitet.
»Der Verkauf unserer wertvollen kritischen Mineralien unter 125prozentigen Zöllen ist weder kommerziell vernünftig noch mit den nationalen Interessen Amerikas vereinbar«, so MP Materials in einer Stellungnahme.
Die Preise für Seltene Erden sind bereits gestiegen. So legte Terbium seit Ende März bereits um 24 Prozent auf 933 Dollar pro Kilogramm zu.
»Unsere Schätzung deutet darauf hin, dass es auf dem Markt genügend Vorräte gibt, um die Nachfrage vorerst zu decken«, sagte Neha Mukherjee, Analystin für Seltene Erden bei Benchmark Mineral Intelligence, gegenüber AP News und fügte hinzu, dass es im Laufe des Jahres zu Engpässen kommen könnte.
China betreibt die weltweit größten Seltenen-Erden-Minen und produzierte im vergangenen Jahr 270.000 t an Mineralien. Die USA kamen auf 45.000 t. Weil China auch die größten Kapazitäten besitzt, um die reinen Seltenen Erden aus den Mineralien zu holen, liefert China fast 90 Prozent der weltweiten Seltenen Erden und wird noch lange dominieren. Warum lesen Sie hier.
Im Moment arbeiten die beiden amerikanischen Unternehmen NioCorp und U.S. Critical Materials daran, Seltene Erden vorkommen in Nebraska und Montana zu erschließen – und dafür staatliche Unterstützung zu erhalten. »Wir sollten die schwere Seltenen Erden im eigenen Land fördern und herstellen und ich bin überzeugt, dass wir das auch tun können«, sagte Mark Smith, CEO von NioCorp.
Nicht nur die USA wollen sich den Zugang zu seltenen Erden und weiteren kritische Rohstoffen erschließen. In der EU läuft derzeit das Projekt »UNDERCOVER«, wo Technologien zur nachhaltigen Erkundung kritischer Rohstoffe (Critical Raw Materials, CRM) in tiefen Gesteinsschichten entwickelt und zu erprobt werden sollen.
Die Europäische Kommission zählt Seltene Erden zu den Rohstoffen mit dem höchsten Versorgungsrisiko. Der weltweite Bedarf wird Schätzungen zufolge von 131.500 t im Jahr 2020 auf 188.300 t im Jahr 2030 steigen – allein schon, um Klimaziele mit Hilfe von Windkraft und Elektroautos zu erreichen.
Im Januar 2023 meldete Schweden einen größeren geeigneten Erzfund in der Bergbauregion Kiruna im Norden des Landes - mit einem Umfang von mehr als einer Million Tonnen an Metallen handele es sich um das bisher größte in Europa bekannte Vorkommen, wie das staatliche schwedische Bergbauunternehmen LKAB erklärte, das in Kiruna eine Eisenmine betreibt.
Genehmigungsverfahren und Prüfungen könnten aber noch 10 bis 15 Jahren dauern. Die Menge von mehr als einer Million Tonnen an Seltenerd-Oxiden werde nach Schätzungen ausreichen, um einen Großteil der künftigen EU-Nachfrage für die Herstellung von Dauermagneten für Elektromotoren und Windkraftanlagen zu decken.
In Deutschland sind Vorkommen in Sachsen bekannt. Die Delitzsch-Storkwitzer Lagerstättenregion wird seit rund zehn Jahren wissenschaftlich erforscht. Die Konzentration der Metalle im Erz gilt aber bislang als zu gering, um für eine Förderung rentabel zu sein.