Interview mit Stefan Seyfried, AMD

Mit 3 Fragen zum richtigen Prozessor

7. September 2021, 8:30 Uhr | Tobias Schlichtmeier
Diesen Artikel anhören

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Mit 3 Fragen zum richtigen Prozessor – Teil 2

Jedoch ist selbst im x86-Ökosystem die Auswahl riesig.

Das ist richtig. Selbst bei AMD haben wir eine riesige Auswahl an CPUs, von Ryzen R2000/V2000 über Epyc 3000 bis hin zu den Epyc-7001-, 7002- und ganz neu den 7003-Varianten. Andere Prozessor-Hersteller haben wiederum vergleichbar viele. Ein Entwickler muss sich also überlegen: Was möchte ich mit meiner Anwendung erreichen – welche Kernfunktionen braucht mein System? Welche Ansprüche habe ich an die Grafik und I/Os? Welche maximale TDP benötige ich?

Wenn ich diese drei Fragen für mich beantworten kann, habe ich von etwa 50 Prozessoren vielleicht noch 10 zur Auswahl. Dann ist die Entscheidung bereits wesentlich einfacher.

Gerade im Zuge von Edge-Anwendungen ist oft auch eine hohe parallele Rechenleistung erforderlich, oft mithilfe von GPUs. Inwieweit engagiert sich AMD in dieser Richtung?

AMD kam erst über einen Zukauf – von ATI – zur Grafik. Anschließend hat das Unternehmen sehr schnell begonnen, die Grafikprozessoren mit den CPUs zu vereinen und als APUs zu benennen. Denn der Inhalt der CPU ist mit integrierter GPU und weiterer integrierter Logik viel performanter, als es ein Durchschnitts-User früher benötigte. Aus dem Grund haben wir zum Beispiel dann auch die Entwicklung von offenen Standards wie OpenCL stark vorangetrieben, um die Nutzung solcher heterogenen Systemarchitekturen voranzutreiben und die Art und Weise, wie wir Embedded Computer nutzen, zu verändern. Wir haben auch sehr früh vom Ubiquitous Computing, also allgegenwärtigem Computing gesprochen, aus dem heute Industrie 4.0, das IIoT und die Digitalisierung geworden ist.

Ein anderes Beispiel ist Windows ML, das Machine Learning Plug-in von Windows IoT. Es erleichtert es Entwicklern, die Grafik als Rechenleistung zu nutzen. Solche »Accelerators« sind ein wichtiger Teil der AMD-Strategie. Daneben gibt es noch die Serie AMD Instinct, das sind Beschleunigerkarten für Datencenter-Applikationen. Gerade in den letzten zwei Jahren waren diese sehr erfolgreich. Im Bereich HPC- und Cloud-Anwendungen haben wir sehr viele neue Projekte gewonnen. Hierfür liefern wir auch einen kompletten Software Stack namens AMD ROCm.

Kürzlich brachte Nvidia ihre erste CPU auf den Markt. Sehen Sie Nvidia als ernst zu nehmende Konkurrenz am CPU-Markt?

In meinem Bereich habe ich bisher noch nicht gehört, dass Kunden zu Nvidia wechseln. Generell nehmen wir jedoch jeden Mitbewerber ernst. Allerdings sind wir es gewohnt, mit den stärksten Industrie-Unternehmen im Wettbewerb zu stehen, sowohl bei den CPUs als auch bei den GPUs. Das wird immer so sein – deshalb bleiben wir nicht stehen, sondern entwickeln unsere Produkte stetig weiter und gewinnen dann auch immer wieder Wettbewerbsvorsprünge. Die Zen-Architektur ist hierfür ein herausragendes Beispiel. Die Kombination von besonders guten CPUs und GPUs macht uns zudem in der Kombination besonders leistungsstark. Wir sehen uns im Wettbewerb also durchaus gut positioniert.

passend zum Thema

AMD
Die AMD-Embedded-Epyc-Prozessoren sind insbesondere für die Anforderungen von Networking und Storage am Edge ausgelegt.
© AMD

Wie werden Sie den Ansprüchen an die Security für Embedded-Anwendungen gerecht?

Hier spielt uns wiederum in die Hände, dass Ryzen und Epyc auf dem gleichen Core basieren. Aus dem Grund ist das Thema Security für beide Familien gleich. Es gibt einige wenige Features, die lediglich in den Epyc-CPUs enthalten sind, da diese für Clients nicht relevant sind – beispielsweise Secure Virtualization. Sprich: virtuelle Instanzen können sich nicht gegenseitig belauschen, da jeder in einem verschlüsselten Speicherbereich läuft. Solche Funktionen finden Sie im Ryzen-Bereich nicht.

Allein die Architektur ist jedoch nicht ausreichend…

Um realistisch zu sein: Hacker werden uns immer einen Schritt voraus sein. Wir können Sicherheitslücken beheben, die heute erkennbar sind – das liegt in unserer Verantwortung. Wir werden jedoch immer an Updates und neuen Sicherheits-Features arbeiten müssen. Bei unseren Prozessoren kann man zum Beispiel den gesamten Speicherbereich verschlüsseln, sehr wichtig für Industrie-PCs, die oft mit gesteckten Speichern arbeiten.

Zudem haben wir Secure Encrypted Virtualization in unseren Epyc-Prozessoren implementiert. Sie wird seit Kurzem ebenfalls von Google in dessen Confidential-Cloud-Instanzen benutzt. Jeder, der sich auf den speziellen virtuellen Maschinen der Google Confidential Cloud anmeldet, kann entscheiden, ob er eine solche sichere Instanz haben möchte. Wir legen sehr viel Wert auf unsere Sicherheits-Features, weil wir erkannt haben, dass es ein Verkaufsargument ist.

Vielen Dank für das Gespräch Herr Seyfried.


  1. Mit 3 Fragen zum richtigen Prozessor
  2. Mit 3 Fragen zum richtigen Prozessor – Teil 2

Lesen Sie mehr zum Thema


Das könnte Sie auch interessieren

Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Weitere Artikel zu AMD Advanced Micro Devices GmbH

Weitere Artikel zu Mikroprozessoren

Weitere Artikel zu Industrie-Computer / Embedded PC

Weitere Artikel zu SBCs / CPU-Boards / CoM / SoM

Weitere Artikel zu Echtzeit-/Embedded Software