Haben kleinere EMS ohne globale Präsenz schlechtere Karten? Das lässt sich wohl kaum pauschal beantworten. Geht es um „Local for Local“, also die Fertigung für einen bestimmten Markt, wird sich der Kunde einen global tätigen Dienstleister suchen, wenn sein EMS nicht expandieren kann.
»Geht es rein um Lohnkosten, dann zählt Kundennähe auch mal mehr als 2 Prozent Lohnunterschied«, sagt Dr. Gerald Katzler, Geschäftsführer von Steca. Ähnliche Erfahrungen hat Marco Balling gemacht, Geschäftsführer von Productware: »Wir haben einen Kunden gewonnen, der 100 EMS-Firmen auf seiner Long List hatte. Das zeigt: Es geht im Endeffekt darum, welcher Dienstleister am besten zum Kunden passt. Da ist die Kostenseite nicht immer ausschlaggebend. Die Wirtschaftlichkeit muss natürlich gegeben sein. Bei wenig Handarbeit und hochkomplexen Produkten sind wir aber auch in der Lage wettbewerbsfähige Preise im Vergleich zu Osteuropa aufzurufen.«
Für manch kleinere EMS-Firma ist die lokale Kundennähe und die persönliche Geschäftsbeziehung daher oft der entscheidende „USP“ beim Kunden: »Wir arbeiten mit einem Unternehmen in Bayreuth zusammen, das wir vor vier Jahren als Kunden gewonnen haben. Inzwischen generiert das Unternehmen sein überwiegendes Geschäft im Ausland, aber die Notwendigkeit, dass wir als Dienstleister dort präsent sind, ist nicht gegeben«, unterstreicht Roland Hollstein, Geschäftsführer von Grundig Business Systems, ebenfalls in Bayreuth ansässig. Hier zähle alleine die räumliche Nähe zur Firmenzentrale des Kunden, so Hollstein. »Die Wertschöpfung, die wir für diesen Kunden abdecken, ist extrem gewachsen in den letzten Jahren. Wir sind eine Art Rückgrat geworden und sind über die komplette Supply Chain für diesen Kunden tätig, inklusive Reparatur-Service und Materialeinkauf.«