Vishay mit sehr gutem 1. Quartal 2021

»Unser Umsatzziel liegt dauerhaft über 3 Milliarden Dollar«

26. Februar 2021, 9:17 Uhr | Engelbert Hopf
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Verstärkung im Bereich Infrarot-Optoelektronik möglich....

Akquisitionen sind bei Vishay immer ein Thema: Zuletzt haben Sie Applied Thin-Film Products (ATP) erworben. Ihnen stehen Hunderte von Millionen Dollar Eigenkapital zur Verfügung. Wollen Sie noch einen großen Wurf wagen?

Unsere Eigenmittel liegen momentan bei rund 800 Millionen Dollar; nähmen wir noch unsere Kreditlinien dazu, wären wir problemlos in der Lage, 1,5 Milliarden Dollar in eine Akquisition zu stecken. Das Problem ist derzeit nur, dass die Hedgefonds in den USA die Preise für interessante Firmen so in die Höhe geschraubt haben, dass man da mit einem Payback von 20 bis 30 Jahren rechnen muss. Das macht keinen Sinn! Ich will dem Unternehmen keine solche Hypothek aufbürden. Wir beschäftigen uns derzeit mit zwei, drei interessanten Möglichkeiten und intensivieren unsere Suche auch wieder in Europa, das hatten wir in den letzten Jahren leider etwas vernachlässigt.

Ihre Akquisitionen zielen zumeist auf die Schließung von Lücken im Produktportfolio, oder Technologielücken. Worum könnte es sich bei den nächsten Akquisitionen handeln?

Ich würde sagen, dass es aus heutiger Sicht eher unwahrscheinlich ist, dass wir uns eine Akquisition im Bereich diskreter Halbleiter wie MOSFETs und Dioden zum Ziel setzen. Wirklich interessant wäre aus meiner Sicht für uns eine Verstärkung im Bereich Infrarot-Optoelektronik. Wir hatten uns diesbezüglich in der Vergangenheit auch mit namhaften Unternehmen unterhalten, aber wir sind nicht zusammengekommen. Womit wir wieder bei Themen wie Widerständen wären – warum nicht! Auch im Bereich Spulen und Magnetics würde ich einige interessante Ergänzungsmöglichkeiten sehen.

Zu den Produktbereichen, die Sie bereits seit ein, zwei Jahren intensiv ausbauen, gehört das Segment Power-Induktivitäten. Woher rührt der offenbar massive Nachfragebedarf?

Es ist der rasch wachsende Bedarf an effizienter DC/DC-Konversion. Das bedingt den Einsatz kleiner, hochfrequenzgeeigneter Induktivitäten. Welche Bedeutung dieser Bereich inzwischen allein für uns bekommen hat, lässt sich daran ablesen, dass unser Magnetics-Umsatz inzwischen bei über 300 Millionen Dollar liegt.

Sie wollen das Geschäft in China weiter ausbauen. Welches Umsatzvolumen könnte China 2025 für Vishay darstellen?

Ich würde sagen, ein Wert von 15 bis 20 Prozent ist absolut realistisch. Das ist aber kein Zweck an sich. Dieses Wachstum bildet nur unsere Möglichkeiten ab, mit unserem Produktportfolio an der wirtschaftlichen Entwicklung Chinas zu partizipieren.

In den letzten Monaten haben sich durch den Technologie-Bann der US-Regierung gegen China Foundry-Kapazitäten in Asien vor allem im MOSFET-Bereich dramatisch verringert. Trifft Sie diese Entwicklung auch?

Nein. Wir arbeiten im Wafer-Bereich überwiegend mit Tower Semiconductor in Israel zusammen. Für uns stellt das im MOSFET-Bereich derzeit absolut kein Problem dar.

Rechnen Sie in den nächsten Jahren mit einem Fortschreiten der Deglobalisierung? Gehen Sie von einer weiteren Nationalisierung der Märkte aus?

Nationalistische Bestrebungen hat es auch in der Vergangenheit immer wieder gegeben. Den großen Worten folgen aber meist nur kleine Taten, wie Sie auch am Beispiel von Trumps Politik sehen können. Die Anzahl der Werke in den USA ist heute kaum höher als zu Beginn seiner Amtszeit. Am Ende setzt sich eben fast immer das Kostenargument durch. Das wäre nur außer Kraft zu setzen, wenn man bereit wäre, 30 Prozent mehr für eine Komponente, ein Produkt zu zahlen. Dann wären Rückverlagerungen von Fertigungen aus Asien nach Europa oder in die USA auch wirtschaftlich wirklich darstellbar.

Wird es Ihrer Einschätzung nach auch unter Joe Biden bei Schutzzöllen auf Warenimporte aus China bleiben? Wird es wieder zur stärkeren Annäherung zwischen den USA und Europa kommen?

Ich denke, die amerikanische Wirtschafts- und Außenpolitik wird wieder weniger destruktiv sein, sie wird zur Normalität zurückfinden. Wir dürfen aber auch nicht übersehen, dass Trump nur ein Vorbote einer Bitterkeit war, die in den USA offenbar immer mehr um sich greift. Wir in Europa und speziell in Deutschland haben in den letzten Jahrzehnten schon sehr stark von der Entwicklung des globalen Waren- und Wirtschaftsverkehrs profitiert. Das hat in den USA Bitterkeit entstehen lassen. Ich denke, wir werden da noch die einen oder anderen Nadelstiche zu spüren bekommen.


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