Autonome Autos und Radverkehr

Kann das gutgehen?

30. Juni 2017, 9:30 Uhr |
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Fortsetzung des Artikels von Teil 2

Autonome Fahrzeuge halten sich an Regeln

Ein weiterer Sicherheitsgewinn entsteht dadurch, dass autonome Fahrzeuge nicht trinken. 25 Prozent aller tödlichen Unfälle in Europa haben mit Trunkenheit am Steuer zu tun. Zwar ist Deutschland in diesem Punkt besser als der Durchschnitt, aber bei immerhin 9 Prozent der Verkehrstoten in Deutschland war Trunkenheit in Spiel. Des Weiteren sorgt die Reaktionsschnelligkeit autonomer Fahrzeuge für mehr Sicherheit: Der Mensch benötigt etwa eine Sekunde, um auf ein plötzliches Ereignis zu reagieren und den Fuß vom Gas- aufs Bremspedal zu bewegen. Das kann ein automatisiertes System fast verzögerungsfrei. Auch typische Fahrfehler ließen sich vermeiden. Häufigste Ursache für Unfälle mit Radfahrern ist das Rechtsabbiegen (Bild 3). In London verlieren 30 Prozent der tödlich verunglückten Radfahrer auf diese Weise ihr Leben. Auch wenn der Radfahrer aus der falschen Richtung kommt – ganz gleich ob legal oder illegal – und vom Autofahrer übersehen wird: Die Sensoren können, zumindest theoretisch, stets alle Richtungen überblicken.

Radfahrer und Autofahrer beim rechts abbiegen.
Bild 3. Rechtsabbiegen durch Kraftfahrzeuge ist das häufigste Unfallszenario zwischen Auto- und Radverkehr.
© Dr. Christine Lehmann

Voraussetzung dafür ist allerdings, dass das alles nicht zu schnell geht, dass Bremswege ausreichen, dass die Sensorik reagieren kann. Eine Möglichkeit, die Sichtbarkeit von Radfahrern zu verbessern, ist, die Radfahrer oder die Fahrräder mit einem Funketikett auszustatten, sodass sie für die Sensoren zweifelsfrei erkennbar werden. Aber in den Forschungsprojekten zur Vehicle-to-Vehi­cle-Kommunikation kommen Fahrräder bisher noch nicht vor und fraglich ist auch, wie realistisch es wäre, alle Fahrräder mit Funketiketten auszustatten. Von daher ist dieses Szenario wohl eher nicht zu erwarten.

Auf dem Nationalen Radverkehrskongress im April 2017 in Mannheim gab es eine Session zum Thema „Autonome Fahrzeuge und Radverkehr“ mit Verkehrsplanern, Verkehrsexperten und Forschern aus der Automobilindustrie. Alle waren sich einig, dass ein allgemein langsameres Tempo in der Stadt das Szenario der Zukunft ist – ganz einfach deshalb, weil autonome Fahrzeuge die erlaubte Höchstgeschwindigkeit nicht überschreiten werden. Die geringere Geschwindigkeit des Kraftverkehrs wird die Sicherheit für alle Verkehrsteilnehmer signifikant steigern, aber auch zu einer Verflüssigung des Verkehrs und weniger Staus führen. Umgekehrt müssen sich die Radfahrer auf bessere Regelbeachtung einstellen, wenn auch automatisierte Fahrzeuge auf den Straßen unterwegs sind.


  1. Kann das gutgehen?
  2. Mehr Sicherheit durch Automatisierung
  3. Autonome Fahrzeuge halten sich an Regeln

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