Viele lehnen das geplante Verbot neuer Verbrennerautos ab 2035 ab. Gleichzeitig fehlt es in fast jeder zweiten Kommune an öffentlicher Ladeinfrastruktur für E-Fahrzeuge – trotz Milliardenförderung.
Das für 2035 geplante Aus neuer Pkw mit Verbrennungsmotor in der EU trifft in Deutschland auf breite Ablehnung. Laut einer repräsentativen Umfrage des Instituts YouGov im Auftrag der dpa erwarten 44 Prozent der Befragten von der Bundesregierung, sich gegen das Verbot einzusetzen. Weitere 19 Prozent sprechen sich für eine Verschiebung aus. Nur 24 Prozent befürworten den bisherigen Kurs.
Die EU hatte den Ausstieg 2022 beschlossen, um die CO₂-Emissionen im Verkehrssektor zu senken. Politischen Widerstand gibt es unter anderem von der Union, Teilen der SPD sowie aus der Wirtschaft. Auch Niedersachsens Ministerpräsident Olaf Lies (SPD) forderte kürzlich eine Kursänderung.
60 Prozent der Befragten befürchten, dass Klimaschutz langfristig das Leben verteuern wird. Nur 17 Prozent rechnen mit finanziellen Vorteilen. Dennoch wünschen sich 36 Prozent ein stärkeres Engagement der Bundesregierung im Klimaschutz. 29 Prozent sind mit dem aktuellen Kurs zufrieden, 24 Prozent wünschen sich weniger Maßnahmen.
Trotz staatlicher Förderung fehlt es in vielen Regionen an Ladepunkten für Elektrofahrzeuge. In 4.923 der insgesamt 10.978 Kommunen in Deutschland gibt es laut Bundesverkehrsministerium keine öffentlich zugängliche Ladeinfrastruktur. Das entspricht knapp 45 Prozent aller Gemeinden.
Besonders schlecht aufgestellt ist Rheinland-Pfalz: Nur 26,5 Prozent der Kommunen verfügen dort über Ladepunkte. Deutlich besser ist die Lage in Großstädten sowie in Ländern wie Nordrhein-Westfalen, dem Saarland und den Stadtstaaten Berlin, Hamburg und Bremen – hier liegt die Versorgungsquote bei 100 Prozent.
Linken-Fraktionschef Dietmar Bartsch bezeichnete die Situation als „peinliches Versagen der Verkehrswende“. Der ländliche Raum werde dadurch massiv benachteiligt. Für einen breiten Umstieg auf Elektromobilität müssten Preis, Reichweite und Infrastruktur gleichermaßen stimmen.
Seit Beginn der staatlichen E-Mobilitätsförderung hat der Bund rund 9,5 Milliarden Euro bereitgestellt. Laut Bartsch sei der schleppende Ausbau der Ladeinfrastruktur ein wesentlicher Grund für die derzeitige Schwäche der deutschen Autoindustrie.