Autonome Autos und Radverkehr

Kann das gutgehen?

30. Juni 2017, 9:30 Uhr |
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Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Mehr Sicherheit durch Automatisierung

Es wäre naiv zu behaupten, dass sich durch automatisiertes Fahren die Unfälle nun um 95 Prozent reduzieren ließen, denn durch die neue Technik werden zwar Probleme gelöst, aber auch wieder neue geschaffen. Und der Radverkehr könnte dabei eine der größten Herausforderungen sein. Fußgänger bleiben im Normalfall auf den Gehwegen, Busse und Trams sind schon aufgrund ihrer Größe gut durch Sensoren erkennbar, Radfahrer mischen sich jedoch mit dem Autoverkehr und sind – insbesondere von hinten – wegen ihrer schmalen Silhouette sehr schlecht automatisiert zu detektieren (Bild 1).

Auf straßenbegleitenden Radwegen ist die Sicht auf Radfahrer durch Baumreihen und parkende Fahrzeuge oft behindert. Deshalb wurde die Benutzungspflicht dieser Radwege abgeschafft. Radfahrer dürfen – und sollen – die Straße benutzen, insbesondere in Tempo-30-Zonen. Ganz gleich, ob auf der Straße oder auf dem Radweg: Für autonome Fahrzeuge ist beides ein Problem. Auf Radwegen tauchen Radfahrer unvermittelt hinter einem Sichthindernis auf, auf der Straße ist ihr Verhalten nicht vorhersehbar und sehr dynamisch (Bild 2). Oft müssen Radfahrer Hindernissen ausweichen und können dabei wesentlich schneller die Bewegungsrichtung ändern als ein Kraftfahrzeug.

Ganz zu schweigen von der Regeltreue vieler Radfahrer, die weitere Herausforderungen mit sich bringt: Rotlichtübertretungen oder Fahren entgegen der Fahrtrichtung, um nur zwei zu nennen. Autofahrer fahren i.d.R. zwar nicht absichtlich über rote Ampeln (höchstens bei „dunkelgelb“), aber manche Regelverstöße sind im Kfz-Verkehr gesellschaftlich akzeptiert: Dazu zählen z.B. das Parken in zweiter Reihe und Geschwindigkeitsbegrenzungen gelten eher als Empfehlung denn als Vorschrift. Überhöhte Geschwindigkeit ist auch die häufigste Ursache für Unfälle. Genau hier zeichnet sich nun eine Lösungsperspektive ab. Es ist allgemein anerkannt, dass autonome Fahrzeuge alle Verkehrsregeln im Straßenverkehr beachten müssen. Das trifft insbesondere auf Geschwindigkeitsbeschränkungen zu. Da gibt es in Tempo-30-Zonen also kein Pardon mehr. Genau das stellt einen riesigen Sicherheitsgewinn im Vergleich zu manuell gesteuerten Fahrzeugen dar (Tabelle).

Art der GeschwindigkeitsassistentenRückgang der Unfälle mit Personenschäden
empfehlend, greift nicht in Fahrzeugsteuerung ein2,7%
assistierend (aber übersteuerbar)12%
assistierend (nicht übersteuerbar)29%

 

Rückgang der Unfälle mit Personenschäden durch Geschwindigkeitsassistent. Der Rückgang der Unfälle um 29 % bedeutet eine Verringerung der Unfalltoten um die Hälfte.(Quelle: Prof. Oliver Carsten, University of Leeds)



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  2. Mehr Sicherheit durch Automatisierung
  3. Autonome Fahrzeuge halten sich an Regeln

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