Stark gestiegene Ansprüche

Was Automotive-Halbleiter zukünftig leisten müssen

29. Mai 2020, 8:00 Uhr | Iris Stroh
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»Ein Ausfall einzelner Sensoren lässt sich besser kompensieren«

Und auch wenn der eine oder andere Euro bei den dezentralen Sensoren und ihren Recheneinheiten eingespart werden kann, »eine breitbandige Datenübertragung im Gigabit-Bereich im Fahrzeug führt zu Mehrkosten, die durch den Entfall von lokaler Vorverarbeitung nicht kompensiert werden können«, so Böhm weiter. Auch wenn es um die Systemverfügbarkeit und Redundanz ginge, seien dezentrale Lösungen von Vorteil. Böhm: »Ein Ausfall einzelner Sensoren lässt sich besser kompensieren.«

Und Eric Pinton, Director of ADAS and Autonomous Systems Business Development von Renesas Electronics, merkt noch an, dass Systeme, die Rohdaten verschmelzen, auf PC-ähnlicher Hardware basieren – ein praktikabler Ansatz für Demonstrationsfahrzeuge oder für die Forschung, »aber keine Lösung für kommerziellen Fahrzeuge«.

Aber auch wenn die Daten sensornah vorverarbeitet werden, steigen die Anforderungen an die Steuergeräte, die die Fusionierung der Daten übernehmen. Zum einen sind sich die Halbleiterhersteller einig: Die Systeme/Plattformen müssen skalieren, damit sie von der Einstiegsklasse bis zum Premiumfahrzeug genutzt werden können. Denn nicht nur der Entwicklungsaufwand ist enorm, auch die Validierung kostet Zeit und Geld. Böhm weiter: »Da die Bandreiten für den Datenaustausch zunehmen und traditionelle Interfaces nicht mehr genügen, sind High-Speed-Interfaces für die Interprozessorkommunikation in Datenfusions-Steuergeräten notwendig.«

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Thomas Böhm von Infineon ist für dezentrale Sensordaten-Vorberarbeitung: »Ein Ausfall einzelner Sensoren lässt sich besser kompensieren.«
© Infineon Technologies

Pinton weist außerdem darauf hin, dass nicht nur Weiterentwicklungen auf der Hardwareseite stattfinden, sondern dass es auch auf der Softwareseite zu Umbrüchen kommt. Die OEMs werden sich den besten Softarelieferanten für die dedizierte Funktion suchen, das ist entweder der traditionelle Tier-1- oder ein Software-Anbieter. Das hat zur Folge, dass neue Entwicklungsmethoden und Software Frameworks notwendig sind, denn nur dann könnten die Software-Anbieter ihre eigene Software entwickeln und mit vertretbarem Aufwand integrieren.

Und abschließend weist Pinton noch auf das Thema „Funktionale Sicherheit“ hin. Wenn Steuergeräte das Auto fahren sollen, müssen die Systeme „Fail Operational“ sein, sprich: es muss ein elektronisches Rückfallsystem geben. Pinton: »Die Herausforderung besteht hier darin, dass dann SoCs in der Lage sein müssen, ASIL D zu unterstützen. Andernfalls muss eine Aufteilung der Funktionen genutzt werden, was die Anzahl der Bausteine, die Handhabung von Software und Daten und natürlich die Leistung und die Kosten erhöht.«


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