Leserbriefe

»Autarkie wäre politischer Fehler«

19. März 2012, 9:33 Uhr | Heinz Arnold
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Fortsetzung des Artikels von Teil 11

Intelligente Verbraucher plus Stromspeicher

Da ich nicht nur ebenfalls beim Zappen an der Sendung "Hart aber fair" hängengeblieben bin, sondern auch Ende letzten Jahres meine Diplomarbeit zu diesem Thema geschrieben habe und gerade eine Firma im PV-Bereich gründe, stellen sich mir genau die gleichen Fragen bzw. Aussagen und ich konnte mich nicht davon abhalten lassen Ihnen meine Versionen davon zu mailen:

Photovoltaikanlagen auf dem Dach: nett, aber reichen nicht, um Grundlast für ein Industrieland zu stellen, weil… durch die starke Volatilität der Stromversorgung durch die Sonne mal eben einige GW in wenigen Minuten "ausfallen" können, nur weil eine Schlechtwetterfront über Deutschland zieht. Zum Glück können sich die Systeme aber ergänzen weil... z.B. die Windkraft in Schlechtwetterzonen dafür mehr Strom erzeugt und weil nie alle PV-Anlagen gleichzeitig durch eine einzige Wolke (außer die "Nacht") beeinträchtigt werden. Ich denke daher, dass der aktuelle Ausbau von ca. 24 GWp in Deutschland noch immer viel zu wenig ist um bei wechselnden Sonneneinstrahlungen Deutschland sicher mit Sonnenstrom zu versorgen. Allerdings glaube ich auch nicht, dass die Photovoltaik für die Grundlastsicherung taugt, solange es keine dezentralen Netzinfrastrukturen und Speicherlösungen gibt. Allerdings kann die PV hervorragend teure Spitzenlastkraftwerke ersetzen, den Stromverbrauch insgesamt "glätten" und die Notwendigkeit fossiler oder gar atomarer Kraftwerke minimieren.

Photovoltaikanlagen auf dem Eigenheim: Mit dem dezentralen Ansatz können wir uns den Netzausbau sparen, weil…: wenn zusätzlich intelligente Verbraucher installiert sind, der Strom-Verbrauch der Strom-Erzeugung folgt und damit kaum noch Strom von extern bezogen werden muss. Das minimiert die Notwendigkeit dickerer Hochspannungsnetze und senkt auch die Kosten für die Netz-Korrektur (Schieflast, Über-/Unter-Frequenz) für die Betreiber. Interessant sind diese Modelle insbesondere für Gemeinden denen bereits das Stromnetz selbst gehört (v.a. Bayern und RLP) da die Definition "dezentral" auch bedeuten könnte, dass sich eine Gemeinde relativ autark versorgt. Hier gilt nämlich wieder der Vorteil: "je mehr PV-Anlagen, desto ausfallsicherer die Versorgung".

Die erneuerbaren Energien sind schön, bringen aber nichts, solange keine Speicher zur Verfügung stehen, weil… wir immer noch "doofe" Endgeräte haben, die nicht wissen können wann Strom vorhanden ist oder nicht. Die Größe der Energie-Speicher hängen nicht nur von der benötigten Energiemenge und "Not/Ausfall"-Versorgungsdauer ab, sondern auch von der Intelligenz des dezentralen Netzes. Ich hoffe sehr, dass die Bundesregierung neben der Senkung der Solarförderung in die Entwicklung intelligenter Stromnetze investiert. Denn moderne Länder die auf Erneuerbare Energien setzen, müssen nicht nur auf Energiespeicher sondern auch auf die Intelligenz der Verbraucher setzen. Und damit meine ich nicht nur den Menschen.

Oliver Strecke

oliver.strecke@browsertec.de


  1. »Autarkie wäre politischer Fehler«
  2. Erzeugung und Verbrauch regionalisieren!
  3. Alle Beteiligten müssen zusammen arbeiten
  4. Solarthermie völlig unterbewertet!
  5. Wir müssen alle Bausteine nutzen
  6. Speicher für elektrische Energie sind Unsinn
  7. Gegen die Monopolstruktur der Energiekonzerne!
  8. Die Steuerlast ist hoch, es besteht kein Interesse, sie zu senken
  9. Smart Grid nur eine Frage des Wollens!
  10. Niemand nennt die Kosten für Atomstrom
  11. Langfristig kommen Blockheizkraftwerke
  12. Intelligente Verbraucher plus Stromspeicher
  13. Nicht die Produktion der Last sondern die Last der Produktion anpassen!
  14. Nachbarn kaufen und verkaufen Strom untereinander
  15. Speicherfähigkeit ist ein Schlüssel zur Autarkie – und Freibeutertum in den Augen der Energiekonzerne
  16. Von einer Energiewende zu sprechen, ist vermessen und unsachlich
  17. Windgas ist die Lösung!
  18. Energiewende – nur durch Reduzierung des Energieverbrauchs
  19. Nur Deutschland traut sich – das ist gut!
  20. Erneuerbare Energiequellen nahe an den Verbrauchern!
  21. Ein langsamer, aber stetiger Umbau wäre besser
  22. Umstellung auf 70 Prozent regenerative Energie in 10 bis 20 Jahren möglich
  23. Innovationskraft der Ingenieure statt ideologische Parolen der Politiker

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