Gastkommentar Prof. Dr. Andreas Schütze

»25 Jahre AMA-Innovationspreis – ein starkes Signal«

22. April 2025, 14:25 Uhr | Nicole Wörner
Professor Dr. Andreas Schütze, Universität des Saarlandes: »Ich vertraue fest auf die Innovationsfähigkeit unserer Unternehmen und Forschungseinrichtungen, passende Lösungen für die Herausforderungen für die Sensorik und Messtechnik zu finden – zum Nutzen von uns allen.«
© Oliver Dietze

Bereits zum 25. Mal verleiht der AMA Verband für Sensorik und Messtechnik den AMA Innovationspreis. Nominiert sind fünf Projekte, die laut Jury-Vorsitzendem Prof. Dr. Andreas Schütze von der Uni des Saarlandes »ein Spiegelbild der Branche« darstellen. Warum, erklärt er in seinem Gastkommentar.

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Prof. Dr. Andreas Schütze, Universität des Saarlandes:

»Silbernes Jubiläum für den AMA Innovationspreis: Seit nunmehr 25 Jahren zeichnet der AMA Verband für Sensorik und Messtechnik herausragende Neuheiten in diesem wichtigen Feld aus. Das Jubiläum fällt zusammen mit der neuesten Trendstudie ‚Sensor Trends 2030‘, veröffentlicht gemeinsam mit der VDI/VDE GMA. Die Trendstudie betont die Bedeutung von Mess- und Sensortechnik für unsere Informationsgesellschaft als Quelle der meisten Informationen, mit denen verbesserte Lösungen für alle Bereiche der Wirtschaft und Gesellschaft ermöglicht werden.

Der Innovationspreis konkretisiert dies immer wieder sehr anschaulich durch die nominierten Lösungen. Diese stellen allerdings immer nur einen kleinen Ausschnitt dar, daher darf ich Sie herzlichen einladen, sich alle Einreichungen in der Broschüre zum AMA Innovationspreis anzusehen. Gleichzeitig betont der Preis die Leistung der Ingenieure und Wissenschaftler, ohne deren Ideen und Kompetenz in der Umsetzung solche Innovationen nicht möglich wären – zu Recht erhalten sie daher das ausgelobte Preisgeld.

In diesem Jahr hat die Jury fünf Einreichungen nominiert, die wiederum ein Spiegelbild der Branche sind: drei etablierte Unternehmen, zwei junge Ausgründungen aus Hochschulen, drei aus Deutschland, zwei aus Europa, alte Bekannte und neue Gesichter.

Gleichzeitig spiegeln die Nominierungen auch aktuelle Trends wider, sei es im Hinblick auf Nachhaltigkeit oder die Verknüpfung von Sensorik und KI. Dies wird besonders deutlich durch den neuen industriellen Beschleunigungssensor mit Edge-KI-Verarbeitung von STMicroelectronics (Cornaredo/Italien, Teamsprecher: Carlo Larghi). Ein eingebetteter Machine-Learning-Core ermöglicht die Klassifizierung von Bewegungsmustern für industrielle IoT-Anwendungen direkt im smarten Sensor. Tatsächlich ist das auch wesentlich für die Nachhaltigkeit: Der Energieverbrauch von KI-Lösungen ist enorm; vielen ist aber nicht bewusst, dass die Übertragung von Daten in die Cloud in etwa ebenso viel Energie erfordert. Eine integrierte Edge-Lösung wie in diesem Fall ermöglicht somit die Nutzung von KI-Methoden, ohne den Energieverbrauch massiv zu steigern. Zudem ist die Lösung schneller und robuster als Cloud-Auswertungen.

Ebenfalls ein Beispiel für die enge Verknüpfung von Sensordaten und Signalauswertung ist der WayveSpot der Pelora GmbH (Erlangen, Teamsprecher: Dr. Erik Sippel). Unter Nutzung neuester Bluetooth-Standards sowie ausgefeilter Hard- und Software ist die hochpräzise Ortung beliebiger Bluetooth-Geräte mit einer Genauigkeit im Zentimeter- bis unteren Dezimeter-Bereich möglich. Das schafft vielfältige neue Anwendungsmöglichkeiten, primär in der Lagerlogistik und im Handel. Pelora, ein Start-up aus der Universität Erlangen, ist gleichzeitig Sieger in der Sonderkategorie Junges Unternehmen.

Hier gibt es mit der Nanostruct GmbH (Teamsprecherin: Dr. Henriette Maaß), einem Start-up aus der Universität Würzburg, einen weiteren Sieger. Nanostruct nutzt nanotechnologiebasierte Sensoren, um mittels Surface-enhanced Raman Spectroscopy (SERS) eine minutenschnelle Identifizierung pathogener Bakterien zu ermöglichen. Das Prinzip ist bereits seit einiger Zeit bekannt, aber die Umsetzung, vor allem die reproduzierbare Fertigung der Nanostrukturen, erforderte grundlegende Arbeiten, die nun an der Schwelle zum Markteintritt stehen. Erstes Feld wird die Lebensmittelanalyse sein, aber weitere Bereiche können ebenso profitieren, passend zum Motto „Schnellere Analyse für ein sicheres Leben“. 

Verglichen mit diesen drei Nominierungen scheinen die beiden weiteren auf den ersten Blick etwas abzufallen. Temperatur- und Durchflussmessung sind ja bereits lange etabliert, die eingesetzten Messprinzipien sind wohlbekannt. Dennoch zeigen auch diese beiden deutlich auf, wie viel Innovationspotential noch in bewährten Lösungen steckt und welche neuen Anwendungen damit erschlossen werden können.

Die neuen Temperatursensoren für Wide-Band-Gap-Power-Elektronik von Yageo Nexensos GmbH (Kleinostheim, Teamsprecher: Stefan Dietmann) nutzen zwar bekannte resistive Pt-Widerstandsschichten, die Innovation aber liegt in der Isolation der Mess- zur Kontaktschicht. Damit können diese Sensoren auf SiC-Leistungselektronikmodulen frei platziert werden und bieten damit eine direktere und schnellere Messung der kritischen Temperaturen – was eine leistungsfähigere Elektronik ermöglicht für die Elektromobilität und die Energiewende zur All Electric Society.

Die Temperatur ist auch der wesentliche Aspekt der neuartigen Clamp-on-Ultraschallsensoren von Endress+Hauser Flow (Reinach/Schweiz, Teamsprecher: Beat Kissling). Erstmals kann diese leistungsfähige und präzise Messtechnik auch für flüssige Medien mit Temperaturen bis 550 °C eingesetzt werden. Man stutzt zunächst und fragt sich, wer sowas braucht. Tatsächlich ist auch dies ein Beitrag für die Energiewende, denn Salzschmelzen liefern einen Beitrag für die Wärmewende, sowohl als Wärmeträger, vor allem aber wegen ihrer extrem hohen Wärmekapazität als Speichermedium.

Nach über 20 Jahren als Vorsitzender der Jury des AMA Innovationspreises ist das 25-jährige Jubiläum auch ein passender Anlass für mich, um hier einen Schritt zurückzutreten. Ich werde weiter in der Jury mitwirken, schon allein, weil ich für meine Lehrtätigkeit so viele Impulse aus den Einreichungen mitnehmen kann und diese auch dazu beitragen, junge Ingenieure für dieses faszinierende, wenn auch häufig im Verborgenen blühende Gebiet zu begeistern. Eins ist sicher: Die Herausforderungen für die Sensorik und Messtechnik werden nicht weniger, aber ich vertraue fest auf die Innovationsfähigkeit unserer Unternehmen und Forschungseinrichtungen, passende Lösungen zu finden zum Nutzen von uns allen.«


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