Die Testarchitektur fürs 21. Jahrhundert

Schnellere HF-Verifikation

26. März 2019, 11:23 Uhr | Heinz Arnold
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Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Testen für die Funktion in der Realität

Genau das kann octoScope: »Wir testen, wie sich die Geräte insgesamt in der Realität verhalten werden. Wenn etwa ein Hindernis die Datenübertragung blockiert, weicht der Router auf einen anderen Kanal aus. In unserer octoScope-Umgebung können wir direkt sehen, ob er wieder zurückspringt, sobald das Hindernis nicht mehr besteht«, sagt Fanny Mlinarsky, CEO und Gründerin von octoScope. Weil es viele solcher tückischen Verhaltensweisen gebe, erhielten die Anwender über das octoScope-Testbed nun erstmals wirklichen Einblick in das, was sich tatsächlich im Alltag der Geräte abspielt, in Echtzeit.

Dabei ist unerheblich, in welchen realen Umgebungen die zu testenden Geräte einmal arbeiten sollen. Bis zu einer Geschwindigkeit von 300 km/h kann problemlos simuliert werden, die Vernetzung von Automobilen lässt sich also ohne weiteres testen. Auch ein ­WiFi-Netz in einem Flughafengebäude lässt sich im octoScope-Testsystem überprüfen: Selbst der Einfluss störender Radarsignale kann im octoScope-Testsystem reproduzierbar simuliert werden.

„superPal“-Testbox für 802.11ax

Ganz neu ist superPal, die octoScope für den Standard 802.11ax entwickelt hat und die auch Mesh-Konfigurationen schnell und effektiv testen kann. Das zeigt auch, dass die Testumgebungen sehr flexibel ausgelegt sein müssen, wie Fanny Mlinarsky erklärt: »Während es bisher bei 802.11ac vor allem auf den Datendurchsatz ankommt, spielt für 802.11ax nicht nur der Durchsatz, sondern vor allem die Effizienz der Übertragung die größte Rolle. Dazu ist ein hochspezialisierter Test erforderlich. Für den Aufbau der Systeme sind wiederum die Kenntnisse auf der Chipebene entscheidend, da kommt uns zugute, dass seit der Gründung des Unternehmens ausgewiesene IC-Experten mit an Bord sind.«

octoScope
Ein „Stack-Mesh“ von Octoscope für den Test eines Mesh-Netzwerkes
© octoScope

Mit den vier integrierten Funkeinheiten kann der superPal mehrere WiFi-Stationen emulieren und vieles mehr: Hunderte von Testszenarien unter Einbeziehung der Auswirkungen von WiFi, Bluetooth und weiteren Funkstandards lassen sich vollautomatisiert durchspielen und das Verhalten der zu testenden Objekte unter all den Bedingungen kontinuierlich aufzeichnen. Dazu gehören 8×8 MIMO OTA OFDMA, Mesh-Nets, Roaming, WiFi/BT-Verträglichkeit und der Test auf dynamische Frequenzselektion. So können die Ingenieure auch Fehler erkennen, die im Alltag versteckt auftreten und die bei einem Test, bei dem es nur um die Zertifizierung geht, unentdeckt bleiben.

superPal lässt sich entweder als ein reales Gerät betreiben oder als leistungsstarkes Testinstrument. Auf dem realen Gerät laufen die Standard-Station- und Access-Point-Driver, also der vollumfängliche Protokoll-Stack bis hin zum Application-Layer.

Als Messsystem emuliert der superPal Sendestationen, um Access-Points zu testen, auf die die Daten verschiedener Sender einprasseln.

Die WiFi- und BT-Sender können auch als Sniffer arbeiten und als „synchroSniffer“-Probes, die octoScope im Sommer vergangenen Jahres vorgestellt hat. Der synchroSniffer sammelt die Aufzeichnungen mehrerer Pals oder superPals, die über das Precision Time Protocol (PTP, IEEE 1588 v2) und mit dem octoBox-Server synchronisiert werden. Sie können in Echtzeit analysiert werden, während sie in PCAP-Dateien wandern, sodass sich die übertragenen Pakete auf verschiedenen Kanälen und an verschiedenen Orten im octoScope-Testsystem über Wireshark und andere Software betrachten lassen. Über die beiden BT-Sender des superPal können wichtige Profile wie A2DP (Advanced Audio Distribution), OPP (Object Push Profile), HFP (Handsfree Profile) und HID (Human Interface Device) in Master- und Slave-Modes getestet werden.

So lassen sich im octoScope-Testsystem Probleme in Mesh-Konfigurationen isolieren und reproduzieren, um ihnen auf den Grund zu gehen und sie zu beheben.

Weil alle Boxen untereinander – nicht nur der Schrank zur Außenwelt – isoliert sind, können die Ingenieure bequem nebeneinander zur gleichen Zeit arbeiten. »Zur Außenwelt beträgt die Isolation 90 dB. Das ist ebenfalls eine wichtige Differenzierung zum Wettbewerb«, sagt Koen Gielen, Geschäftsführer von Tucana, die die Geräte von octoScope in Europa vertreibt und sich vor allem auch um Service und Support vor Ort kümmert. »Dieser gute Wert ist nicht gerade einfach zu erreichen, aber die Voraussetzung dafür, dass die Szenarien überhaupt simuliert werden können.«


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