OP-Roboter Da Vinci bekommt einen neuen Kollegen: Das Universitätsklinikum Dresden hat mit »Hugo« einen neuen Hightech-Operateur für die minimal-invasive Urologie im Einsatz. Die Mediziner steuern den ursprünglich für die Raumfahrt entwickelten Präzisionsroboter per Konsole.
Die erste urologische Operation deutschlandweit mit dem OP-Roboter Hugo fand Mitte Oktober in Dresden statt – bei einem 78-jährigen Mann wurde eine Prostata-Adenomenukleation (chirurgisches Ausschälen eines Adenoms) bei gutartiger Prostatavergrößerung durchgeführt.
Das Universitätsklinikum Dresden komplettiert mit Hugo von Medtronic den bestehenden OP-Roboterpark aus drei Da Vinci-Kollegen und ist damit die einzige mitteldeutsche Klinik mit dieser Ausstattung. Hauptsächlich soll der Roboter in der Urologie zum Einsatz kommen, er steht aber auch für die Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie des Uniklinikums zur Verfügung. Mit Hugo lassen sich demnach minimal-invasive und damit schonende Eingriffe vornehmen - der behandelte Patient ist eine Woche nach dem Robo-Eingriff wohlauf.
Mit dem 1,7 MIllionen Euro teuren Hugo steht den Dresdner Fachkräften ein neuartiges und hochentwickeltes Medizingerät zur Seite. »Unsere Mitarbeiter aus der Medizin und Pflege können jetzt mit zwei verschiedenen Roboter-Arten arbeiten, lernen und sich weiterbilden«, sagt Frank Ohi, Kaufmännischer Vorstand des Uniklinikums.
Der Roboter basiert auf der Miro Surge-Technologie des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) und dessen Institut für Robotik und Mechatronik. Ursprünglich sollte der Roboterarm - von der Erde aus gesteuert - im Weltall Reparaturen an Raumstationen durchführen. Der Transfer der Technologie fand am Medtronic-Standort in bayerischen Weßling statt. Das dortige Medtronic Surgical Robotics Team arbeitete mit Kollegen aus der ganzen Welt an der Hard- und Software für das Hugo RAS-System.
Der OP-Roboter Hugo RAS |
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Der OP-Roboter Hugo der Firma Medtronic ermöglicht über eine offene Konsole eine hochauflösende 3D-Sicht ohne das Situationsbewusstsein während der Operation zu beeinträchtigen. Derverantwortliche Arzt steuert die Roboterarme und -instrumente, die eine größere Bewegungsfreiheit als herkömmliche laparoskopische Techniken bieten. Dies ermöglicht dem Chirurgen eine höhere Präzision, zumal er mit einem vergrößerten, hochauflösenden, dreidimensionalen Echtzeitbild des Operationsfeldes auf dem Monitor arbeiten kann. Das interaktive Display bietet eine hochauflösende Ansicht des Operationsfeldes, während zusätzliche Videoausgänge den Anschluss an ein bestehendes OP-Anzeigesystem ermöglichen. Bisher kommt der Roboter hauptsächlich in der Viszeralchirurgie sowie in der Urologie zum Einsatz. Medizinern steht damit eine neue Generation moderner OP-Roboter zur Verfügung. |
Für die Patienten bringen die beiden Robotik-Systeme viele Vorteile. Je nach individuellem Befund sowie der zu behandelnden Körperstelle können die Ärzte für die OP das geeigneteste Medizinsystem wählen. »Hugo« verfügt über vier sehr individuell einstellbare Arme und eine offene Konsole. Die Arbeit der Operateure rückt damit wieder enger in die Mitte des Teams. Der neue Roboter bietet den Medizinern auch wieder eine bessere Sicht auf die Operation. Im Gegensatz dazu werden die vier Arme des OP-Roboters Da Vinci über eine separat stehende Konsole abseits des OP-Tisches bedient. Für Das OP-Team rückt mit Hugo wieder weniger die Technik, als vielmehr das Wohlergehen der Patienten in den Vordergrund.
Neben dem klinischen Einsatz wird der Robo-Urologe zudem wissenschaftlich eingesetzt. »Die gleichzeitige Verfügbarkeit der beiden anspruchsvollsten und am höchsten entwickelten chirurgischen Robotiksysteme bietet der Dresdner Hochschulmedizin die einzigartige Möglichkeit, wissenschaftliche Fragestellungen in Bezug auf onkologische Ergebnisse, anatomischen Funktionserhalt, ökonomische Aspekte und Herausforderungen an das medizinische Personal zwischen beiden Systemen prospektiv zu untersuchen«, hebt Prof. Michael Albrecht, Medizinischer Vorstand des Uniklinikums, hervor.
»Die robotische Diversität ermöglicht es uns jetzt, unsere Expertise auszubauen. Wir wollen künftig Trainings im Umgang mit dem »Hugo« anbieten und forschen zudem daran, Künstliche Intelligenz beim Einsatz zu integrieren“, sagt Prof. Christian Thomas, Direktor der Klinik und Poliklinik für Urologie. »Robotic diversity soll dafür sorgen, dass die moderne minimalinvasive Chirurgie in Zukunft nicht automatisch mit einem Hersteller in Verbindung gebracht wird.« (uh)