Die gleiche Umfrage unter Hochschulvertretern zeigt aber auch bereits die Lösungen auf.
Immer mehr Hochschulen verabschieden den altehrwürdigen Studiengang Elektrotechnik zugunsten neuer Fächerbezeichnungen und -kombinationen wie z. B. Robotik oder Electrical Systems Engineering, gerne mit dem Zusatz Medical, Digital oder Sustainable. Und generieren dadurch wieder mehr Zulauf, aus dem Inland und auch von Frauen, die vor allem der Begriff Medizintechnik anlockt.
Eine erfolgreiche Marketing-Maßnahme – reden wir von altem Wein in neuen Schläuchen? Denn, so Prof. Kastell: »Kern dieser Studiengänge ist und bleibt Elektro- und Informationstechnik.«
Besonders kritisch war der Rückgang der Studierenden etwa an der Hochschule von Prof. Dr.-Ing. Holger Göbel von der Fakultät Elektrotechnik an der Helmut-Schmidt-Universität Hamburg, eine Universität der Bundeswehr.
Wer hier studiert, hat die Offizierslaufbahn eingeschlagen. Das schränkt den Kreis der potenziellen Kandidaten auch ohne Elektrotechnik schon genug ein. Prof. Göbel ist auch Vorsitzender des Fakultätentags für Elektro- und Informationstechnik e. V., ein Zusammenschluss der elektrotechnischen und informationstechnischen Fakultäten oder Fachbereiche der Universitäten in der Bundesrepublik Deutschland, darunter die RWTH Aachen oder die TU München.
Zusammen mit seinem Kollegen Prof. Stefan Dickmann hat er das Fach umgebaut. Denn: »Wir hatten zu wenig Bewerbungen, es war höchste Zeit. Wir hatten zuletzt wirklich Existenzängste. Und versuchten mit Bordmitteln, unsere Studiengänge attraktiver zu gestalten und wieder genügend Studienanfänger zu bekommen.«
Um schon im Bachelor-Studium attraktiver zu werden, haben Dickmann und seine Kollegen Wahlpflicht-Blöcke mit fachspezifischen Inhalten schon ins Bachelor-Studium geholt und anstrengende Theoriephasen gestreckt. »Damit permanent etwas dabei ist, an dem die Studentinnen und Studenten sich verwirklichen können«, erklärt das der Hochschullehrer. Die Studienorganisation wurde verbessert, die Abfolge der Module flexibilisiert.
Innerhalb des ersten Jahres kann man dadurch ohne Zeitverlust die Fachrichtung wechseln; zur Auswahl stehen Digital Engineering, Medical Engineering und Klimafreundliche Elektrische Energie und Mobilität. Alles weiterhin Elektro- und Informationstechnik, aber so auch jungen Leuten vermittelbar. »Wir haben volle Flexibilität geschaffen, interessante Namen und Inhalte«, so Goebel. Ergebnis: Motiviertere Studierende.