Im Maschinen- und Anlagenbau gewinnt der konjunkturelle Aufschwung deutlich an Fahrt und rücken Fachkräfteengpässe wieder zunehmend in den Fokus der Unternehmen. Laut einer aktuellen Umfrage des VDMA unter rund 570 Personalverantwortlichen in Mitgliedsfirmen sieht die Mehrheit der Befragten aktuell bei allen Beschäftigtengruppen - mit Ausnahme der Hilfskräfte - Engpässe.
Dies trifft insbesondere auf Expertinnen und Experten (AkademikerInnen wie IngenieurInnen; 78 Prozent) und Fachkräfte (Beschäftigte mit abgeschlossener Ausbildung; 82 Prozent) zu. In den kommenden sechs bis zwölf Monaten sei mit einer weiteren Verschärfung der Lage zu rechnen: Über 40 Prozent der Befragten gehen laut VDMA-Umfrage davon aus, dass künftig weniger Fachkräfte und Expertinnen und Experten zur Verfügung stehen werden. Auch im Bereich der Spezialistinnen und Spezialisten (i. d. R. MeisterInnen und TechnikerInnen) gehen 34 Prozent von weniger verfügbaren Arbeitskräften aus. Lediglich etwa jeder zehnte Befragte erwartet hingegen, dass in den genannten Gruppen mehr Arbeitskräfte verfügbar sein werden.
„Zur Lösung der großen Aufgaben unserer Zeit – die Digitalisierung und die Entwicklung klimafreundlicher Technologien – benötigen die Unternehmen viele gut ausgebildete Menschen,“ betont Hartmut Rauen, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des VDMA. „Der Maschinenbau wird diese sinnstiftenden und hochattraktiven Arbeitsplätze bieten und seine Rolle als beschäftigungsstärkste Industriebranche in die Zukunft führen. Aber es gehen viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Rente und müssen ersetzt werden. Der Personalengpass darf sich nicht zur Fortschrittsbremse entwickeln,“ warnt Rauen. Dabei rechnen drei von vier Befragten bereits bis Ende dieses Jahrs mit einem Beschäftigtenaufbau im eigenen Unternehmen. Die Beschäftigtengruppen, bei denen bereits heute Engpässe herrschen, stehen dabei im Fokus: Im Bereich der Fachkräfte planen 60 Prozent eine geringe bis deutliche Personalaufstockung, bei den Expertinnen und Experten sind es 54 Prozent.
Deutlicher Ausbau des Angebots für Nachwuchskräfte
Zur Sicherung des Fachkräftenachwuchses setzen Maschinenbauunternehmen auf Ausbildung und duales Studium. Dies zeigen die zwei vergangenen Mitgliederbefragungen von Mai und Dezember 2020. 30 Prozent der Personalverantwortlichen wollen künftig mehr duale Studienplätze im technischen Bereich anbieten, vor einem halben Jahr waren dies nur 19 Prozent. 21 Prozent der Befragten plant mit mehr technisch-gewerblichen Ausbildungsplätzen; im Dezember 2020 waren dies nur 9 Prozent. Auch mehr Praktika soll es künftig wieder geben.
Für Hochschulabsolventinnen und -absolventen hat sich die Lage weiter verbessert: Während die Mehrheit (65 Prozent) der befragten Unternehmen davon ausgeht, dass die Angebotssituation stabil bleibt, gehen 16 Prozent von einer Zunahme der Stellen aus. Vor einem halben Jahr waren dies nur 11 Prozent. Damals gingen noch 30 Prozent der Befragten davon aus, dass das Stellenangebot abnimmt.
Azubis händeringend gesucht
Von den VDMA-Unternehmen haben 55 Prozent der Befragten an, aufgrund der Corona-Krise weniger Bewerbungen auf ihre Ausbildungsplätze erhalten zu haben. „Für Bewerberinnen und Bewerber ist die Situation auf dem Ausbildungsmarkt im Maschinen- und Anlagenbau weiterhin sehr gut“, sagt Jörg Friedrich, Leiter VDMA Bildung. „Gleichzeitig wird es für unsere Mitglieder deutlich schwieriger, geeigneten Nachwuchs zu rekrutieren.“ Dies zeigten auch die neuesten Zahlen der Bundesagentur für Arbeit. Diese hatte für den Mai gemeldet, dass es in den maschinenbaurelevanten Berufen noch über 37.800 unbesetzte Ausbildungsstellen gibt.
Die Mehrheit der Befragten sieht mit Ausnahme der Hilfskräfte aktuell bei allen Beschäftigtengruppen Engpässe, insbesondere bei den Fachkräften und Expertinnen und Experten. Bei den Expertinnen und Experten (i. d. R. Ingenieurinnen und Ingenieure) sehen 78 Prozent der Befragten leichte bis starke Engpässe; bei den Fachkräften sind es 82 Prozent.
In den kommenden 6 bis 12 Monaten rechnen die Unternehmen mit einer Verschärfung: 43 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass weniger Fachkräfte zur Verfügung stehen werden. 40 Prozent rechnen mit weniger Expert:innen, 34 Prozent mit weniger Spezialist:innen. Jeder zehnte Befragte erwartet hingegen mehr verfügbare Arbeitskräfte in den genannten Segmenten.
Eine Mehrheit (77 Prozent) der Unternehmen will bis Ende des Jahres Personal aufstocken, davon 64 Prozent moderat um bis zu 5 Prozent.
Im Bereich der Elektronik sieht Personalberaterin Renate Schuh-Eder von Schuh-Eder Consulting "wenig Veränderung - allenfalls, dass immer mehr Unternehmen feststellen, dass bestimmte Skill Sets im Unternehmen fehlen und das nun verstärkt einfordern", berichtet sie. Etwa Kompetenz in IT-Anwendung oder Social Media Präsenz. Auch "positiver Spirit" sei sehr gefragt, "der ist bei vielen in der Pandemie ja wohl wirklich verloren gegangen".