Ältere Mitarbeiter

Die Leistungsfähigkeit und -bereitschaft bewahren

27. Oktober 2016, 10:01 Uhr | Von Sabine Prohaska
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Veränderte Motivation berücksichtigen

Die deutsche Altersforscherin Ursula M. Staudinger, Gründungsdirektorin des Columbia Aging Center an der Columbia University, New York, kam bereits 1996 zu folgender Erkenntnis: Bis Anfang 50 sind Familie und Karriere für das Gros der Beschäftigen etwa gleichrangige Lebensziele. Im Laufe der Jahre verliert das Ziel Karriere jedoch zunehmend an Bedeutung, so dass sich mit Mitte 50 das Thema Karriere nicht mehr unter den Top 4 der Lebensziele befindet – im Gegensatz zu den Themen Freunde und Familie. Damit kann ein Sinken der Leistungsbereitschaft einhergehen.

Schon lange widerlegt ist dagegen die sogenannte Defizithypothese, die von einem automatischen altersbezogenen Leistungsabbau ausgeht. Zwei Problembereiche sollten den Personalverantwortlichen jedoch bewusst sein, um nicht naiv an die Auswirkungen der Entwicklung der Altersstruktur in ihren Unternehmen heranzugehen:

  • Sukzessiver altersbezogener Leistungswandel: Bestimmte Leistungskomponenten in der Qualifikation und in der Motivation nehmen zu, andere nehmen ab oder bleiben gleich.
  • Steigende Zahl möglicher Leistungseinschränkungen: Diese Einschränkungen müssen nicht per se alterskonnotiert sein. Häufig liegen ihre Ursachen auch in der spezifischen Berufstätigkeit und den arbeitsplatztypischen Karriereverläufen sowie den damit verbundenen Arbeitsanforderungen und -belastungen.
Warum sinkt die Motivation?
Der britische Arbeitspsychologe Peter Warr nennt mehrere Gründe für eine möglicherweise sinkende Arbeitsmotivation:
  • Mit dem Alter steigt das Anspruchsniveau, was zur sogenannten „hedonistischen Tretmühle“ führt.
  • Die Routinisierung steigt und damit sinkt die Bereitschaft zur Veränderung.
  • Jüngere Kollegen rücken nach, der soziale Druck steigt.
  • Die Selbstwirksamkeit verringert sich altersbedingt.

 

Veraltete Bilder über Bord werfen

In den meisten Unternehmen besteht Nachholbedarf beim Wissen über die tatsächlichen Veränderungen beim biologischen Altern. Damit einher gehen oft veraltete negative Altersbilder. Entsprechend wichtig ist eine Einstellungsänderung hinsichtlich des Themenkomplexes „Alter und Beschäftigungsfähigkeit“ in den Unternehmen – insbesondere in den Personalabteilungen und Chefetagen.
Eine Einstellungsänderung zum Altern ist aber auch bei den Betroffenen nötig. Denn Studien belegen: Beschäftigte, die den Prozess des Alterns nicht negativ begreifen, haben eine höhere Arbeitsmotivation und sind eher bestrebt, langfristig im Erwerbsleben zu bleiben. Und dies ist, betrachtet man den demografischen Wandel in den meisten EU-Staaten und die derzeitige Erwerbssituation der älteren Beschäftigten, nicht nur volkswirtschaftlich notwendig.

 

Die Autorin

 

Sabine Prohaska
ist Inhaberin des Trainings- und Beratungsunternehmens seminar consult prohaska in Wien, siehe www.seminarconsult.at. Die Wirtschaftspsychologin und Autorin mehrerer Fachbücher ist seit 1990 in der Aus- und Weiterbildung tätig und hält Seminare für Führungskräfte und Mitarbeiter. Zudem bildet ihr Unternehmen Coaches, Trainer und Konfliktlotsen aus.

 

prohaska@seminarconsult.at



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