Eine Arbeitsmarkt-Studie hat die Karrierepläne von Arbeitnehmern zwischen 50 und 65 Jahren untersucht. Wie bewerten diese ihre Chancen angesichts des Fachkräftemangels?
Die Generation 50 plus hat noch Lust zu arbeiten. Laut der Arbeitsmarktstudie »Karriere 50 plus« im Auftrag der Königsteiner Gruppe unter 2.974 Beschäftigte von 50 bis 65 Jahren können sich 40 Prozent der Teilnehmer in diesem oder dem nächsten Jahr einen Jobwechsel vorstellen. Fast 10 Prozent wollen dabei selbst aktiv auf Jobsuche gehen. Knapp ein Drittel der Befragten (30,8 %) bezeichnen sich selbst als passiv suchend und wären bereit für einen beruflichen Tapetenwechsel, wenn ein Arbeitgeber sie darauf anspricht.
Insgesamt nimmt die Hälfte der befragten Arbeitnehmer 50 Plus laut Studie ein erhöhtes Interesse an ihrer Arbeitskraft wahr – vor allem Menschen zwischen 50 und 54 Jahren registrieren dabei ihren erhöhten persönlichen Marktwert (52 %). Grund sei der Fachkräftemangel.
Was die eigene Leistungsfähigkeit betrifft, sieht sich der Großteil der wechselbereiten Generation bereit für neue Aufgaben und auf dem Zenit der beruflichen Laufbahn. Genau zwei Drittel der Befragten sind überzeugt, heute produktiver (29 %) oder genauso produktiv (37 %) zu sein, wie zu der Zeit als sie zwischen 20 und 29 Jahre alt waren.
Ähnlich hoch ist der Wert im Vergleich zur Altersphase zwischen 30 und 39 Jahren (21 % bzw. 54 %). Auch deswegen sind 88% von ihnen an einer beruflichen Weiterbildung interessiert.
»Arbeitgeber sollten ihren Blick für Kandidat:innen jenseits der jungen Generation schärfen und gezielt Menschen der Gen 50 plus in ihre Recruitingstrategie einbeziehen. Zu oft wird diese vorschnell dem alten Eisen zugeschrieben, während man der Gen Z ein erstaunliches Anspruchsdenken inklusive bisweilen geringer Belastbarkeit fast beiläufig verzeiht«, kommentiert Nils Wagener, Geschäftsführer der Königsteiner Gruppe.
Denn trotz ihrer Personalprobleme sprechen viele Arbeitgeber ältere Kandidaten nicht gezielt an, zeigt die Studie. So sind im vergangenen Jahr 2022 gerade einmal 23 % der Kandidaten zwischen 50 und 65 Jahren, die sich selbst als wechselbereit bezeichnen, direkt von Arbeitgebern auf einen Jobwechsel angesprochen worden. Es sei »fahrlässig«, dieses Kandidaten-Potenzial »links liegen« zu lassen, so Wagener. Er zählt die Pluspunkte auf: »profunder Erfahrungsschatz, hohe Belastbarkeit sowie eine ausgeprägte Leistungsbereitschaft«.
Die Gründe, warum ältere Arbeitnehmer einem Jobwechsel offen gegenüberstehen: 45 % der wechselbereiten Studienteilnehmer gaben an, eine neue inhaltliche Aufgabe zu suchen. 41 % sind schon seit längerem unzufrieden mit ihrem aktuellen Arbeitgeber und fast ein Drittel (32 %) treten eigenen Angaben zufolge derzeit beruflich auf der Stelle.
Geht es darum, wie sich die Einstellung zur Arbeitswelt und Arbeitsumgebung im Verlauf der Berufsjahre verändert, sind es vor allem die atmosphärischen Kriterien, die bei der Generation 50Plus verfangen. Wichtiger als in früheren Karrierephasen schätzt sie vor allem die Arbeitsatmosphäre, die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben, die flexible Gestaltung von Arbeitszeit sowie die Nähe zum Wohnort ein.