Microchip Technology

»Wir sind ein Broadliner für komplette System-Lösungen«

7. Dezember 2018, 9:30 Uhr | Iris Stroh
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Übernahme von Microsemi - nicht ohne Probleme

Aber diese Übernahme lief nicht ganz so problemlos ab wie erwartet. Als Sie Anfang August ihre Zahlen für das erste Quartal des Geschäftsjahres 2019 bekanntgegeben haben, war von unerwarteten Problemen mit der Microsemi-Übernahme die Rede. Worum ging es genau?

Das war ein kurzfristiges Problem. Microsemi hatte bei den Distributoren übermäßig große Lagerbestände aufgebaut, das hatten wir so nicht erwartet. Wir haben den Investoren zugesagt, dass wir sechs Monate benötigen, um diese Lagerbestände zu bereinigen. Wir konnten diese Lagerbestände dann bereits innerhalb eines Quartals bereinigen. Als wir im November unsere Ergebnisse für das zweite Quartal veröffentlicht haben, waren die Überbestände im Distributionskanal von Microsemi bereits auf rund 2,6 Monate verkürzt.

Wir kaufen ein Unternehmen nicht für ein Quartal, sondern für die nächsten Dekaden. Von den Überbeständen mal ganz abgesehen, eines ist trotzdem eindeutig: Die Finanzen von Microsemi sind sehr gut, die Bruttomargen sind hoch und liegen im Bereich von Microchip. Lediglich die operative Gewinnmarge ist viel niedriger, irgendwo im unteren 30-Prozent-Bereich, bei uns im unteren 40-Prozent-Bereich. Das versuchen wir jetzt zu verbessern.

Und woran liegt diese 10-prozentige Lücke?

Die Ausgaben sind von Microsemi sind sehr hoch. Das war auch der zweite Teil des Problems mit Microsemi. Das Unternehmen leistete sich diverse Extravaganzen. Sie haben Geld für Dinge ausgegeben, die in unserem Unternehmen niemals eine Rolle gespielt haben, dazu zählen ein Luxus-Jet, Luxus-Wohnungen und ähnliches.

Diese Kultur versuchen wir zu ändern. Wir haben das gesamte Management freigestellt, sowie wir haben alle Verträge mit dem Privatflugzeug und den Luxus-Wohnungen gekündigt, sprich wir haben die Kapitalausgaben unter Kontrolle gebracht und dementsprechend bereits deutliche Fortschritte erzielt und weitere werden noch folgen. Das Management hat bei Microsemi eine Kultur geschaffen, die gut für das Management war, aber nicht gut für die Investoren und nicht gut für die Mitarbeiter.

Bei jeder Übernahme haben wir festgestellt, dass die Mitarbeiter typischerweise sich sehr gut integrieren und weiterentwickeln. Und das hat sich jetzt wieder gezeigt: Wenn Sie sich unseren Messeauftritt auf der electronica anschauen, glaube ich nicht, dass jemand zwischen einem Microchip-, einem Ex-Microsemi- oder einem Ex-Atmel-Mitarbeiter unterscheiden konnte. Wir sind eine Familie.

Jetzt noch zum finanziellen Hintergrund der Microsemi-Übernahme. Die Akquisition wirkt sich direkt positiv auf unser Ergebnis aus, das heißt, dass unser Gewinn mit Microsemi höher ausfällt als ohne. Was wir als Zuwachs angegeben haben, wurde überschritten. Es gibt im Halbleitermarkt kein einziges Unternehmen, das von den Investoren nicht schon irgendwann belangt wurde. Wir waren die einzigen, jetzt sind wir auch mal in Schwierigkeiten geraten.

Die anderen PLD-Hersteller versuchen seit Jahren die Masse der MCU-Programmierer zu erreichen. Sie haben viel investiert, aber bislang ist der durchschlagende Erfolg ausgeblieben…

Der Blickwinkel ist falsch: Die Halbleiterindustrie konsolidiert seit Jahren. In zehn Jahren werden vielleicht noch 12 ganz große Unternehmen übrigbleiben. Die können sich nicht den Luxus leisten, dass sie reine MCU-, FPGA- oder Analogunternehmen sind. Sie müssen viele verschiedene Technologien beherrschen. Denn damit ergeben sich diverse Cross-Selling-Möglichkeiten. Unsere Kunden interessieren sich für die Lösung ihrer Probleme, unabhängig ob durch Analog/Power-Komponenten, Mikrocontroller, FPGAs, Wireless Kommunikation etc.

Hier ist Größe entscheidend. Wir haben jetzt einen Umsatz von 6 Mrd. Dollar. Wenn wir nur Unternehmen mit 200 Mio. Dollar kaufen, dann läge noch viel Arbeit vor uns, wir müssen also auch größere Unternehmen kaufen. Und dann übernimmt man auch Produktlinien, die nicht vollkommen synergetisch sind, aber was soll’s. Außerdem glaube ich, dass PLDs nicht so schwierig sind, wie Sie glauben.


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  3. "Microchip 2.0"
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