Interview mit Infineons CEO Dr. Reinhard Ploss

»Let's do it«

18. Februar 2016, 8:50 Uhr | Frank Riemenschneider
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Fortsetzung des Artikels von Teil 5

»Wir müssen den Politikern interessante Geschichten liefern.«

»Frau Merkel ist sehr technikinteressiert und hat eine schnelle Auffassungsgabe.«
»Frau Merkel ist sehr technikinteressiert und hat eine schnelle Auffassungsgabe.«
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Politik ist ein gutes Stichwort. Sie sind ja jetzt Stammgast bei der hohen Politik, nicht nur auf Reisen mit der Frau Bundeskanzlerin und dem Vizekanzler nach China, sondern auch auf parlamentarischen Abenden in Berlin und anderen hochkarätigen Veranstaltungen. Welche Messages geben Sie einer Bundeskanzlerin mit und wie stark können Regierungsmitglieder Türöffner wie in China tatsächlich spielen?

Ploss: Für mich ist die Interaktion mit der Politik eine wichtige gegenseitige Unterstützung. Wir können uns nicht immer nur darüber beschweren, was alles nicht funktioniert. Wir müssen auch konkrete Vorschläge machen. Ich fühle mich schon auch in der Pflicht, die führenden Politiker dieses Landes vor Ort zu unterstützen. Schließlich machen sie sich dort für unsere Forderungen stark. Relevanz entsteht auch durch die wirtschaftliche Stärke Deutschlands; die können wir gemeinsam zur Geltung bringen. Der größte Vorteil für uns ist nicht eine konkrete Projektunterstützung, aber wenn wir ein Zieldatum für eine Unterschrift in Gegenwart der Kanzlerin haben, bewegen sich Verhandlungen mit den Wirtschaftspartnern in manchen Ländern schneller.

In China und auch Indien geht doch aber ohne politischen Support nur wenig?

Ploss: Man darf wirklich nicht unterschätzen, wie eine, sagen wir, positive Positionierung bei der Politik in diesen Ländern wirkt. Fotos von einem Treffen mit einem Regierungsmitglied haben Bedeutung. In unserem relativ kleinen Vorstand teilen wir uns Delegationsreisen auf. Herr Mittal war zum Beispiel zuletzt mit der Kanzlerin in Indien.

Politiker sind ja gewiss keine Industrie 4.0-Experten. Nutzen Sie die Zeit auf diesen Reisen dann auch, sie mal über das richtige Vorgehen aufzuklären?

Ploss: (lacht) Wir haben natürlich die Gelegenheit, uns mit den mitreisenden Politikern auszutauschen, was wir für eine erfolgreiche Industrie-4.0-Strategie brauchen. Wir müssen dazu interessante Beispiele und Geschichten liefern, mit denen die Politik den Bürgern erklären kann, warum es gut ist, in bestimmte Industrien oder Projekte zu investieren.

Wir haben ja schon oft zusammen die grauenvolle Förderpolitik in Berlin beklagt gemäß dem Motto »Kohle und Agar ja, Hightech nein«. Ist da jetzt etwas besser geworden?

Ploss: Ich glaube, man tut in Europa trotz aller Fortschritte noch zu wenig. Europa und Deutschland leben ja zu einem guten Teil vom Export. Ich finde aber, die Art und Weise, wie die Politik mit der Wirtschaft interagiert, hat sich deutlich verbessert. Hier will ich auf deutscher Ebene insbesondere das Forschungsministerium herausheben, das Wirtschaftsministerium engagiert sich ebenfalls seit einiger Zeit verstärkt. Die Mikroelektronik ist durchaus im Bewusstsein der Politiker als relevantes Thema für die Zukunft des Standortes Deutschland und auch Europa angekommen.

Auf europäischer Ebene gab es ja schon seit Dekaden x Förderprojekte, viele endeten als Rohrkrepierer, was halten Sie von dem aktuellen Projekt ECSEL?

Ploss: Das bildet sehr schön die Wertschöpfungskette, also die systemische Integration ab. Ich halte ECSEL für einen exzellenten Rahmen.

Diese ganzen Verbesserungen, sind das auch Folgen Ihrer persönlichen Interaktion?

Ploss: Das weiß ich nicht. Ich würde sagen: Der gemeinsame Wille manifestiert sich – und ein bisschen trägt man dazu bei.

Was bespricht auf einem Langstreckenflug der Technologe Ploss mit der Physikerin Merkel? Geht es um R, C und L oder auch mal um Fußball oder Flugzeugmodellbau?

Ploss: Na ja, da sind sehr viele an Bord, und die individuelle Kommunikationszeit ist sehr limitiert. Viel produktiver sind da die Besuche von Frau Merkel in Dresden, sie ist ja sehr technikinteressiert mit einer schnellen Auffassungsgabe. Es ist immer sehr angenehm mit ihr, weil sie sehr präsent ist bei diesen Besuchen.

Letzte Frage: Eigentlich managen Sie ja mehr als 35 000 Mitarbeiter mit einer 4-Tage-Woche, denn »nebenbei« sind sie immer noch Part-Time-CTO, der einen Tag pro Woche tief in der Technik wühlt. Diesen Job möchten Sie nicht an den Nagel hängen. Dazu lieben Sie Ihre Chips zu sehr, richtig?

Ploss: Besser hätte ich es nicht formulieren können.

Herr Dr. Ploss, herzlichen Dank für Ihre Zeit !


  1. »Let's do it«
  2. »Bei Akquisitionen muss man frühzeitig Klarheit für die Mitarbeiter schaffen.«
  3. GaN- und SiC-Technologien
  4. Keine »chinesische Firma mit Hauptsitz in Neubiberg«
  5. »Normen setzten sich durch Nutzung und nicht durch Zertifizierungsgremien durch.«
  6. »Wir müssen den Politikern interessante Geschichten liefern.«

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