Sie treten ja immer sehr bescheiden auf, aber sagen Sie doch mal ehrlich, wo Infineon mit seinen GaN- und SiC-Technologien heute steht?
Ploss: Wenn Sie Innovator sein wollen, müssen Sie ganz einfach signifikant in F&E investieren. Das haben wir getan. Viele andere kommen da nicht mal in die Nähe, manche kommen in die Nähe, sind aber einfach hinten dran.
Wann werden wir erste GaN-Produkte sehen?
Ploss: Im Laufe des Jahres kommen die von Panasonic lizenzierten Produkte in unseren Packages.
Wie sehen Ihre weiteren Pläne mit GaN aus?
Ploss: Grundsätzlich hat GaN ja den Vorteil, dass der Stromfluss horizontal und nicht vertikal stattfindet. Damit bietet es sich an, auf einem Chip mehrere Devices unterzubringen. Langfristig werden wir daher eine Leistungsintegration haben, die mehrere Bauteile eines Schaltnetzteiles auf einem Chip vereinigt. Aber das dauert noch etwas. Unser erstes Anliegen ist, den Normally-off-Transistor im Volumen in den Markt zu bekommen. Außerdem müssen wir unseren Kunden helfen, mit dieser Technologie auch umzugehen.
Welche Kunden sagen schon heute »kommt doch mal vorbei«?
Ploss: Nehmen Sie mal die Hersteller von großen Fernsehern, die haben ja Anschlussleistungen von 400 W. Wenn Sie da sagen, wir bringen Ihnen ein Netzteil von ein bis zwei Zentimeter Dicke, bekommen Sie sicher Termine (lacht).
Nochmal zurück zu den Finanzen. Infineons Aktie ist ja kurzfristig großen Schwankungen unterworfen, nervt es Sie eigentlich, wenn irgendein Analyst erklärt, er habe »Angst vor Ihren Zahlen«, das ganze 1000 Mal zitiert wird und Ihre Aktie dann ohne offensichtlichen Grund um mehr als 4 Prozent abschmiert?
Ploss: Der Aktienkurs wird am Markt gemacht. Der Markt muss unsere Leistung bewerten, das ist nicht unsere Aufgabe. Natürlich wissen wir, dass die Infineon-Aktie historisch eine hohe Volatilität hat. Unser Kurs bewegt sich mit den Kursen anderer Chiphersteller wie Intel, ST oder NXP. Objektiv gesehen beunruhigen mich Meldungen wie »Einbruch in China« nicht, weil ich die Zahlen für uns ja kenne und diese auch unseren Prognosen entsprechen.
Dann steht einmal mehr in der Zeitung »Infineon großer Verlierer im DAX«, und das berührt Sie persönlich gar nicht?
Ploss: Das stört mich nicht, nein. Wir sind ja gut unterwegs …
Als Sie antraten, stand die Aktie irgendwo bei 6 Euro, heute (Anmerkung: 25.01.2016) bei 12,23 Euro.
Ploss: (lacht) Damit Sie haben schon Recht, da hat es eine geringfügige Verbesserung gegeben …