Interview mit Infineons CEO Dr. Reinhard Ploss

»Let's do it«

18. Februar 2016, 8:50 Uhr | Frank Riemenschneider
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Fortsetzung des Artikels von Teil 3

Keine »chinesische Firma mit Hauptsitz in Neubiberg«

»Normen setzten sich durch Nutzung und nicht durch Zertifizierungsgremien durch.«
»Normen setzten sich durch Nutzung und nicht durch Zertifizierungsgremien durch.«
© Componeers GmbH

Lassen Sie uns zu China kommen. Mittlerweile machen Sie 23 Prozent aller Umsätze in China, Deutschland fiel zurück auf 16 Prozent, Asien insgesamt kommt auf 53 Prozent. Bedeutet das auch, dass das personelle Wachstum primär in Asien stattfindet und nicht am Campeon?

Ploss: Für den Kunden ist es am wichtigsten, wie er unterstützt wird. Wir haben uns entschieden, in Deutschland und Österreich den Schwerpunkt für höherwertige IP-Entwicklung zu konzentrieren. In den USA entwickeln wir nach der Akquisition von IR verstärkt. An unseren asiatischen Standorten betreiben wir insbesondere Derivate- und in Bangalore sehr viel Software-Entwicklung. Deshalb wachsen wir auch im Kompetenz-Pool Deutschland weiter.

Ihre Fab in Dresden ist ja schon sehr weit mit Industrie 4.0, dafür gilt das ja wohl nicht und Kulim (Anmerkung: Produktionsstandort in Malaysia) wird auch immer größer!

Ploss: Wir wissen ja alle, dass bei Industrie 4.0 eher höherwertige Arbeitsplätze gefragt sind und einfachere Tätigkeiten wegfallen. Nichtsdestotrotz haben wir in Deutschland im vergangenen Geschäftsjahr mehr als 500 zusätzliche Mitarbeiter fest eingestellt; inklusive Auszubildenden oder auch Werkstudenten arbeiten mehr 10 000 Menschen hierzulande bei Infineon. Was Kulim angeht: Da erleben wir in jeder Hinsicht eine beeindruckende Entwicklung von Größe, Qualität und Leistungsbewusstsein, das stimmt.

Wie würden Sie die Kulturen auf jetzt drei Kontinenten beschreiben: Deutschland vs. Asien vs. USA?

Ploss: Asien ist sehr umsetzungsstark. Deutschland hat die »Wir überlegen für die Zukunft«-Kultur und Amerika ist »Let’s do it«. Die Fertigungsstandorte in Asien sind außerdem im Vergleich zu den deutschen nicht hinterher, an der einen oder anderen Stelle sogar eher voraus.

Könnten Sie mir den Gefallen tun und Infineon als »chinesische Firma mit Hauptsitz in Neubiberg« bezeichnen? Dann gäbe es nach NXP schon die zweite chinesische Firma in Europa! (Anmerkung: NXPs CEO Rick Clemmer bezeichnete NXP einst als »chinesische Firma mit Hauptsitz in Eindhoven«).

Ploss: (lacht) Nein. Wir sind eine global aufgestellte Firma und engagieren uns auch mit weiteren Investitionen in China. Wir agieren als Partner. Das bedeutet: Ich verbeuge mich, aber ich werfe mich nicht in den Staub.

In China gibt es ja die IoT-Prototyping-Stadt Wuxi, wo Sie eine neue intelligente Fabrik als eine der zehn Referenzanwendungen für eine smarte Welt eröffnen. Was wird denn in Villach noch dazukommen, wo Sie kürzlich den sogenannten Pilotraum Industrie 4.0 eröffnet haben?

Ploss: Industrie 4.0 ist nicht einfach eine nächste Stufe automatisierter Fertigung, es ist vor allem eine bessere Vernetzung entlang der Wertschöpfungskette. Wir haben den Fertigungsverbund von Villach und Dresden. Deshalb entwickeln wir in Villach, als einem der Leitstandorte für Leistungstechnologie, auch für unsere Dresdner Fab, wenn es darum geht, durchgehend Daten zu erfassen, auszuwerten und für die standortübergreifende Entwicklung zu nutzen. Wuxi, heute schon stark bei Chipkarte und Silicon-Discretes mit dem Potenzial für Power, wollen wir an diesen Datenverbund anschließen.


  1. »Let's do it«
  2. »Bei Akquisitionen muss man frühzeitig Klarheit für die Mitarbeiter schaffen.«
  3. GaN- und SiC-Technologien
  4. Keine »chinesische Firma mit Hauptsitz in Neubiberg«
  5. »Normen setzten sich durch Nutzung und nicht durch Zertifizierungsgremien durch.«
  6. »Wir müssen den Politikern interessante Geschichten liefern.«

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