Sie beliefern auch andere Hersteller von Leistungshalbleitern mit Epitaxial-Wafern. Sie beziffern diese Verträge auf 1,3 Milliarden Dollar. Welchen Zeitrahmen decken diese Verträge ab?
In Summe belaufen sich diese Verträge auf die besagten 1,3 Milliarden Dollar. Wir haben erst vor Kurzem unsere Zusammenarbeit mit STMicroelectronics noch einmal ausgebaut, sodass der Wert dieser Lieferverträge nun rund 800 Millionen Dollar beträgt. Zu den anderen Kunden, die wir in diesem Bereich nennen dürfen, zählen Infineon Technologies und Onsemi. In Summe beliefern wir weniger als ein Dutzend Leistungshalbleiter-Hersteller mit unseren Wafern. Der Wert von 1,3 Milliarden Dollar bezieht sich dabei auf einen Zeitraum von fünf Jahren. Ein Drittel davon liegt bereits hinter uns.
Sie sprachen vor Kurzem davon, dass Wolfspeed eine Auftragspipeline in Höhe von 15 Milliarden Dollar habe. Deckt auch diese Aussage einen Zeitraum von fünf Jahren ab?
Inzwischen hat sich unsere Auftragspipeline für fertige Halbleiter sogar auf 18 Milliarden Dollar erhöht. Und ja, auch diese Aussage gilt für einen Zeitraum von fünf Jahren. Im letzten Fiskaljahr 2020/21 ist es uns gelungen, Vorhaben im Wert von 2,9 Milliarden Dollar aus dieser Pipeline zu Abschlüssen zu bringen.
Es mag an der dynamischen Entwicklung des Marktes liegen, aber offenbar gehen die Einschätzungen über das Marktvolumen im SiC-Bereich auseinander. Das European Center of Power Electronics veranschlagt das Umsatzvolumen 2021 auf 700 bis 800 Millionen Dollar und erwartet 2025 ein Umsatzniveau von über drei Milliarden Dollar. Zu niedrig in Ihren Augen?
Ich würde es definitiv höher einschätzen. Wir stützen uns dabei unter anderem auf die Prognosen des Marktforschungsinstituts Yole Développement. Für 2022 gehen die Marktforscher von einem Gesamtumsatzvolumen von 4,3 Milliarden Dollar aus, das sich ziemlich genau auf die beiden Anwendungsbereiche Leistungshalbleiter und RF-Bauelemente verteilt. Für 2026 erwarten die Marktforscher ein Umsatzvolumen von 8,9 Milliarden Dollar, über zwei Drittel davon werden wohl auf Leistungshalbleiter entfallen. Wir stehen also erst am Beginn der Entstehung eines neuen Milliarden-Dollarmarktes. Es gibt Prognosen, die für 2030 bereits ein Umsatzvolumen von 14 Milliarden Dollar voraussagen.
In Deutschland gilt seit kurzem die 3G-Regel für den Zugang zum Arbeitsplatz. Wie wird das bei Wolfspeed gehandhabt? Müssen Ihre Mitarbeiter inzwischen geimpft sein?
Nein, wir schreiben keine Impfung vor. Wer nicht in der Produktion tätig ist, der arbeitet im Homeoffice. Wir hatten vor, unsere Mitarbeiter im Januar oder Februar wieder in die Büros zurückzuholen. Ich glaube, angesichts der jüngsten Entwicklung wird dieser Schritt erst später erfolgen. Etwa zwei Drittel unserer 3500 Beschäftigten sind derzeit geimpft. Wir ermutigen unsere Mitarbeiter, sich impfen zu lassen. Wir haben eine Aktion aufgesetzt, bei der man durch eine Impfung einen Tesla gewinnen kann. Get your shot impliziert im Englischen, dass jemand durch diesen Shot die Chance auf etwas erhält. Auf diese Weise haben wir bereits 700 weitere Mitarbeiter zu einer Impfung motivieren können.
Cree gehörte 2019 zu den ersten Unternehmen, die ankündigten, speziell für Automotive-Anwendungen 750-V-SiC-MOSFETs zu entwickeln. Haben Sie die entsprechenden MOSFETs bereits auf den Markt gebracht?
Ja, die 750-V-SiC-MOSFETs sind bereits seit einer Weile bei uns erhältlich.
Wolfspeed bietet nach wie vor planare SiC-MOSFETs an. Sie hatten in der Vergangenheit angekündigt, auch Trench-MOSFETs zu entwickeln. Gibt es bereits einen Zeitplan, wann diese auf den Markt kommen?
Wir sind dabei SiC-Trench-MOSFETs zu entwickeln. Beide Technologien haben ihre Vor- und Nachteile. Im Bereich der 650-V-SiC-MOSFETs haben planare Strukturen definitiv ihre Vorteile. Letztlich dreht sich bei dieser Diskussion alles um Kosten und Die-Size. Ich habe aber auch noch nie einen Kunden getroffen, der sich dafür interessiert hat, ob das SiC-MOSFET nun eine planare oder eine Trench-Struktur hat. Der Kunde ist einfach nur an der Funktion des Bauteils und den Vorteilen interessiert, die es ihm bietet. Wie diese Funktion technisch ermöglicht wird, interessiert ihn wenig.
Wolfspeed ist ein börsennotiertes Unternehmen. Stellt ihr Unternehmen nicht in der jetzigen Aufstellung einen hervorragenden Übernahmekandidaten für einen der großen der Halbleiterbranche dar, der sein Portfolio damit um SiC erweitern kann?
Wir sind börsennotiert und damit kann uns jeden Tag jeder kaufen. Ich habe keine Angst davor und beschäftige mich deshalb auch nicht mit dieser Möglichkeit. Wir konzentrieren uns voll darauf, den Markt weiterzuentwickeln und unsere Technologie weiter zu optimieren. Wir arbeiten an einem technologischen Umschwung, wie er zuletzt von Fairchild in den 1960er-Jahren vorangetrieben wurde!
China investiert massiv in SiC. Rechnen Sie kurz- und mittelfristig mit dem Auftreten chinesischer Wettbewerber im SiC-Bereich?
Ich denke, dass aktuell nur einige hundert Menschen weltweit wirklich mit der SiC-Technologie vertraut sind. Die Probleme fangen bereits bei der Herstellung des Wafermaterials an. So gibt es keine Standardgeräte für die Züchtung des SiC-Kristalls. Das basiert alles auf dem Know-how des jeweiligen Herstellers. Natürlich sind diese Herausforderungen lösbar, aber jeder der sich mit dieser Technologie beschäftigt, muss erst eine Lernkurve durchschreiten, und das geht nicht von heute auf morgen!