Kommentar

Die Quantenchance ergreifen!

2. Juli 2025, 8:54 Uhr | Heinz Arnold
Heinz Arnold, stv. Chefredakteur, HArnold@componeers.net
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Der amerikanische Quantencomputer-Hersteller IonQ hat die englische Oxford Ionics gekauft, die ebenfalls Quantencomputer auf Basis von Ionenfallen entwickelt – ein Weckruf für Europa.

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Die Übernahme zeigt zunächst einmal, um wieviel Geld es in diesem Bereich geht:  im Rahmen eines Aktientauschs um rund 1 Mrd. Dollar. Der Vorgang erinnert an eine Fusion im Jahr 2021. Damals schlossen sich Honeywell und Quantencomputer-Software-Entwickler Cambridge Quantum zu Quantinuum zusammen. Das Unternehmen strebt inzwischen einen Börsengang an und rechnet mit einer Bewertung von 10 Mrd. US-Dollar.

Die jüngste Übernahme von IonQ sollte als ein Weckruf für Europa verstanden werden. Grundsätzlich hat sich Europa im Rennen um die Quantencomputer gut positioniert, wofür Oxford Ionics nur ein Beispiel ist. Das Unternehmen hatte mit Gate-Fehlerraten von unter 0,0008 Prozent einen Weltrekord aufgestellt, und zwar auf Basis eines Quantenprozessors, der sich mit Hilfe gängiger Halbleiterprozesse, also kostengünstig, herstellen lässt. Diese Kombination erschien IonQ – die schon zahlreiche Unternehmen im Quantentechnologieumfeld gekauft hat, um zu einem weltweit führenden Hersteller von Quantencomputern aufzusteigen – die Milliardeninvestition Wert zu sein.

Für Oxford Ionics soll sich dadurch nicht viel ändern, das Management und die Entwicklung in Großbritannien sollen bleiben. Was zunächst schön für Europa ist.

Allerdings zeigt sich schon länger: Europa hinkt in der Entwicklung der Hardware für Quantencomputer hinter – weil sie viel Geld verschlingt, das in den USA deutlich einfacher aufzutreiben ist als in Europa. Das lässt die hiesigen Start-ups, aber auch etablierte Unternehmen immer wieder an die altbekannten Grenzen stoßen – und führt zu unnötigen Verzögerungen.

Was Gift ist, denn die Entwicklung schreitet stürmisch voran. Wie sehr es auf Geschwindigkeit ankommt, hat die »World of Quantum« in München, die gestern zu Ende ging, gerade deutlich vor Augen geführt.

Es wäre zu hoffen, dass der Weckruf endlich wahrgenommen wird: Die Quantentechnologien müssen so unterstützt werden, dass Europa nicht wieder, wie etwa im Halbleitersektor geschehen, in der Industrialisierung auf den weltweit hinteren Plätzen landet. Die Chance dazu wäre jetzt da, es gilt sie zu ergreifen!


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