Die gesamte Wertschöpfungskette fördern

EU Chips Act und IPCEI sind wichtig, aber nur ein Anfang

9. November 2023, 6:11 Uhr | Iris Stroh
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Auf der ZVEI-Veranstaltung »Microelectronics for Future« in Berlin beurteilt der ZVEI die bisherigen Förderzusagen von EU und Bundesregierung für die Chip-Industrie grundsätzlich positiv. Der Verband mahnt aber auch, dass das nur der Anfang sein kann, es sind weitere Schritte erforderlich.

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»Der EU Chips Act und die finanziellen Mittel aus dem IPCEI-Programm sind bedeutend, um in Deutschland und der EU ein robustes und wettbewerbsfähiges Halbleiter-Ökosystem aufzubauen«, erklärt ZVEI-Präsident Dr. Gunther Kegel. Die investierten staatlichen Gelder seien zukunftsweisend und würden sich auch gesamtwirtschaftlich rechnen. Wichtig sei es jedoch, dass die Politik einen langen Atem habe. Kegel: »Die Fördermaßnahmen müssen langfristig ausgerichtet sein und im nächsten Schritt auf das gesamte Halbleiter-Ökosystem ausgedehnt werden.«

Geschehe dies nicht, bleibt das von der EU vorgegebene Ziel unerreichbar, sprich den EU-Anteil an der weltweiten Produktion bis 2030 auf 20 Prozent zu verdoppeln. »Würden die Förderungen in Europa nach den aktuellen Maßnahmen auslaufen, würde der Weltmarktanteil von in Europa produzierten Chips ab der zweiten Hälfte der Dekade wieder sinken«, rechnet Kegel vor. Der ZVEI fordert deshalb, dass die Bundesregierung die bestehenden Haushaltsposten bzw. Sondervermögen aufrechterhält und zur Verstetigung der Halbleiterförderung auch Mischfinanzierungen zwischen Bund und Ländern genutzt werden.

Förderung fortsetzen und Lücken schließen

Im nächsten Schritt, so der ZVEI-Präsident, müsse die Förderung mehr als bisher auf die gesamte Wertschöpfungskette der Mikroelektronik zielen, um dadurch das Halbleiter-Ökosystem in seiner Gänze zu stärken. Bislang seien beispielsweise wichtige Teilbranchen wie Leiterplatten und Elektronikfertigung (EMS - Electronic Manufacturing Services), die die Weiterverarbeitung von Chips überhaupt erst ermöglichen, bei der Vergabe von Fördermitteln außen vor geblieben. »Die Konkurrenz in den USA und Asien geht auch hier deutlich strategischer vor und investiert hohe Summen in die Verbindungstechnik der Leiterplatten und die Elektronikfertigung«, sagte Kegel und forderte: »Europa muss zwingend die EMS-Industrie und damit die heimische Produktion von Komponenten erhalten und ausbauen. Erst dann ist ein resilientes Ökosystem Mikroelektronik zu erreichen.« Entsprechend forderte er, dass die sogenannte Säule 2 des Chip Acts künftig auch für solche mittelständisch geprägten Spezialanbieter angewendet werde, da diese ebenso relevante »first-of-a-kind«-Produktionen sicherstellten. Nur über eine konzertierte Förderung ließe sich das vielfältige Ökosystem der Halbleiterbranche, das von Leistungshalbleitern über Sensoren bis zu Spezialprozessoren und darüber hinaus reicht, in Deutschland langfristig erhalten. »Ein starkes Halbleiter-Ökosystem ist Voraussetzung für die Innovationsfähigkeit von zentralen Industriebereichen in Deutschland und hilft den europäischen Industriestandort zu sichern«, so der ZVEI-Präsident und verweist auch auf große gesellschaftspolitische Ziele wie die Energiewende, die sich nur mit Halbleitern und nachgelagerten Komponenten realisieren ließe. Oder anders formuliert: »Nur mit Chips ist die Energiewende realisierbar.«


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