Im zweiten Quartal 2023 hat ASML 6,9 Mrd. Euro Umsatz erzielt und erwartet für das Gesamtjahr gegenüber 2022 ein Plus von 30 Prozent. Bis 2030 könnte der Umsatz sogar auf 60 Mrd. Euro klettern.
Den Nettogewinn im zweiten Quartal beziffert ASML auf 1,9 Mrd. Euro. Der Auftragseingang erreichte einen Wert von 4,5 Mrd. Dollar, davon entfallen 1,6 Mrd. Euro auf EUV-Anlagen. Für das dritte Quartal rechnet das Unternehmen mit einem Umsatz zwischen 6,5 und 7 Mrd. Euro.
Weniger EUV-Maschinen…
»Der Umsatz im zweiten Quartal lag am oberen Ende der Vorhersage, die Marge von 51,3 Prozent sogar darüber, weil wir mit den Immersion-DUV-Maschinen zusätzlichen Umsatz realisieren konnten«, sagt Peter Wennink, CEO von ASML. Das lag daran, dass über beschleunigte Testprozeduren mehr DUV-Maschinen ausgeliefert werden konnten als ursprünglich geplant.
Dagegen verzögern die Kunden die Auslieferung der bestellten EUV-Maschinen nach hinten, so dass ASML weniger dieser Maschinen verkaufen könne als geplant. Deshalb wird dieser Sektor nicht wie vorhergesagt um 40 Prozent zulegen, sondern »nur« um 25 Prozent.
Das läge in erster Linie nicht an der makroökonomischen und der geopolitischen Situation sowie dem Abschwung im Halbleitermarkt, sondern vor allem daran, dass die Fabs, in denen die EUV-Maschinen zum Einsatz kommen sollen, nicht so schnell fertig würden, wie ursprünglich geplant – weil Mitarbeiter mit den entsprechenden Fähigkeiten derzeit nicht in ausreichender Zahl zu finden seien.
…dafür mehr DUV-Lithografiegeräte
Anders sieht das im Sektor der DUV-Maschinen aus. Zwar gelte auch hier, dass die Kunden Auslieferungen nach hinten verschieben wollten. Das versetze ASML aber in die Lage, den starken Bedarf aus China decken zu können. »Dort sind die Fabs fertig und die Kunden nehmen gerne die Maschinen, die andere nicht wollen«, freut sich Wennink. Der DUV-Umsatz klettert deshalb nicht um 25 Prozent wie ursprünglich erwartet, sondern springt um 40 Prozent in die Höhe.
Wie wirken sich die Exportrestriktionen aus?
Das gilt so nicht für die EUV-Geräte, weil sie wegen der Exportbeschränkungen gar nicht erst nach China geliefert werden dürfen. Allerdings hat die holländische Regierung gerade die Ausfuhrbestimmungen verschärft, die ab 1. September in Kraft treten. Das trifft die Advanced Immersion-DUV-Lithografiegeräte, nicht aber die übrigen DUV-Maschinen. Deshalb würden sich die Auswirkungen für ASML in Grenzen halten. Allerdings wird in den USA diskutiert, die Restriktionen noch weiter zu verschärfen, wie die endgültige Regelung dann aussehen wird, ist noch nicht abzusehen. »Für 2023 erwarten wir noch keine Auswirkungen«, so Wennink.
Der Abschwung zieht sich hin
Und wann wird der ersehnte Aufschwung in der Halbleiterindustrie einsetzen? Wennink sieht zwar Anzeichen dafür, dass die Talsohle durchritten ist und es in den Endmärkten wieder aufwärts geht, aber die Lager seien voll: »Derzeit verhalten sich unsere Kunden quer durch alle Marktsegmente wegen der makroökonomischen Situation sehr vorsichtig und erwarten, dass die Erholung später eintritt als zunächst erhofft. Im zweiten Halbjahr 2023 wird er jedenfalls nicht einsetzen. Auch die Dauer des Abschwungs und die Kurve, die der Aufschwung nehmen wird, sind noch nicht absehbar.«
ASML selbst ist mit einem Auftragsbestand von 38 Mrd. Euro laut Wennink gerüstet, um gut durch die kurzfristigen Marktschwankungen zu kommen: »Trotz der steigenden Risiken gehen wir davon aus, in diesem Jahr stark wachsen zu können.«
Auf dem Weg zum 60-Mrd-Euro-Unternehmen
Und was erwartet er für 2024? »Bei einem Auftragspolster von 38 Mrd. Euro gibt es weitere Chancen für Wachstum – aber wie die Situation im kommenden Jahr konkret aussehen wird, wissen wir eben nicht.«
Langfristig, also weit über 2024 hinaus, ist er optimistisch: »Die bekannten Megatrends – KI, Elektrifizierung, IoT, usw. sind da, sowohl die ausgereiften Prozesstechnologien als auch die neusten werden davon profitieren.« Deshalb gibt er sich zuversichtlich, bis 2023 auf einen Umsatz zwischen 44 und 60 Mrd. Euro zu kommen.