Markt&Technik-Forum Teil 1

Euphorie trifft neue Märkte und neue Verantwortung

18. Mai 2017, 11:36 Uhr | Manne Kreuzer
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»Wir können von Automotive lernen«

Ist die strategische Entscheidung gefallen, was zugekauft werden soll, bedeutet dies noch lange keine Aufträge für die Embedded-Anbieter, da jetzt die nächsten Entscheidungsebenen ins Spiel kommen – und teilweise Kontroversen einbringen. »Es gibt immer noch den Konflikt zwischen Einkäufern und Entwicklern«, berichtet Karsten Kopka, Product Marketing Manager embedded boards & systems von Bicker Elektronik. »Der Konflikt wird sogar größer«, ergänzt Walter. »Die Einkäufer nennen sich Strategische Einkäufer und haben mittlerweile ein ganz anderes Methoden-Set, um für ihre Unternehmen die günstigsten Konditionen aushandeln zu können.« – »Gleichzeitig sind die Entwicklungsabteilungen wesentlich kostensensibler im Vorfeld als früher« fügt Volkmar Kaufmann hinzu, Sales Director Central Europe von Aaeon.
Die Kunden sind aber auch immer häufiger um Ausgleich zwischen den Lagern bemüht. »Einzelne Entscheidungen, nur vom Einkäufer, sehen wir immer weniger, sondern Buying-Teams mit Einkauf und Entwicklung – denn es geht um Innovationen«, berichtet Hauser. Dies bestätigt Steger und beschreibt die Reaktion der Anbieterseite: »Diesem Trend wollen wir ein Verkaufsteam entgegenstellen. Damit glauben wir, die Konflikte, die mal in einer Firma herrschen können, am besten beheben zu können – man muss sich darauf einstellen und das nur ein bisschen ausbalancieren.«

Es müssen nicht immer Konflikte sein, bei denen sich Verkaufs-Teams bewähren, manchmal wird bekannte Technik von Kunden angefragt, die eigentlich aus einem ganz anderen Geschäftssegment kommen – und damit wird es beratungsintensiv. Ein Beispiel sind Nähroboter, die ein Online-Versender bauen will. Consumer können sich Form und Farbe eines Hemds aussuchen und bestellen. Mit Methoden der Industrie 4.0 entsteht dann das individuelle Einzelstück. »Die Produktion wird mit Losgröße 1 aus der Fabrik in den 3D-Shop verlagert. Dazu braucht es Vernetzung, Security und Verfügbarkeit. Das sind die Stärken der Embedded-Industrie«, freut sich Eder. »Wir ermöglichen dem Online-Händler die letzte Meile zum Sensor und Aktor, weil wir die Enabler sind – das ist ein gutes Gefühl, denn man braucht unserer Technologie und unsere Geräte dafür.«

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Volkmar Kaufmann, Aaeon
Volkmar Kaufmann, Aaeon
© Markt&Technik

Traditionell ist die europäische Embedded-Branche sehr stark mit der Automation verbunden und partizipiert von der Investitionsbereitschaft rund um „Industrie 4.0“ und „Industrial-IoT“. Wachstumschancen finden sich aber auch in andern Marktsegmenten. »Es gibt keine Branche, die so disruptiv bearbeitet wird wie die Automobilindustrie mit den zwei Trends „Autonomes Fahren“ und „Elektromobilität“, die auch verknüpft werden können über Embedded-Systeme. Das schafft neue Märkte für uns«, betont Kuppler. Karsten Kopka bestätigt das: »Es werden momentan riesige Summen an Geld investiert, und die Automobilindustrie ist ein Riesentreiber für uns hier in Europa.«
Dabei ist diese Entwicklung nicht nur spannend für die Embedded-Branche in ihrer Funktion als Zulieferer, sondern auch als Abnehmer von Technologie. »Wir können von Automotive lernen und es für Robotik und Maschinensteuerungen umsetzen«, erläutert Hauser. »Es werden neue Standards gesetzt, weil sie von hohen Volumen getrieben werden. Dadurch werden sie günstig und kommerziell nutzbar. Wir müssen daher das Richtige für unsere Kunden herauspicken.«

Dazu zählen zweifelsfrei hochwertige Bauelemente. »Denn Automotive bringt Themen wie Langzeitverfügbarkeit und Qualität an die Chip-Hersteller heran, und davon profitieren wir massiv«, erläutert Jens Plachetka, Manager Product Business Unit Board Platforms von MSC. So gäbe es mittlerweile bis zu 15 Jahre Verfügbarkeit der Bauelemente – und das im erweiterten Temperaturbereich, der auch von der klassischen Industrie geschätzt wird.

Auch wenn die Embedded-Computing-Branche einen klaren Fokus auf Hardware hat, gewinnt die Software für sie rapide an Bedeutung – und die Fortschritte aus dem Automotive-Bereich sind sehr geschätzt. »Was bei Deep Learning an Geld und Energie hineingesteckt wird, davon können wir auf alle Fälle profitieren«, ist sich Markus Mahl, Head of Product Marketing Embedded Solutions von Data Modul, sicher. »Mit diesen Algorithmen werden so viele neue Anwendungen entstehen, an die wir jetzt noch gar nicht denken.« Allerdings kann das noch etwas dauern. »Automobilhersteller denken mit ihren Zyklen fünf bis sieben Jahre voraus, denn was sie heute fordern, geht erst in fünf bis sieben Jahren in Serie«, erläutert Kopka. »Es wird schon unter dem Tisch Technologie an die Automobilindustrie geliefert – die wir noch gar nicht kennen – und von ihr entsprechend getestet. Darauf müssen wir sehr genau achten und es dann rasch für unsere Kunden umsetzen.« 


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