KI in der industriellen Bildverarbeitung

Fast schon Normalität

21. April 2022, 9:45 Uhr | Andreas Knoll
MVTec Software
Das »UP Squared Pro AI Vision Development Kit« ermöglicht Bildverarbeitungs-Applikationen mit einfach anwendbaren Deep-Learning-Technologien.
© MVTec Software

Künstliche Intelligenz (KI) ist aus der industriellen Bildverarbeitung nicht mehr wegzudenken: Die technische Entwicklung in Sachen KI schreitet schnell voran, und die Anwendung von KI-Algorithmen wird immer einfacher, wie die folgenden Beispiele zeigen.

Auf dem Weg in Richtung Industrie 4.0 nimmt die Nutzung von KI stetig zu. Mit am weitesten verbreitet ist KI in der industriellen Bildverarbeitung: KI-Algorithmen in Machine Vision Software helfen bei der Mustererkennung, der optischen Inspektion, dem Griff von Leichtbaurobotern in die Kiste oder der Identifikation etwa von Personen. Auch bei Condition Monitoring und Predictive Maintenance spielt KI eine immer größere Rolle. Und die für industrielle Anwendungen geeigneten KI-Techniken entwickeln sich kontinuierlich weiter, wobei mittlerweile auch Programme bereitstehen, die speziell dafür entwickelt sind, Anwendern den Einstieg in deren Nutzung zu vereinfachen.

Gut zu beobachten ist dies gerade in der Bildverarbeitung: Hier haben etliche Unternehmen in letzter Zeit interessante Neuerungen vorgestellt. MVTec Software beispielsweise hat gemeinsam mit Basler und Aaeon Technology ein für Einsteiger gedachtes Machine Vision Bundle mit integrierten Deep-Learning-Technologien vorgestellt. Das Bundle mit dem Namen »UP Squared Pro AI Vision Development Kit« ist sofort einsatzbereit und für eine Vielzahl möglicher Anwendungen ausgelegt. »Mit dem UP Squared Pro AI Vision Development Kit bieten wir Anwendern aus sämtlichen Branchen die Möglichkeit, erste Schritte mit Machine Vision und Deep Learning zu gehen«, erläutert Owen Wei, Marketing and BDM Manager bei Aaeon. »Wir sind davon überzeugt, etwaige Hemmschwellen hinsichtlich der Nutzung dieser Technologien abzubauen und den Blick für die vielen Vorteile zu schärfen.«

In das Bundle haben die drei Unternehmen passende Technologien eingebracht: Aaeon stellt das UP Squared Pro System mit dem AI Core XM zur Verfügung, einem KI-Beschleunigungsmodul, das zweimal die Video Processing Unit (VPU) »Movidius Myriad X« von Intel umfasst. Basler liefert die Plug-and-Play-USB-3.0-Flächenkamera »pulse« einschließlich passendem Zubehör, und MVTec steuert die einfach einzusetzende Bildverarbeitungs-Software »Merlic 5« mit Deep-Learning-Technologien wie »Anomaly Detection« und »Classification« bei. Anwender können zudem kostenlos auf die am 7. April 2022 erschienene Version »Merlic 5.1« updaten und dadurch weitere Funktionen wie »Deep OCR« (Optical Character Recognition) nutzen.

Das Bundle lässt sich als Deep-Learning-Einstiegspaket für alle denkbaren Machine-Vision-Applikationen verwenden. Anwender können verschiedenste Applikationen per Drag-and-Drop erstellen. Im Fokus steht dabei, Erfahrung mit Deep-Learning-Technologien zu sammeln. Gleichzeitig lässt sich das Bundle jederzeit auch im Produktivsystem einsetzen – und zwar branchenübergreifend, von der Elektronikfertigung über die Lebensmittelindustrie bis hin zum Maschinenbau.

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Merlic 5.1 mit erweiterten Deep-Learning-Funktionen

Die neue Version 5.1 von Merlic bietet weiterentwickelte Funktionen mit noch besserer Bedienbarkeit. Ausgebaut hat MVTec den Funktionsumfang der KI-Technologie Deep Learning: Neben Anomaly Detection und Classification, die schon in Merlic 5 enthalten waren, ist das Tool »Deep OCR« zur optischen Zeichenerkennung neu hinzugekommen. Darüber hinaus hat MVTec in Merlic 5.1 die Hardware-Kompatibilität optimiert, was Deep-Learning-Anwendungen beschleunigt.

Das Deep-OCR-Tool in Merlic 5.1 beruht auf der Deep-OCR-Technologie von MVTecs Bildverarbeitungs-Bibliothek »Halcon«. Durch seine ganzheitlich Deep-Learning-basierte Methode kann es Zeichen robust lokalisieren, unabhängig von ihrer Ausrichtung, Schriftart und Polarität, und erfordert nur wenig Parameter-Tuning. Die automatische Gruppierung von Zeichen steigert die Erkennungsleistung weiter, ermöglicht die Erkennung ganzer Wörter und verringert die Gefahr der Fehlinterpretation ähnlich aussehender Zeichen. Das neue Tool benötigt kein Deep Learning Add-on und ist daher bereits im Einstiegspaket Merlic 5.1 S enthalten.

Darüber hinaus enthält Merlic 5.1 Artificial Intelligence Acceleration Interface Plugins (AI2) für das TensorRT-SDK von Nvidia und die Intel-Distribution des OpenVINO-Toolkits. Mit ihnen können Nutzer unterstützte KI-Beschleuniger-Hardware schnell und komfortabel einsetzen. Merlic-Tools, die Deep-Learning-Funktionen verwenden, erzielen so kürzere Inferenzzeiten, wenn sie mit kompatibler Hardware wie Nvidia-GPUs oder Intel-Prozessoren einschließlich GPUs, CPUs und VPUs wie dem Movidius Neural Compute Stick kombiniert werden. Durch die Erweiterung des Spektrums unterstützter Intel-Geräte genießen Kunden jetzt noch mehr Flexibilität bei der Auswahl ihrer Hardware. Durch die Unterstützung von AI2 soll Merlic auch von zukünftigen Plugins profitieren, die neue Beschleuniger-Hardware integrieren.

Schließlich wurde in Merlic 5.1 die Auswahl und Einstellung der richtigen Kameraparameter innerhalb des Image Source Managers (ISM) weiter vereinfacht. Bei der Einrichtung einer Kamera ist der gewünschte Parameter jetzt schneller und einfacher als bisher zu finden. Die Suche des Parameters erfolgt nun über die ISM GUI – analog zur Suchfunktion in der Tool-Bibliothek. Zudem ist es jetzt möglich, nach persistenten, in der Kamera gespeicherten Parametern zu filtern – auch bei ausgeschalteter Kamera. Darüber hinaus können im Merlic-RTE-Setup die Konfigurationen und Bildquellen nun umbenannt werden. Und nicht zuletzt wird jetzt der Verbindungsstatus von Kameras angezeigt, die diese Funktion unterstützen.


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