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Die KI-Strategien der großen Hersteller

27. März 2018, 12:15 Uhr |
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Training mit Licht­geschwindigkeit

Auf eine besondere Stärke der heimischen Industrie weist Prof. Jürgen Schmidhuber hin, der als Erfinder der modernen künstlichen Intelligenz gilt: „Bei der Verbindung von Robotik mit KI ist kein anderes Land ist so gut aufgestellt wie Deutschland.“ So werde es in naher Zukunft Fertigungsroboter geben, die allein durch berührungsloses Vormachen die jeweils erforderlichen Montageschritte von einem menschlichen Bediener erlernen werden. Aus marktwirtschaftlicher Sicht sei dies bedeutender als alles, was Google & Co. heute im Bereich KI machen würden. Angesichts der weiterhin rasch wachsenden Leistungsfähigkeit der Rechenplattformen ist Schmidhuber fest davon überzeugt, dass die künstliche Intelligenz in absehbarer Zeit ihr menschliches Vorbild in jeder Hinsicht überflügeln wird.

Für Norbert Graus von der zentralen Siemens-Forschung spielen solche Überlegungen eine eher untergeordnete Rolle: „Wir sehen KI als Teil eines allgemeinen Digitalisierungsprozesses in der Industrie.“ Es gehe nicht darum, den Menschen zu ersetzen, sondern um die Bewältigung komplexer Aufgaben, die sich mit herkömmlichen Methoden nicht lösen lassen. Einen Windpark mit 500 Mühlen zu optimieren sei etwa ohne KI-Einsatz nicht möglich. Siemens verfolgt dabei einen ganzheitlichen Ansatz, der das in einer semantischen Datenbank (Knowledge Graph) abgebildete Wissen um maschinelles Lernen ergänzt. Konkret ließen sich etwa mit einer sich selbst optimierenden Gasturbine die anfallenden NOX-Emissionen um 10 bis 15 Prozent reduzieren. Übergeordnetes Ziel der Forschungen bei Siemens ist eine sogenannte „Augmented Intelligence“, ein selbstlernendes System, das den Menschen bei komplexen Entscheidungen unterstützt und entlastet.

Bilder: Ingo Kuss
Laut Fei Yu Xu, Leiterin des AI-Labs bei Lenovo, wird das chinesische Bruttoinlandsprodukt (GDP) besonders von der KI-Technik profitieren
© Bilder: Ingo Kuss

Chinas Liebe zur KI

Die KI-Ziele der chinesischen Regierung sind da deutlich ehrgeiziger formuliert: Bis zum Jahr 2020 soll das Land technologisch mit dem Rest der Welt gleichgezogen und bis 2030 alle anderen Nationen übertroffen haben. In Zahlen: Der Umsatz der chinesischen KI-Firmen soll von aktuell umgerechnet 1,5 auf dann 150 Milliarden US-Dollar im Jahr 2030 steigen. Dafür stellt die Regierung umfangreiche Fördermittel zur Verfügung. Gleichzeitig wird das Thema KI zum festen Bestandteil der Schulausbildung in China. Die Maßnahmen der Regierung stoßen offenbar auf breite Zustimmung: „Das ganze Land liebt KI“, sagt Fei Yu Xu, Leiterin des AI Labs bei Lenovo. Auch bei Lenovo spiele das Thema eine zentrale Rolle, da KI-Elemente bereits in zahlreichen Produkten wie smarten Fernsehern zu finden seien. Durch die enge Zusammenarbeit von Regierung und Unternehmen erhofft sich Lenovo einen deutlichen Wachstums­impuls. Der Kampf um die KI-Krone bleibt spannend. – Mehr zum Thema KI erfahren Sie beim Forum Künstliche Intelligenz am 17. Mai in Stuttgart.


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