Obsoleszenzmanagement

»Es muss in den Unternehmen fest verankert werden!«

28. Oktober 2024, 9:00 Uhr | Heinz Arnold
Martin Steinleitner, Syliom: »Wir beschäftigen uns bei Syliom damit, das Obsoleszenzmanagement in der Organisation von Unternehmen zu verankern. Dazu gehen wir in die Business-Case-Betrachtungen hinein, das heißt, wir analysieren genau, wie viel ein Obsoleszenzfall das Unternehmen kostet.«
© Syliom

Seit den Lieferkettenschwierigkeiten ist das Obsoleszenzmanagement stärker denn je in das Bewusstsein der Unternehmen gerückt. Wirklich intensiv diskutiert wird es laut Martin Steinleitner, Partner bei Syliom, vor allem bei den Entscheidern häufig noch nicht.

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Markt&Technik: Haben die bekannten Schwierigkeiten, unter denen die Lieferketten über die vergangenen Jahre zu leiden hatten, dazu geführt, dass die Fragen des Obsoleszenzmanagements mehr als bisher auf die Entscheidungsebenen in den Unternehmen vorgedrungen sind?

Martin Steinleitner, Syliom: Diese Schwierigkeiten, aber auch der starke Anstieg der Abkündigungen haben dazu geführt, dass das Thema Obsoleszenzmanagement mehr Beachtung findet als früher. Aber es betrifft eben nicht nur den Einkauf, unter dem es heute noch oft aufgehängt wird, sondern es betrifft das gesamte Supply-Chain-Management, und damit sollte es sowohl kosten- als auch entscheidungstechnisch umfassender gefasst werden.

Es gibt also nach wie vor viel zu tun, damit das Obsoleszenzmanagement fester Bestandteil der Betrachtung in einem Unternehmen wird.

Erstens beschäftige ich mich vor allem im Rahmen der IIOM, aber auch der COGD damit, dass das Thema Obsoleszenzmanagement weiter in das Bewusstsein der Unternehmen vordringt. Zudem befassen wir uns bei Syliom damit, das Obsoleszenzmanagement in der Organisation von Unternehmen zu verankern. Dazu gehen wir in die Business-Case-Betrachtungen hinein, das heißt, wir analysieren genau, wie viel ein Obsoleszenzfall das Unternehmen kostet. Es ist nicht einfach, das genau zu ermitteln, weil viele unterschiedliche Kostenblöcke involviert sind und eine Gesamtbetrachtung nicht auf Knopfdruck gemacht werden kann. Zwar ist wie gesagt die Aufmerksamkeit gestiegen, aber es wird in vielen Unternehmen noch nicht mit dem zwingenden Nachdruck auf allen Entscheidungsebenen und allen Entscheidungsgremien vorangetrieben.

Was genau sollte wo entschieden werden?

Am Ende des Entscheidungsprozesses sollte geklärt werden, welche Obsoleszenzstrategie ein Unternehmen verfolgen will. Wenn es zum Schluss gekommen ist, proaktives Obsoleszenzmanagement zu verfolgen, dann müssen dafür auch die erforderlichen Investitionen freigegeben werden. Wenn sich ein Unternehmen dafür entscheidet, dass es genügt, im Obsoleszenzfall zu reagieren, dann müssen auch dafür die Strukturen geschaffen und investiert werden, damit gewährleistet ist, dass im Obsoleszenzfall sehr schnell und stringent reagiert werden kann.

Betrifft das vor allem große Unternehmen?

Grundsätzlich sind KMUs genauso wie sehr große Konzerne gleichermaßen von Obsoleszenzfällen betroffen, sollten also Vorkehrungen schaffen. Bei kleineren und mittleren Unternehmen sind die Entscheidungswege allerdings kurz, das Obsoleszenzmanagement ist schnell beim Chef angelangt. In sehr großen Organisationen dauert das etwas länger, es sind mehr Entscheidungsebenen involviert. Große Unternehmen versuchen eher systematisch eine Obsoleszenzmanagement-Planung zu machen als die KMUs. Sie sind oft eher reaktionär unterwegs und müssen mit den dann notwendigen Kosten für die Behebung leben.

Wie kommt Syliom mit den Unternehmen in Kontakt?

Wir sind auf vielen Veranstaltungen unterwegs, angefangen bei den IIOM-Konferenzen und den COGD-Veranstaltungen. Darüber hinaus gibt es zahlreiche andere Konferenzen mit verschiedenen Themen, überall ergeben sich Gespräche. Hier lernen wir oft Unternnehmen kennen, die dadurch erst so richtig auf alle Aspekte rund um das Obsoleszenzmanagement aufmerksam werden und sich dann mit ihren Fragen an uns wenden und dazu mehr erfahren wollen. Außerdem haben wir als Unternehmen inzwischen ein großes Netzwerk, und es hat sich in der Branche offenbar herumgesprochen, dass wir in Fragen des Obsoleszenzmanagements kompetent sind.


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