COGD-Obsolescence-Forum

Wie sich Obsoleszenz-Risiken minimieren lassen

27. Oktober 2025, 14:00 Uhr | Heinz Arnold
Axel Wagner, COGD: »Obsoleszenzen können immense Folgekosten auszulösen. Mit unseren Veranstaltungen wollen wir als COGD dazu beitragen, dass sich die Unternehmen darüber bewusst werden, und zeigen Strategien und Methoden auf, um Obsoleszenz-Risiken in den Griff zu bekommen.«
© COGD

Bis zu 50 Prozent der über den gesamten Produktlebenszyklus anfallenden Gesamtkosten von langlebigen Geräten lassen sich direkt oder indirekt auf Obsoleszenzen zurückführen. Experten der COGD informieren auf der productronica 2025 darüber, wie sich Obsoleszenz-Risiken minimieren lassen.

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Es ist nicht nur die seit Jahren kontinuierlich steigende Zahl von abgekündigten elektronischen Bauteilen und Komponenten, die vielen Herstellern langlebiger industrieller Wirtschaftsgüter Kopfschmerzen bereitet. Auch geopolitisch bedingte Rohstoffengpässe und Handelseinschränkungen, Know-how-Abwanderung, immer strengere gesetzliche Umweltauflagen, Cyberangriffe auf wichtige interne Daten und Prozesse, Naturkatastrophen etc. erweisen sich immer häufiger als latente Risikofaktoren für die langfristige Versorgungssicherheit.

Um all diesen Herausforderungen gerecht werden zu können, werde zumindest in größeren Industrieunternehmen über kurz oder lang an der Einführung eines Strategischen Obsoleszenzmanagements kein Weg vorbeiführen, prognostiziert Axel Wagner, ehrenamtlicher Vorstandsvorsitzender des 2005 gegründeten Non-Profit-Industrieverbands COGD e.V. (Component Obsolescence Group Deutschland) »Von unseren derzeit über 170 Mitgliedsfirmen haben viele diesen Weg schon vor Jahren erfolgreich eingeschlagen, aber außerhalb der COGD sehen wir diesbezüglich aktuell noch großen Handlungsbedarf. Als gemeinnützige Organisation ist es uns wichtig, mit unseren kostenlosen öffentlichen Vortragsreihen und Diskussionsrunden auch externen Unternehmen kosteneffiziente Wege aus der Obsoleszenz-Falle aufzuzeigen. Denn viele Hersteller industrieller Geräte und Anlagen sind sich leider noch immer nicht der steigenden Bedeutung eines hocheffizienten proaktiven Obsoleszenzmanagements für den unternehmerischen Erfolg bewusst, obwohl bei besonders langlebigen Geräten und Anlagen schon heute bis zu 50 Prozent der über den gesamten Produktlebenszyklus anfallenden Gesamtkosten direkt oder indirekt mit Obsoleszenzen unterschiedlichster Art in Verbindung gebracht werden können«, führt Wagner aus.

Über einige Strategien und Methoden zur Reduzierung potenzieller Obsoleszenz-Risiken können sich Aussteller und Besucher der productronica 2025 am 21. November in der Zeit von 9:30 bis 12:00 Uhr im Rahmen des von der COGD in Kooperation mit der Messe München veranstalteten COGD Obsolescence Forum in Halle B3, Stand 360 (»PCB & EMS Speakers Corner«) informieren.

btv technologies zeigt Wege auf, wie Logistikdienstleister heutzutage mit innovativen Konzepten und zertifizierten Prozessen (DIN EN IEC 62435) Elektronik- und EMS-Unternehmen in puncto nachhaltiger Wertschöpfung, Compliance und Zukunftssicherheit unterstützen können. Im Fokus dabei: auditierbare Langzeitlagerung, digitale Rückverfolgbarkeit, Best Practices zur Funktionserhaltung und flexible Aftermarket-Strategien. Die Teilnehmer erhalten direkte Umsetzungsimpulse aus dem Automotive-Bereich.

Eichler geht als Elektronik-Service-Center mit Schwerpunkt Industrieelektronik der Frage auf den Grund, wie sich mit einer individuellen Versorgungsstrategie Obsoleszenz steuern lässt, und stellt dafür die drei Stufen des Obsoleszenzmanagements speziell für Instandhalter vor.

FMD (Forschungsfabrik Mikroelektronik Deutschland) als Kooperation des Fraunhofer-Verbunds Mikroelektronik mit den Leibniz-Instituten FBH und IHP stellt die APECS-Pilotlinie vor, die künftig einen wichtigen Beitrag zur Vermeidung von Obsoleszenz leisten soll. Im Rahmen von APECS (Advanced Packaging and Integration for Electronic Components and Systems) wird die Möglichkeit geboten, von Veralterung bedrohte elektronische Komponenten und Systeme durch strategische Allianzen zwischen Anwendern, Herstellern sowie europäischen Forschungs- und Technologieorganisationen zu reproduzieren. Indem APECS die Abhängigkeit von ausländischen Lieferanten verringert und die europäischen Fähigkeiten in kritischen Technologiebereichen stärkt, spielt die Pilotlinie eine entscheidende Rolle bei der Stärkung der technologischen Resilienz Europas.

HTV Alter Technology thematisiert in seinem Vortrag, wie Langzeitkonservierungs-Strategien zur Vermeidung von Obsoleszenz beitragen können. Ziel dieser Strategien ist es, die Nutzbarkeit elektronischer Teile über ihren typischen Lebenszyklus hinaus zu verlängern. Es werden Vorteile und Nachteile der Lagerung von Komponenten versus gesamten Baugruppen diskutiert, Alterungsprozesse aufgezeigt und Lagerungsmethoden verglichen.

Sourceability erklärt den Vortragsbesuchern anschaulich, warum für ein produzierendes Unternehmen nicht nur die Obsoleszenz von Bauteilen oder Systemen zum Problem werden kann. Ein vielfach leider noch immer unterschätztes Risiko ist beispielsweise der plötzliche Verlust von Fachwissen durch das Ausscheiden von erfahrenen langjährigen Mitarbeitern.

Die in den Vorträgen aufgezeigten unterschiedlichen Lösungsansätze verdeutlichen exemplarisch, dass es heutzutage vielfältige Möglichkeiten und Maßnahmen gibt, um sich gegen die negativen Folgen einer Obsoleszenz zu schützen. Woran es mitunter noch mangelt, ist allein die Bereitschaft, die vergübaren Mittel konsequent und vor allem proaktiv zu nutzen. Wagner: »Leider gibt es immer noch viel zu viele produzierende Unternehmen, bei denen möglicherweise durch Obsoleszenz entstehende Kostenrisiken in Projektplanungen gar nicht oder nur unzureichend berücksichtigt werden. In der Praxis kann sich das als fataler Fehler herausstellen, denn mitunter reicht schon ein einziges in der Produktion oder Instandhaltung fehlendes Bauteil im Wert von wenigen Cent aus, um immense Folgekosten auszulösen. Mit unseren Veranstaltungen wollen wir als COGD dazu beitragen, dass es künftig möglichst erst gar nicht mehr so weit kommt«.

Ausführlichere Informationen zu dem am 21. November auf der productronica 2025 stattfindenden COGD Obsolescence Forum sowie den anderen Aktivitäten der Component Obsolescence Group Deutschland finden Interessenten auf der COGD-Homepage (www.cog-d.de).


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