HMI im Fahrzeug

Wie kommunizieren wir?

8. Juli 2019, 12:20 Uhr | Iris Stroh
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Touch nimmt dennoch zu

Auch wenn die Spracheingabe als Königsweg gilt, nimmt auch der Einsatz von Touch-Technologien im Fahrzeug zu. Denn: »Touch-Displays oder Touch-Pads ersetzen mechanische Schalter«, erklärt Johann Stelzer, Marketing Manager bei Microchip Technology. Zum Teil kämen noch Funktionen wie haptisches Feedback dazu oder Knöpfe, die direkt auf dem Display aufgebracht sind. »Die Funktionen, die mit den Knöpfen bedient werden, sind veränderbar«, fährt Stelzer fort. Sprich: einmal wird der Knopf für die Regelung der Klimaanlage verwendet, ein anderes Mal für die Bedienung des Radios.

Die Display-Technik hat aber noch einen weiteren Vorteil: Sie ist flexibel, »sodass jede Form nachgebildet werden kann«, so Stelzer weiter. Diese Tatsache habe beispielsweise Continental genutzt und ein dreidimensionales Display mit Feedback-Funktion entwickelt. Stelzer: »Mit der Touch-Technologie kann eine Führung auf dem Display realisiert werden, sodass es fast blind bedienbar ist.« Auch Thomas Roth­haupt, Director Sales & Marketing bei Ino­va Semiconductors, ist überzeugt, dass mechanische Knöpfe nicht mehr gewünscht sind. Er glaubt, »dass man sie auch nicht immer sehen möchte. Das heißt, dass sie nur angezeigt werden sollen, wenn man sie braucht«, so Rothhaupt weiter.

Die Bedienmöglichkeiten bleiben vielfältig

Markt&Technik
Hans Adlkofer, Infineon Technologies »Wenn jemand im Fahrzeug wie Steve Jobs beim iPhone eine Schnittstelle schafft, mit der auch komplexe Tätigkeiten im Fahrzeug einfach durchgeführt werden können, dann ist das kriegsentscheidend.«
© Markt & Technik

Spracheingabe, Displays, aber nicht alles lässt sich so realisieren. Wiese ist beispielsweise überzeugt, dass es auch in Zukunft Funktionen geben wird, die haptisch einfacher auszuführen sind. Wiese weiter: »Das Zoomen einer Karte im Auto wird bleiben.« Die Techniken werden auch weiterentwickelt. ST verkaufe beispielsweise Beschleunigungssensoren, die das Wackeln der Hand bei der Bedienung ausgleichen können. »Die Technik wird also besser, dementsprechend werden auch in Zukunft diverse Techniken für die Mensch-Maschine-Schnittstelle eingesetzt«, so Wiese weiter.

Auf eine weitere Möglichkeit, wie die Bedienung vereinfacht werden kann, verweist Armin Derpmanns, Head of Semiconductor Marketing & Operations von Toshiba: Eye-Tracking. Firmen arbeiten daran, mithilfe einer genauen Verfolgung der Augen zu erkennen, wo der Fahrer hinschaut, und darüber »dann das Wackeln auszugleichen. Es reicht also schon, wenn man nur in die Nähe des Knopfs kommt, den man drücken will. Da gibt es noch jede Menge Technologien, die noch gar nicht ausgereizt sind«, ist Derpmanns überzeugt. Und weiter: »Wir müssen uns überlegen, welche Möglichkeiten die Technologien eröffnen. Geht es um die Kontrolle und Bewegung von Dingen, nutzen wir heute althergebrachte Ansätze. Ich glaube aber, dass wir uns darauf einstellen müssen, dass sich bis 2040 hier einiges ändern kann.« Wie weit solche Veränderungen gehen können, wird an der Frage klar, ob es 2040 noch ein Lenkrad gibt. Heute kaum vorstellbar, dass es nicht mehr da ist, aber wer weiß. Auch Wiese hält alles für möglich und verweist darauf, dass in autonomen Fahrzeugen die Passagiere beispielsweise mehr Content im Armaturenbrett haben möchten. Wiese dazu: »Er möchte vielleicht Inhalte von der Mittelkonsole ins Armaturenbrett oder in die Scheibe eingeblendet bekommen. Oder er möchte das Lenkrad, das ihm die Sicht auf ein großes Display versperrt, loswerden. Ich denke, man muss Vorsicht bei der Beurteilung walten lassen, was möglich ist und was nicht. Ich hätte mir vor ein paar Jahren nicht vorstellen können, dass wir im Auto mal keine Zeiger mehr haben, und heute bin ich davon überzeugt, dass sie irgendwann weg sind.«

Lenkrad –
das multifunktionale Bediengerät

Auf eine weitere Bedientechnik weist Hrobarsch hin: das Multifunktionslenkrad, bei dem mithilfe von Rädchen das Display vom Dash-Board verändert werden kann. »Man kann sich während des Fahrens verschiedene Dinge anzeigen lassen, ohne dass man den Blick über das Lenkrad wegnehmen muss«, so Hrobarsch weiter. Auch die Nutzung von Head-up-Displays, mit denen diverse Informationen in das Sichtfeld des Fahrers eingespielt werden können, stehen als HMI zur Verfügung. Hrobarsch: »Auch das hilft, die Sicherheit zu erhöhen.«

Carsten Demuth, Senior Marketing and Systems Manager für Automotive Microcontroller von STMicroelectronics, verweist ebenfalls noch auf eine weitere Bedienungstechnik: die Gestensteuerung beispielsweise mithilfe einer Kamera und ToF (Time of Flight). Allerdings erscheint dem einen oder anderen die Vorstellung von wild gestikulierenden Autofahrern etwas merkwürdig. Wird sich zeigen, ob Adlkofer recht behält, wenn er die Gestensteuerung auch eher als Übergangsthema ansieht. Wiese fasst abschließend zusammen: »Es wird nicht eine Technologie geben, mit der das gesamte Fahrzeug bedient werden kann. Es wird Sprache geben, es wird Touch geben, und auch haptisches Feedback wird es weiter geben.«


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