Dass sich hierzulande sehr viel im Bereich Industrie 4.0 tut, haben inzwischen auch amerikanische Unternehmen wahrgenommen, die sich eher dem Bereich der IoT für Consumer zuordnen ließen, wie etwa Amazon. Amazon Web Services (AWS) will offenbar den Anwendern aus der Industrie entgegen kommen. So sichert AWS zu, dass im Falle eines Ausfalls in einem Serverzentrum, die Daten, die dazu erforderlich sind, die Cloud-Services fortzuführen, in ein benachbartes Zentrum verlagert werden, das nicht mehr als 30 km entfernt ist. Damit ist nicht nur gewährleistet, dass alle Daten in der jeweiligen Region verbleiben und nicht in Länder wandern, in denen andere Gesetze gelten, sondern auch, dass die Latency aufgrund der großen Entfernungen nicht zu hoch wird.
Interessant ist, das AWS jetzt ein weiteres wichtiges Problem sieht: In der Industrie liegt das Problem oft nicht darin, viele Daten einer Analyse zu zuführen (Big Data) sondern sie aus den unterschiedlichsten Quellen – oft alte Geräte und Sensoren – zu sammeln und in ein Format zu bringen, das die weitergehende Analyse erst erlaubt. Nach Schätzungen von IDC wenden Datenwissenschaftler 80 Prozent ihrer Zeit für die Aufbereitung von Daten auf. Einige Experten gehen davon aus, dass derzeit nur 0,5 Prozent der Daten, die Sensoren und Geräte sammeln, überhaupt zur Analyse in der Cloud landen und das nur 5 Prozent aller gesammelten Daten effektiv zur Verbesserung der Geschäftsabläufe genutzt werden. In vielen Projekten habe sich herausgestellt, dass die größte Hürde darin besteht, die Daten über teilweise sehrt alte Geräte zu sammeln und zu vereinheitlichen. Genau das sei aber der Fokus von OSIsoft: Das Unternehmen hat sich seit mittlerweile 35 Jahren zur Aufgabe gemacht, die Daten über ihr PI System zu sammeln und so aufzubereiten, dass sie in den nachfolgenden Instanzen in der Cloud analysiert werden können. wie erklärte: »Heute machen wir häufig den Unterschied zwischen den erfolgreichen und den nicht so erfolgreichen Big-Data-Projekten«, erklärte Tjidde Boers von OSIsoft im Interview gegenüber Markt&Technik.
Das sieht nun offenbar auch AWS so: Auf der HMI hat AWS offiziell bekannt gegeben, dass sie OSIsoft als Partner gewonnen hat. Die Zusammenarbeit erstreckt sich auf Bereiche wie die Bereitstellung von Echtzeit-Data Science und von PI-Systemen auf AWS sowie weitere Verbesserungen für operationelle Daten aus IoT-Geräten und Sensoren. OSIsoft erweitert seinen PI Integrator for Business Analytics und ermöglicht eine enge Integration mit wichtigen AWS-Services, die Kunden bei der schnellen Entwicklung von visuellen Analytikfunktionen, Machine-Learning- und Artificial-Intelligence-Anwendungen unter Verwendung von operationellen Daten aus dem PI System und solchen aus wichtigen Unternehmungsanwendungen helfen. Erreicht wird dies durch eine nahtlose Anbindung an Amazon Simple Storage Service (Amazon S3), Amazon Athena, Amazon Redshift und Amazon Kinesis.
»Wir werden unseren Kunden dabei helfen, die Tools von AWS für die digitale Transformation überhaupt erst einsetzen zu können und unterstützten sie damit entscheidend auf dem Weg in die digitale Transformation«, so Tjidde Boers. Und er macht auf ein seiner Meinung nach weiteren wichtigen Aspekt aufmerksam: »Die vielen Prozessdaten, die OSIsoft über die letzten Jahre gesammelt hat, dürften einer der wertvollsten Schätze sein, die es zu heben gilt.«