Industrie 4.0 tritt in neue Phase

Der virtuelle Zwilling lebt, die digitale Fabrik ist da

2. Mai 2018, 10:29 Uhr | Heinz Arnold
Dr. Bernhard Kirchmair, CDO von Vinci Energies: »Jetzt können wir den virtuellen Leitstand schaffen und den virtuellen Zwilling mit den realen Daten aus der realen Umwelt füttern. Das war bisher nicht möglich.«
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Viele Vorarbeiten sind über die vergangenen Jahre geleistet worden und die HMI 2018 hat gezeigt: Die digitale Fabrik ist auf dem Weg, jetzt kommt es auf neue Geschäftsmodelle an.

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»Der digitale Zwilling ist jetzt Realität!« Sagt Prof. Armin Schnettler, VDE Präsidiumsmitglied und Senior Vice President Research in Energy and Electronics von html" href="http://www.elektroniknet.de/anbieterkompass/siemens-ag-8987213.html">Siemens. Der digitale Zwilling wiederum ist die Voraussetzung dafür, dass die digital vernetzte Fabrik funktioniert. Damit ist Industrie 4.0 – vor sieben Jahren wurde der Ausdruck auf der HMI 2011 geprägt – jetzt in der Realität angekommen. Denn nun kann das eigentliche Ziel von Industrie 4.0 ins Visier genommen werden: Neue Geschäftsmodelle aufzubauen.

Dieser Meinung ist auch Dr. Bernhard Kirchmair, CDO von Vinci Energies, wie er im Interview mit Markt&Technik erklärte: »Jetzt können wir den virtuellen Leitstand schaffen und den virtuellen Zwilling mit den realen Daten aus der realen Umwelt füttern. Das war bisher nicht möglich.« Zudem ließen sich weiter Daten einbringen, etwas aktuelle Daten von Drohnen. Überlagert mit den digitalen Landkarten, können sie beispielsweise in Schüttgutanlagen aktuelle Informationen über die jeweilige Größe der Kiesberge liefern, was dabei hilft, den optimalen Weg für die Lastwagen zu finden, die den Kies an ihren jeweiligen Bestimmungsort in der Anlage liefern. Oder sie sammeln Daten darüber, wo Straßenschäden aufgetreten sind, um Lastwagen umzuleiten und die Schäden schnell ausbessern zu können. »Das ist erst jetzt möglich und weil es auch wirtschaftlich sehr attraktiv ist, entstehen jetzt viele Projekte und Kooperationen in dieser Richtung«, so Kirchmair.

Auf der HMI waren in diesem Jahr an vielen Ständen derartige Beispiele zu sehen. Ob bei Bosch, Schneider Electric oder Siemens – überall wird simuliert, werden in Leitständen die virtuellen Zwillinge mi den realen Daten zusammengeführt und mit den Cloud-Diensten gekoppelt. ABB beispielsweise zeigte einen Tauchroboter, der ins Öl eines großen Transformators eingebracht und von außen drahtlos gesteuert, innerhalb weniger Stunden den Zustand des Transformators inspizieren kann.  Das eigentlich neue ist nun gar nicht der Roboter, auch nicht dass viel Geld und Zeit gespart werden kann, weil nicht das Öl erst abgelassen und dann ein Mensch das Innere inspizieren muss. Denn der Roboter schickt die Daten in die ABB Ability Collaberoative Operatins Center (COC), dessen jüngstes ABB gerade in Mannheim eröffnet hat. Über COCs können sich die zuständigen

Mitarbeiter in den Produktionsanlagen, die zum Netzwerk von ABB gehören, zusammenschließen und austauschen. Gleichzeitig sind sie mit der Cloud und den darauf basierenden Dienstleistungen verbunden. Experten rund um die Welt stehen zur Verfügung, um zusammen mit den Kunden etwa über AR-Brillen an dem betreffenden Transformatortyp zu arbeiten und ihr Wissen austauschen und mit den über die Cloud zugänglichen Informationen abzugleichen, um zu entscheiden, was in diesem Fall die Fehlerursache ist und was am besten geschehen soll. Dies zeigt, wie nahtlos eines ins andere greift, um über Grenzen hinweg Daten auszutauschen und damit neue Geschäftsmodelle zu ermöglichen: ABB verkauft nicht den Roboter, sondern den Service insgesamt.


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