Samsung seinerseits hat seit dem 1. Quartal 2016 kontinuierlich seine Produktionskapazität im Bereich zylindrischer Lithium-Ionen-Zellen ausgebaut. Beginnend mit 63 Millionen Zellen pro Monat im 1. Quartal 2016, wird das Unternehmen aller Wahrscheinlichkeit nach im 4. Quartal dieses Jahres bei einer Monatsproduktion von 73 Millionen ankommen. Samsung hat weitere Investitionen angekündigt, um die Produktion bis 2019 auf 120 Millionen Zellen im Monat zu steigern. Neben den Investitionen in die Produktionserweiterung kommt für die führenden Player der Branche noch hinzu, dass ihre Entwicklungsabteilungen alle sechs bis neun Monate neue Zellen für den Anwendungsbereich der Consumerelektronik entwickeln müssen.
Jahrelang hatte der Bereich EV für die Batteriehersteller zwar große Zukunftspotentiale versprochen, aber die Stückzahlen blieben übersichtlich. Nun ändert sich das. Wie Bauer feststellt, »realisieren nun auch immer mehr Automobilhersteller, dass die Differenzierung im Bereich der Elektrofahrzeuge auch im großen Maße über die Zellen erfolgt, ganz ähnlich wie im Bereich Smartphones, oder Tablets«. In diesem Zusammenhang verweist er auch auf die Tatsache, dass etwa 30 bis 40 Prozent der Wertschöpfung eines Elektrofahrzeugs über die Batterie erfolgt. »Letztlich wird es wohl darauf hinauslaufen, dass für jeden spezielle Zellen gebaut werden«, stellt Bauer fest. Vor diesem Hintergrund sind die Investitionen von Samsung in Polen und von LG in Ungarn zu sehen. Und Musk hatte ja bereits bei der Eröffnung von Sektion A seines Werks in Nevada darüber gesprochen, dass er sich eine weitere GigaFab in Europa vorstellen kann.
Bislang verfügt Deutschland über keine Großserienfertigung in puncto Lithium-Ionen-Batterien. Bauer weist jedoch darauf hin, dass die Bundesregierung ihren politischen Willen zum Aufbau einer deutschen Zellfertigung bereits mehrfach signalisiert hat. Der Bau einer solchen Großserien-Zellfertigung sollte jedoch in mehreren Schritten erfolgen. Ziel, so Bauer, könne es sein, 2025 zu den Top-5-Zellfertigern weltweit zu gehören.
Realisieren lassen würde sich eine solche Großserien-Zellfertigung in Deutschland nach Einschätzung von Bauer auf verschiedene Weise, etwa durch die Bildung eines Fonds oder durch Seed Capital. Eine möglichst rasche Realisierung, betont Bauer, wäre vorteilhaft, um frühzeitig auch auf öffentliche Mittel zurückgreifen zu können. Das neu gegründete Unternehmen und BMZ, so die Forderung Bauers, sollten die Aktivitäten der Bundesregierung zur Einrichtung eines „Important Project of Common European Interest“ (IPCEI) durch die Europäische Kommission flankieren. »Ein IPCEI«, so Bauer, »würde der Bundesregierung die direkte Förderung in den Aufbau von Produktionskapazität in einer Schlüssel-Industrie ermöglichen«. Was das bedeuten kann, zeigt die aktuelle Förderung der Mikroelektronik in Deutschland mit 1,7 Milliarden Euro. Das Bemühen um den Aufbau einer Großserien-Zellfertigung in Deutschland muss nach Bauers Ansicht aber auch von weiteren Investitionen vor allem im Bereich Advanced-Lithium-Ionen-Materialien und letztlich auch Forschungsanstrengungen im Bereich Post Lithium-Ion flankiert werden. Nur so könne man im Wettlauf um die Entwicklung hochenergetischerer Batterien in Zukunft mithalten. Im Laufe des nächsten Jahrzehnts dürften hier Lithium-Metall/Sulfur-Batterien eine Rolle spielen, und langfristig, nach 2030, Lithium-Metall/Luft-Batterien.