Markt für LiIonen-Akkus

Boom der Li-Ionen-Technik verlangt höhere Versorgungsicherheit

5. Juli 2017, 10:00 Uhr | Engelbert Hopf
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Voraussichtlich in diesem Jahr wird der Bedarf an Lithium-Ionen-Zellen für Power-Applikationen wie etwa Elektrofahrzeuge den Bedarf an Batterielösungen im IT/Consumer-Bereich übersteigen. Ausschlaggebend dafür ist vor allem die starke Nachfrage im Bereich Elektrofahrzeuge. Aber auch in Bereichen wie E-Bikes oder Reinigungsrobotern sind die Bedarfszahlen für Lithium-Ionen-Akkus stark steigend. (Grafik: BMZ)
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Der Bedarf Lithium-Ionen-Batterien steigt mit zweistelligen jährlichen Wachstumsraten. Elektrische Fahrzeuge schüren die Nachfrage.

Für Anwender, die nicht aus dem Automobilbereich kommen, stellt sich darum immer dringender die Frage der zukünftigen Versorgungssicherheit, wenn die großen Player sich immer mehr dem EV-Bereich zuwenden.

Als Elon Musk von Tesla Anfang 2014 bekannt gab, dass er den Bau einer GigaFab für Lithium-Ionen-Batterien plane, die zum Zeitpunkt ihrer Fertigstellung 2020 in etwa den gleichen Produktionsoutput wie die gesamte übrige Welt in Sachen Lithium-Ionen-Akkus haben werde, hielt manch einer diesen Plan für sehr ambitioniert, andere sprachen von Hybris. Musk hatte sich zu diesem Schritt entschlossen, weil er der Überzeugung war, dass das bis dahin existierende Produktionsvolumen für die anstehenden Pläne in Sachen Elektromobilität und Energiespeicherung (EES) nicht ausreichen würde. In seinen Augen benötigten die etablierten Batteriehersteller einen externen Kick, um rechtzeitig auf die sich anbahnende Entwicklung zu reagieren.

Im Sommer 2016 hat Musk die Sektion A seines Werks in Nevada feierlich eröffnet. Dort werden die Akkus für die Powerwall-Lösungen in Sachen EES produziert. Nach einem Startvolumen von rund 12 Millionen zylindrischen Zellen im Monat im 4. Quartal 2016 wird Sektion A nach Einschätzung des Marktforschungsunternehmens B3 im 4. Quartal 2017 ein monatliches Produktionsvolumen von 62 Millionen Zellen erreichen. Sektion B + C werden als nächstes folgen. Dort entstehen dann die Lithium-Ionen-Akkus unter anderem für das „Brot&Butter-Auto“ Tesla 3. Realisiert werden konnte all das nur, weil sich Panasonic bereit erklärte, mit Musk zusammenzuarbeiten. Panasonic soll insgesamt 1,6 Milliarden Dollar in die GigaFab stecken, hinzu kommt das Produktions-Know-how der Japaner, das einen so schnellen Rampup, wie ihn Musk anstrebt, überhaupt erst erlaubt. Seit der ersten Bekanntgabe der Pläne für die GigaFab haben sich die veranschlagten Kosten übrigens mehr als verdoppelt: Aus den ursprünglichen 2 Milliarden Dollar sind inzwischen etwa 5 Milliarden Dollar geworden.

Warum sich Musk für die Flucht nach vorne entschied, macht ein Blick auf die Entwicklung des Batteriemarktes deutlich. Im Jahr 2010 lagen prismatische und zylindrische Lithium-Ion-Akkus nach Angaben des Marktforschungsinstituts B3 mit 1609 Milliarden Zellen (zylindrisch) und 1631 Milliarden Zellen (prismatisch) fast gleichauf. Lithium-Polymer-Zellen spielten damals mit 628 Millionen Stück eine vergleichsweise kleine Rolle. Heute sieht das anders aus: Inzwischen verlassen etwa 3062 Milliarden zylindrische Lithium-Ionen-Akkus die Werke, die Zahl der prismatischen Lithium-Ionen-Akkus hat sich auf 719 Millionen Akkus reduziert. Gleichzeitig erhöhte sich die Zahl der Lithium-Polymer-Akkus auf 2072 Milliarden Stück. Fazit: Wer zylindrische Lithium-Ionen-Akkus benötigt, sollte etwas für seine Versorgungssicherheit tun. Weltweit stellte das Batterie- und Akku-Geschäft schon 2015 ein Business mit einem Umsatzvolumen von über 60 Milliarden Dollar dar. Etwa 17 Milliarden Dollar entfielen damals auf Lithium-Ionen-Systeme. Mit über 35 Milliarden Dollar war zu diesem Zeitpunkt immer noch die Bleibatterie der größte Umsatzträger der Branche. Lithium-Ionen-Systeme zeigen seit dem Jahr 2000 jedoch ein sehr schnelles Wachstum. Nach Angaben von Frost&Sullivan sowie GSG Fuji Economics wird die Batteriebranche im Jahr 2020 eine Produktionskapazität von 221 GWh erreichen. Sie gehen davon aus, dass der Bereich der Lithium-Ionen–Batterien dann etwa 80 GWh ausmachen wird.

Woher kommen diese Bedarfe? Ein Blick in Statistiken zeigt, dass etwa Tesla 2015 einen Bedarf von 440 Millionen Zellen hatte. 2020 wird er wohl bei 1364 Milliarden Stück liegen. Dieser Entwicklung liegt ein durchschnittliches jährliches Wachstum von 25 Prozent zugrunde. Betrachtet man den Bereich der Elektrofahrzeuge allgemein, dann lag der Bedarf 2015 bei 205 Millionen Zellen. Im Jahr 2020 soll er bei 1808 Milliarden Stück liegen. Das ist ein jährliches Wachstum von 37 Prozent. Vor diesem Hintergrund verwundert es nicht, das Experten davon ausgehen, dass 2017 wohl das Jahr sein wird, in dem erstmals mehr Lithium-Ionen-Zellen in Power-Applikationen wie etwa Elektrofahrzeuge fließen als in den IT- und Kommunikationsbereich mit seinen Smartphones und Tablets.

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  1. Boom der Li-Ionen-Technik verlangt höhere Versorgungsicherheit
  2. Jahresproduktion 2016
  3. Großserienfertigung auch in Deutschland?

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