Interview mit Dr. Thomas Däubler, MCD

»Wir werden das Unternehmen in die nächste Phase führen«

10. November 2023, 15:32 Uhr | Nicole Wörner
Dr. Thomas Däubler, MCD Elektronik: »Der Ansporn, Systeme zu entwickeln und zu bauen, die das „Untestbare“ prüfen, war schon immer ein Teil von MCD.«
© MCD Elektronik

Mit Blick auf eine verantwortungsvolle Nachfolgeregelung übergibt Bruno Hörter, der vor 40 Jahren die MCD Elektronik GmbH gründete und seither führt, die Geschäftsleitung an Dr. Thomas Däubler. Ob – und wenn ja, wie – sich das Unternehmen verändern wird, erklärt er im Interview.

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Markt&Technik: Herzlichen Glückwunsch, Herr Dr. Däubler, zur Übernahme der Geschäftsführung von MCD Elektronik. Was hat Sie daran gereizt, diese Aufgabe zu übernehmen?

Dr. Thomas Däubler: MCD ist mit Herrn Hörter über 40 Jahre erfolgreich gewachsen, hat sich einen hervorragenden Namen im Markt erarbeitet und ist eine feste Größe für kundenspezifische Test und Prüfsysteme. Es ist nun eine einmalige Chance, die Leitung eines solchen Unternehmens zu übernehmen. Und die Aufgabe, es in die nächste Phase zu führen, die Veränderungen zu gestalten und damit MCD weiterzuentwickeln, ist extrem reizvoll.

Welche Ihrer beruflichen Erfahrungen und Fähigkeiten werden besonders hilfreich sein, um die Geschicke des Unternehmens erfolgreich zu lenken?

Dass ich in meiner beruflichen Laufbahn bereits einmal die Geschäftsleitung vom Gründer übernommen habe und das Unternehmen dann in einem Konzernverbund geführt habe, ist sicherlich sehr hilfreich. Auch die Erfahrungen bei der Analyse des Status Quo und bei der Formulierung der Strategie für die Zukunft kommen mir bei den Aufgaben bei MCD zugute.

Daneben ist der offene Umgang mit „zwischenmenschlichen“ Themen, wie zum Beispiel einer gewissen Verunsicherung auf Seiten der Kunden, aber auch der Mitarbeitenden wichtig.

Bisher war MCD gleichbedeutend mit Herrn Hörter, und aus diesem Grund ist die Kommunikation von Ideen und Zielen wichtig, um die gemeinsame Zukunft aufzuzeigen.

Hilfreich für das Verständnis des technisch anspruchsvollen Umfelds, in dem MCD tätig ist, war meine Tätigkeit in der Test- und Automatisierungstechnik und Erfahrungen in anderen Bereichen wie z.B. medizinische und industrielle Bildverarbeitung, Beleuchtungs- und Displaytechnologien.

Generell ist es das Interesse an Neuem und Begeisterung für Technik in verschiedensten Richtungen, die für den Erfolg wichtig sind.

Welche Aspekte der bisherigen Unternehmenskultur beabsichtigen Sie zu bewahren, und gibt es Bereiche, in denen Sie Veränderungen vornehmen möchten?

Bei MCD spürt man sofort, dass es ein mittelständisches Familienunternehmen ist, in dem versucht wird, auf die Bedürfnisse aller zu achten. Den kollegialen, respektvollen und offenen Umgang miteinander wünsche ich mir auch zukünftig.

MCD wurde dieses Jahr zum sechsten Mal in Folge mit dem TOP-100-Innovationspreis ausgezeichnet. Das passiert nicht von ungefähr, sondern spiegelt die Einstellung im Unternehmen wider: Es gibt immer etwas Neues, das man anpacken kann oder etwas, das man verändern und besser machen kann. Mit dieser Einstellung ergeben sich Veränderungen in den verschiedenen Bereichen fast von allein. Dabei sind es nicht Bereiche, die sich ändern, sondern Vorgehensweisen, zum Beispiel, dass Entwicklungen nicht nur technisch, sondern auch von der Marktseite, definiert und bewertet werden.

Eine Veränderung, die bereits in der Umsetzung ist, ist die Anpassung der Einkaufsprozesse, um den Aufwand und die Abstimmungen in den beteiligten Abteilungen zu reduzieren.

Sie starten in einer Zeit mit vielen weltwirtschaftlichen Unsicherheiten. Was sind die größten Herausforderungen, welches die größten Chancen, die Sie auf das Unternehmen zukommen sehen?

Das Gute ist, dass jede Unsicherheit auch Chancen bietet, daher müssen wir vor der derzeitigen Situation keine Angst haben, sondern sie dahingehend bewerten, welche Möglichkeiten sie uns eröffnet. Ein großer Teil der MCD-Testsysteme wird im Automotive-Bereich eingesetzt. Hier liefern wir zum Beispiel Anlagen zur Prüfung der Abgasklappensteller. Die Diskussionen über den Ausstieg aus der Verbrenner-Technologie bedeuten natürlich, dass diese Art von Testsystemen einem Wandel unterliegt. Auf der anderen Seite eröffnet der Bereich E-Mobility viele Möglichkeiten von Testsystemen für Wallboxen bis hin zu eichrechtskonformen Abrechnungssystemen.

Mit der Erfahrung und dem enorm breiten Know-how bei MCD können wir die Chancen, die sich in Bereichen, in denen wir bisher nur wenig oder gar nicht aktiv sind, nutzen, beispielsweise im Energiemanagement, in Smart-Home-Anwendungen oder Life Science.

Welche strategischen Veränderungen werden nötig sein, um das Unternehmen an die sich ändernden Marktbedingungen anzupassen?

Aus technologischer Sicht ist MCD für zukünftige Entwicklungen bestens vorbereitet. Um unsere Position in neuen Bereichen auszubauen oder Anwendungsfelder neu zu erschließen, wird es notwendig sein, das Business Development und Produktmanagement zu stärken.

Ein weiteres strategisches Ziel ist der Ausbau unserer Niederlassung in Ungarn. Dies stärkt die Nähe zu unseren wichtigsten Kunden und sichert die enge Zusammenarbeit, die MCD seit Jahren pflegt. MCD arbeitet partnerschaftlich mit Zulieferfirmen aus der Region zusammen. Diese Kooperationen gilt es weiter auszubauen, um auch verstärkt als Partner für komplette Turn-Key Lösungen auftreten zu können.

Wie werden Sie sicherstellen, dass das Unternehmen auf dem neuesten Stand der Technologie und der Branchenentwicklungen bleibt? Und welche Rolle spielen die Digitalisierung, Automatisierung und Internationalisierung in Ihren Plänen?

Ein wichtiger Faktor, um „am Puls der Zeit“ zu bleiben, ist der enge Austausch mit unseren Kunden und die Beobachtung von Markttrends. Gespräche und Diskussionen abseits konkreter Projekte, öffnen den Blick auf Zukunftsthemen, für die es heute vielleicht noch keine Testlösungen gibt. Der Ansporn, Systeme zu entwickeln und zu bauen, die das „Untestbare“ prüfen, war schon immer ein Teil von MCD und ein wesentlicher Beitrag dazu, dass wir immer auf dem neuesten Stand der Technologie sind.

Wir sind seit Jahren Partner der Dualen Hochschule. „Unsere“ Studenten beschäftigen sich mit neuen Technologien und Methoden und bringen so kontinuierlich die neuesten Ideen ins Unternehmen. Durch die regelmäßige Teilnahme am TOP-100-Innovationswettbewerb treffen diese Ideen auf ein Umfeld, das nach der Anwendbarkeit und Umsetzung sucht.

Auch Digitalisierung und Automatisierung spielen schon lange eine Rolle bei MCD. Unsere Testsysteme werden in automatisierten Fertigungslinien eingesetzt und wir arbeiten kontinuierlich an Verbesserungen, beispielsweise zur Verkürzung von Testzeiten oder zur Vernetzung mit anderen Systemen in einer Linie im Zuge der Industrie 4.0. In neuesten Entwicklungen prüfen wir auch den Einsatz künstlicher Intelligenz für Vorschläge zur Optimierung von Messabläufen oder zur Messdatenanalyse. Neben Trendanalysen können so im Zusammenspiel mit anderen Fertigungsprozessen auch Muster erkannt werden, die zur Vorbeugung vorzeitiger Bauteilausfälle eingesetzt werden können.

Welche langfristige Vision haben Sie für das Unternehmen und wie planen Sie, diese zu verwirklichen?

Das Ziel ist, mit MCD den nächsten Schritt in der Unternehmensentwicklung zu machen. Mit der derzeitigen Größe befinden wir uns an einer Schwelle, wo wir die bereits beschriebenen Maßnahmen, wie dem Ausbau des Business Developments und unserer Präsenz in Ungarn, ergreifen müssen, um den nächsten Schritt zu machen. Damit baut MCD die Technologieführerschaft im Bereich kundenspezifischer Testsysteme für die verschiedensten Märkte aus.

Die Fragen stellte Nicole Wörner.


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