Ein neuer Bluttest aus Schweden sagt das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall genauer vorher als herkömmliche Cholesterinmessungen. Die Methode setzt auf die Analyse spezieller Blutfettpartikel – und soll einen präziseren Ansatz zur breiten Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen liefern.
Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind weltweit die häufigste Todesursache. Ein zentrales Ziel der Medizin ist es daher, gefährdete Menschen frühzeitig zu erkennen - und damit Gegenmaßnahmen auf den Weg zu bringen - etwa durch gesündere Ernährung oder mehr Bewegung.
Bisher galt der Cholesterinwert als wichtigster Marker für das Risiko eines Herzinfarkts. Doch aktuelle Forschungen der Chalmers University of Technology und des Sahlgrenska University Hospital in Schweden zeigt: Cholesterin allein reicht nicht aus, um das Risiko präzise zu bestimmen. Ein neuer Bluttest, der auf die Anzahl bestimmter Lipoproteinpartikel setzt, liefert deutlich zuverlässigere Ergebnisse.
Das schwedische Forscherteam analysierte Daten von mehr als 200.000 Menschen aus der UK Biobank, die über einen Zeitraum von bis zu 15 Jahren beobachtet wurden. Im Mittelpunkt stand dabei nicht nur das Gesamtcholesterin, sondern vor allem die Konzentration sogenannter atherogener Lipoproteinpartikel, die das Apolipoprotein B (apoB) enthalten. Diese Partikel transportieren Cholesterin im Blut und können sich in den Gefäßwänden ablagern – ein entscheidender Faktor bei der Entstehung von Herzinfarkten und Schlaganfällen.
Die Ergebnisse sind eindeutig: In etwa jedem zwölften Fall unterschätzt die klassische Cholesterinmessung das tatsächliche Risiko, weil sie die Anzahl der gefährlichen Lipoproteinpartikel nicht erfasst. Der neue Test misst gezielt apoB und Lipoprotein(a) – ein weiteres Partikel, das das Herz-Kreislauf-Risiko erhöht. Damit gelingt eine deutlich präzisere Einschätzung, wer tatsächlich gefährdet ist.
Technisch ist der Test unkompliziert: Die Bestimmung von apoB und Lipoprotein(a) lässt sich aus einer einfachen Blutprobe durchführen. Beide Tests sind bereits kommerziell verfügbar, kostengünstig und könnten problemlos in bestehende Vorsorgeprogramme integriert werden. Die Forschenden betonen, dass so potenziell viele Herzinfarkte und Schlaganfälle verhindert werden könnten, weil gefährdete Menschen gezielter behandelt werden.
Die Studie zeigt eindrucksvoll, wie wichtig es ist, über den Tellerrand klassischer Cholesterinwerte hinauszublicken. Die Zahl der atherogenen Partikel im Blut ist ein entscheidender, bislang oft übersehener Risikofaktor. Die Forschenden fordern daher, die Messung von apoB und Lipoprotein(a) künftig stärker in die kardiovaskuläre Vorsorge einzubeziehen: Ein einfacher Bluttest, der mehr misst als nur Cholesterin, kann Leben retten. Die schwedische Studie liefert starke Argumente dafür, die Herzinfarkt-Vorsorge technisch zu erneuern – für eine präzisere, individuellere und wirksamere Prävention. (uh)