Digitalisierte Pathologie in Echzeit und schnelle EGFR-Molekulartests sollen die aggressive Krebsart sofort identifizieren. Da 6 Prozent der Patienten schon vor der Diagnose sterben, soll die Kombination aus VivaScope-System und Idylla-Plattform die Tumordiagnostik und -therapie beschleunigen.
Eine Pilotstudie des University Campus Bio-Medico in Rom zeigt, wie die Kombination von digitaler Sofortpathologie mit EGFR-Molekulartests den diagnostischen Prozess bei Lungenkrebs beschleunigt. Diese Entwicklung ist besonders relevant, da Lungenkrebs mit etwa 1,8 Millionen Todesfällen im Jahr 2020 zu den häufigsten Todesursachen weltweit zählt. Nicht-kleinzellige Lungenkarzinome machen dabei etwa 85 Prozent der Fälle aus - die Krankheit wird aber oft zu spät erkannt, da frühe Sysmptome fehlen.
Die konventionelle Diagnostik bei Verdacht auf Lungenkrebs ist zeitaufwendig. Nach einer Bronchoskopie oder CT-gesteuerten Nadelbiopsie kann die vollständige Analyse mehrere Wochen dauern. Zum Zeitpunkt der Probeentnahme ist oft unklar, ob ausreichend repräsentatives Tumormaterial gewonnen wurde. Diese Unsicherheit führt häufig zu Verzögerungen oder macht wiederholte invasive Eingriffe erforderlich.
Die italienische Pilotstudie setzt eine Kombination des VivaScope 2500M-G4-Systems und der Idylla-Plattform. Das VivaScope-System digitalisiert frische Gewebeproben mittels konfokaler Laserscanmikroskopie in Echtzeit. Die hochauflösende Technologie ermöglicht eine detaillierte Darstellung der Struktur und Morphologie der Tumorzellen.
Die vollautomatische Idylla-Plattform führt mit minimalem Gewebeeinsatz schnelle molekulare Tests durch und identifiziert genetische Mutationen sowie relevante Biomarker. Die digitalen Aufnahmen können von Spezialisten weltweit innerhalb von Minuten beurteilt werden.
In der Studie konnten 98 Prozent der Lungenkarzinome korrekt identifiziert werden, bei 75 Prozent erfolgte eine korrekte Subtypisierung der Tumore. Während die Patienten bisher oft mehrere Wochen auf molekulare Testergebnisse warten mussten, liefert das neue Verfahren Ergebnisse innerhalb von drei Stunden. Diese Zeitersparnis ist bedeutsam, da etwa sechs Prozent der Patienten während der üblichen Wartezeit versterben.
Die neue Methode ermöglicht erstmals eine vollständige Diagnose, während sich der Patient noch in der Klinik befindet. Die Ergebnisse der Gewebebiopsie liegen direkt vor Ort innerhalb von Minuten vor, wodurch bei Bedarf unmittelbar mit zielgerichteten Therapien begonnen werden kann.
Die Kombination aus digitaler Pathologie und schneller molekularer Analyse minimiert die Notwendigkeit zusätzlicher Biopsien und reduziert damit die Belastung für Patienten. Die schnellere Diagnosestellung ermöglicht einen früheren Therapiebeginn, was sich positiv auf die Überlebensraten auswirken könnte. Das neue Verfahren könnte den diagnostischen Standard in der Lungenkrebsbehandlung grundlegend verändern. Die Möglichkeit, präzise und schnelle Diagnosen zu stellen, verbessert nicht nur die Effizienz der Behandlung, sondern auch die Aussichten für die betroffenen Patienten. (uh)