Der Arbeitsmarkt stabilisiert sich leicht, doch Büroberufe verlieren an Boden. Flexibles Arbeiten ist rückläufig. Das zeigt ein aktuelles Arbeitsmarkt-Update der Jobseite Indeed, die von einem »doppelten Negativtrend« spricht.
Der deutsche Arbeitsmarkt zeigt im dritten Quartal 2025 erste Anzeichen einer Stabilisierung. Laut dem aktuellen Arbeitsmarkt-Update der Jobseite Indeed ging das Stellenangebot insgesamt nur um 0,8 % zurück – eine deutlich schwächere Abnahme als im Vorquartal (-4,2 %) oder im gleichen Zeitraum des Vorjahres (-5,9 %). Besonders im August sorgte eine kurzfristige Belebung von 2,1 % für positive Impulse.
Doch nicht alle Berufsgruppen profitieren gleichermaßen. Vor allem Büro- und Wissensberufe geraten zunehmend unter Druck: Die Zahl der Stellenausschreibungen in Bereichen wie Marketing (-7,7 %), Buchhaltung (-6,0 %), Projektmanagement (-4,6 %) und Softwareentwicklung (-4,4 %) ging im Quartalsverlauf spürbar zurück. Auch das Personalwesen verzeichnete ein Minus von 11,3 %.
Im Gegensatz dazu entwickelten sich viele Berufe mit hoher Präsenzanforderung positiv. Das Transportwesen legte um 5,8 % zu, die Medizintechnik um 5,0 % und das Baugewerbe um 2,6 %. Auch im Vertrieb stieg das Stellenangebot um 3,9 %.
Diese Entwicklung verstärkt einen Trend, der bereits seit der Corona-Pandemie zu beobachten ist: Stellenausschreibungen für präsenzgebundene Tätigkeiten liegen noch immer mehr als 30 % über dem Vorkrisenniveau von Februar 2020, während remote-geeignete Berufe inzwischen darunter gefallen sind.
Besonders deutlich zeigt sich der Strukturwandel beim Thema Homeoffice. Noch im August hatte Indeed Deutschland als „Homeoffice-Hochburg“ bezeichnet – entgegen dem globalen Trend, der vielerorts rückläufige Zahlen bei Remote-Stellen verzeichnete.
Im dritten Quartal drehte sich das Bild: Der Anteil an Stellenausschreibungen mit Remote- oder Hybrid-Option sank um 4,8 % und liegt nun bei 13,9 %. Damit fällt Deutschland im internationalen Vergleich erstmals hinter Kanada zurück – und entfernt sich weiter von Großbritannien, wo die Flexquote weiterhin steigt.
Der Rückgang betrifft nicht nur den insgesamt kleineren Anteil remote-geeigneter Berufe. Auch innerhalb dieser Berufsgruppen sank die Flexibilität. Besonders stark fiel der Homeoffice-Anteil im Personalwesen (-16,3 %), Marketing (-8,6 %) und Büro & Verwaltung (-6,0 %).
„Viele Büro- und Wissensberufe erleben derzeit einen doppelten Negativtrend“, erklärt Dr. Virginia Sondergeld, Arbeitsmarktexpertin bei Indeed. „Die Jobangebote werden nicht nur seltener, sondern auch weniger flexibel. Arbeitgeber haben derzeit offenbar wieder mehr Spielraum, strengere Office-Regelungen einzuführen und persönliche Zusammenarbeit im Büro zu forcieren.“
Ein Grund für den Rückgang in White-Collar-Berufen könnte der verstärkte Einsatz von KI sein. Dr. Sondergeld verweist jedoch auf den längerfristigen Verlauf: „Der Stellenrückgang begann bereits im Frühjahr 2022 – also vor der breiten Verfügbarkeit generativer KI. Dies spricht eher für konjunkturelle Ursachen als für technologische Disruption.“
Der strukturelle Nachfragerückgang bei Wissensarbeit fällt somit in eine Phase anhaltend schwacher wirtschaftlicher Dynamik. Die Wirtschaftsforschungsinstitute rechnen für 2025 lediglich mit einem Wachstum von 0,2 %, das sich 2026 auf 1,3 % erhöhen soll.
Fazit: Während sich der Arbeitsmarkt insgesamt etwas stabilisiert, verschärft sich die Lage für Büroberufe. Rückläufige Stellenausschreibungen und ein sinkender Anteil an Homeoffice-Angeboten zeigen, dass viele Unternehmen die Zügel anziehen. Eine nachhaltige Erholung wird erst für 2026 erwartet – wenn Strukturreformen und Investitionen planmäßig umgesetzt würden, so Indeed.