Und der Low-End-Bereich ist von Natur aus sehr empfindlich, was die Kosten anbelangt. Dementsprechend macht es hier keinen Sinn, diese Komponenten auf die modernsten Prozessgeometrien zu portieren. Was ich damit sagen will: Wir sind ganz klar auch weiterhin dem Low-End-Bereich verbunden und machen auch Tape-outs in kosteneffektiven älteren Prozesstechnologien wie 28 nm. Und wenn irgendwann der 16-nm-Prozess kosteneffektiv wird, werden wir auch diese Technologie für den Low-End-Bereich nutzen.
Bei den Low-End-Familien muss man außerdem beachten, dass viele dieser Produkte auf den Industriemarkt wandern, und hier ist es definitiv nicht so, dass die Kunden ständig nach neuen Produkten fragen, weil sie alle sechs Monate ein neues System auf den Markt bringen. Das heißt nicht, dass wir keine neuen Produkte für diesen Markt entwickeln, aber eben mit einer etwas langsameren Geschwindigkeit. Was wir aber im Gegenzug dazu forcieren: die Entwicklung von neuem IP, einschließlich Soft-IP für KI-Anwendungen, und neue Software.
Sie haben auf dem Xilinx Developer Forum 2019 betont, dass ML bzw. KI überall genutzt wird. Das sehe ich genauso, deshalb ist es für mich leicht vorstellbar, dass auch Entwickler mit den Low-End-FPGAs gerne in den Genuss der AI-Beschleuniger aus der Versal-Familie kämen.
Natürlich besteht auch im Low-End-Bereich das Interesse an KI. Dafür ist aber nicht unbedingt unsere AI Engine notwendig, denn auch mit unseren älteren FPGA-Familien werden KI-Anwendungen bereits realisiert. Zum Beispiel wird die erste Generation von Zynq für die Inferenzierung genutzt. Mit diesen Bausteinen lässt sich beispielsweise eine gute Bilderkennung mit kosteneffektiven Kameras implementieren, egal ob es sich um Überwachungs- oder Inspektionssysteme handelt. Dasselbe gilt für die Spracherkennung. Diese Anwendungen werden also bereits von unseren Low-End-Familien abgedeckt, ganz ohne AI Engine.
Und wie sieht es mit KI für den Mid-Range-Bereich aus, besteht hier noch großes Interesse an der AI Engine?
Es ist bereits entschieden, dass wir unsere AI Engine auch in Komponenten integrieren werden, die nicht im High End angesiedelt sind.
Xilinx hat im Sommer letzten Jahres das kleine Unternehmen NGCodec gekauft, ein Spezialist für Video-Encoding. Warum?
Auf unserem ersten XDF 2018 war Twitch unser Gast. Twitch ist die größte und am schnellsten wachsende Live-Streaming-Videoplattform in Nordamerika und die erste, die ein kostenloses und interaktives Netzwerk zum Ansehen von Spiel- und eSport-Inhalten anbietet. Twitch hatte sich für unsere FPGAs entschieden, weil damit eine deutliche Verbesserung beim Live Streaming möglich war. Und der Codec, der auf unserer Plattform lief, war der von NGCodec, denn die Soft-IP-Codecs auf Basis unserer Produkte zeichnen sich durch eine sehr gute Leistung aus. Also haben wir das Unternehmen gekauft. Denn auch wenn Video-Streaming vielleicht nicht mehr so im Mittelpunkt wie KI steht, treibt diese Technologie viele Märkte und Anwendungen, angefangen bei 5G über Speicher bis hin zu Online-Shopping und E-Sport.
Klage gegen Analog Devices
Jüngstes Update zum Rechtsstreit
Xilinx hat folgendes vor Kurzem bekannt gegeben (die Bekanntgabe erfolgte zeitlich nach dem Interview mit Victor Peng): »Xilinx hat im Januar 2020 beim United States District Court for the District of Delaware Klage gegen Analog Devices eingereicht, und zwar geht es um die Verletzung von acht US-Patenten, die geltend gemacht werden soll. In der Klage wird die unbefugte Nutzung bestimmter Xilinx-Technologien durch Analog Devices detailliert beschrieben, die SerDes, Hochgeschwindigkeits-A/D-Wandler und -D/A-Wandler sowie Mixed-Signal-Komponenten umfassen, die auf 5G- und andere Märkte abzielen.
Neben der Forderung nach Schadensersatz fordern wir, dass Analog Devices davon abgehalten wird, Produkte, die die von Xilinx geltend gemachten Patente verletzen, zu verkaufen, anzubieten oder in die Vereinigten Staaten zu importieren. Catia Hagopian, Senior Vice President, General Counsel bei Xilinx, erklärt dazu, dass Xilinx wichtige Entwicklungen in HF-Technologien für die Signalkette vorangetrieben und deutliche Fortschritte erzielt hat und vom U.S. Patent and Trademark Office dafür diverse grundlegende Patente erhalten hat. Xilinx sei der Überzeugung, dass Analog Devices die Xilinx-Rechte an geistigem Eigentum verletzt, und sehe sich deshalb verpflichtet, seine Innovationen zu schützen.«