Wie haben sich die anderen Märkte für Xilinx im letzten Jahr entwickelt?
Aerospace and Defense wird im einstelligen Bereich zulegen. TME, also Test, Measurement & Emulation, wächst auch, aber nicht so stark. Der Consumer-Bereich läuft nicht so gut und ISM (Anm. der Red.: ISM: Industrial, Scientific and Medical) wird wohl stagnieren. Wir spüren also sehr wohl in ein paar Bereichen die Schwächen im Markt, aber wie Sie sehen, haben wir ein paar Bereiche, die zweistellig zulegen und ein paar Absatzmärkte, die zumindest noch ein solides einstelliges Wachstum aufweisen.
Unsere Umsatzentwicklung hat auch den Markt etwas irritiert. Einen Tag, bevor wir unsere Zahlen für das zweite Quartal bekannt gegeben haben, hat ein anderer großer Halbleiterhersteller seine Ergebnisse vorgestellt. Und dort hieß es, dass die Nachfrage breitgefächert schwach ist. Wir haben ein paar Umsatzbereiche, die eher breitflächig aufgestellt sind wie eben ISM, und hier haben wir auch die Schwäche gespürt. Darüber hinaus haben wir aber auch sehr konzentrierte Umsatzbereiche wie beispielsweise die Kommunikation. Und auch wenn dort das zweite Halbjahr ziemlich abgefallen ist, hatten wir ein sehr gutes erstes Halbjahr. In der Summe für uns also ein Markt, der immer noch wächst. Wenn wir das alles zusammennehmen, kommen wir in der Summe auf ein Plus von 6 Prozent.
Xilinx hat ja schon auf die Probleme mit Huawei reagiert. Wie schätzen Sie den weiteren Verlauf ein, ist eine Lösung in Sicht?
Das ist eine schwierige Frage, die ich nicht beantworten kann. Die Konsequenz für uns daraus: Wir können zwar momentan nicht an Huawei liefern, aber wir pflegen weiterhin unsere Beziehungen zu dem Unternehmen. Wir sind überzeugt, dass China ein wichtiger Markt für die globale Halbleiterindustrie ist, und hoffen darauf, dass so bald wie möglich eine konstruktive Lösung des Konflikts gefunden wird, denn dieser Wirtschaftskrieg belastet die Ökonomien in beiden Ländern.
Es gibt viele Diskussionen darüber, dass TSMC gezwungen werden könnte, sich für eine Seite zu entscheiden, also entweder für China oder für USA. TSMC ist die Foundry, die für Xilinx die neuesten Produkte mit den kleinsten Prozessstrukturen fertigt, einschließlich ACAP mit 7 nm und UltraScale+. Könnte das zum Problem für Xilinx werden?
TSMC fertigt für uns exklusiv alle Produkte, seit dem wir 28-nm-Prozesse nutzen. Die Partnerschaft ist sehr erfolgreich.
Ich kenne diese Diskussionen. China sieht Taiwan zwar als Teil von sich, aber ich denke, dass es keine aggressive Auseinandersetzung geben wird, um diesen Anspruch durchzusetzen. Außerdem verbringe ich grundsätzlich keine Zeit damit, über Dinge nachzudenken, die ausschließlich auf Spekulationen beruhen. Das ist dasselbe, wie wenn man darüber nachdenkt, was passieren würde, wenn es in Südkorea zu einer militärischen Auseinandersetzung käme. Das sind globale bzw. politische Themen, und ich bin CEO eines Unternehmens und nicht Politiker. Außerdem halte ich es sowieso für falsch, wenn das Management eines Unternehmens über Probleme grübelt, die eine sehr geringe Wahrscheinlichkeit aufweisen.
Und darüber hinaus muss sich jeder im Klaren darüber sein: TSMC ist für die gesamte Halbleiterindustrie – egal ob US-amerikanische oder Nicht-US-amerikanische Unternehmen – kritisch.
Also besteht keine Notwendigkeit, sich für Ihre neusten Produkte – für 7 nm gibt es keine Alternative zu TSMC – eine zweite Fertigungsmöglichkeit zu suchen?
Nein, denn das entspräche auch nicht unseren eigenen Geschäftsinteressen. Wir haben eine sehr gute Partnerschaft mit TSMC, und es gibt derzeit keinen Grund, daran etwas zu ändern. Besonders auch dann nicht, wenn der Grund eher eine Art von Verschwörungstheorie ist und nicht die Realität. Das ist nicht produktiv und nicht im Interesse von Xilinx oder den Aktionären.
Die letzten Produktankündigungen von Xilinx bezogen sich alle auf High-End-Komponenten. Die letzte Low-End-Familie liegt schon lange zurück. Lässt sich daraus schließen, dass sich Xilinx nur noch auf das High End konzentriert, oder gibt es Pläne, auch den Produktbereich mit Low-Cost-FPGAs, ähnlich wie Spartan-6, zu erweitern?
Das mit dem High End stimmt nicht ganz, denn wir haben beispielsweise die Artix-Familie, eine Mid-Range-Familie, mit 28-nm-Strukturen auf den Markt gebracht und UltraScale+ umfasst nicht nur High-End-Produkte, sondern auch Mid-Range-Komponenten. Darüber hinaus haben wir in den letzten zwei Jahren unsere Artix-Familie auch noch erweitert. Das heißt, dass wir ganz klar auch weiterhin nicht nur das High End bedienen, sondern auch den Mid-Range-Bereich fokussieren.
Und auch am Low-End-Bereich werden wir festhalten. Wie die konkreten Pläne aussehen, steht noch nicht fest. Das kann eine neue Familie sein oder eine Erweiterung der bestehenden Familien. Dass der Eindruck vielleicht etwas trügt, liegt einfach auch an der Tatsache, dass im Low-End-Bereich von Natur aus nicht die Taktraten von Neuerungen notwendig sind, wie sie im Mid-Range- oder High-End-Bereich gelten.