Chipkrieg USA gegen China

Peking bereitet 143-Milliarden-Dollar-Paket vor

14. Dezember 2022, 14:31 Uhr | Ralf Higgelke
© Destina/stock.adobe.com

Auf die Handelsbeschränkungen der USA für moderne Halbleiterchips und Chipausrüstung an China reagiert Peking nun mit einer Klage bei der WTO und bereitet nach Angaben von Reuters ein 143 Milliarden Dollar schweres Steuerpaket vor. Einheimische Chipausrüster stehen dabei im Fokus.

Die im Oktober 2022 verhängten US-Sanktionen haben dazu geführt, dass die großen Chipausrüster keine chinesischen Chiphersteller mehr beliefern und dass Hersteller von KI-Chips keine Unternehmen und Forschungsinstitute in China mehr bedienen dürfen. Dem setzt Peking neben einer Klage bei der Welthandelsorganisation (WTO) anscheinend ein Unterstützungspaket für die heimische Halbleiterindustrie in Höhe von mehr als umgerechnet 143 Mrd. US-Dollar entgegen, wie die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf mehrere Quellen meldet. Zum Vergleich: Der US Chips and Science Act ist insgesamt 52,7 Mrd. Dollar schwer, der EU Chips Act gerade einmal 43 Mrd. Euro.

Die über fünf Jahre laufende Finanzhilfe Chinas soll zum Großteil dazu dienen, einheimische Chipausrüstungen zu subventionieren. Demnach hätten einheimische Chiphersteller Anspruch auf einen Zuschuss von 20 Prozent bei den Beschaffungskosten, so die Quellen. Der Plan, der hauptsächlich in Form von Subventionen und Steuergutschriften gewährt werden soll, könnte bereits im ersten Quartal 2023 umgesetzt werden, so zwei der Quellen, die nicht genannt werden wollten, da sie nicht befugt seien, mit den Medien zu sprechen.

Chinesische Chipausrüster subventionieren

Profitieren dürften sowohl staatliche als auch privatwirtschaftliche Unternehmen der Branche, vor allem chinesische Chipausrüster wie Naura Technology, Advanced Micro-Fabrication Equipment China und Kingsemi, so die Quellen weiter. Nach der Ankündigung des Pakets stiegen einige chinesische Chipaktien an der Börse in Hongkong stark an. Der Chip-Foundry Semiconductor Manufacturing International (SMIC) legte um mehr als 8 Prozent zu und steigerte seinen Tagesgewinn auf fast 10 Prozent. Hua Hong Semiconductor schloss mit einem Plus von 17 Prozent, während die Märkte auf dem Festland geschlossen waren, als der Bericht veröffentlicht wurde.

In Präsident Xi Jinpings umfassendem Rechenschaftsbericht auf dem Parteitag der Kommunistischen Partei im Oktober 2022 stand die technologische Autarkie an vorderster Stelle. Er erwähnte den Begriff »Technologie« 40-mal, verglichen mit nur 17-mal in seinem Bericht von 2017. Xis Aufruf an China, die »Schlacht« bei Kerntechnologien zu gewinnen, kann darauf hindeuten, dass Peking seine Strategie bei der Förderung seiner High-Tech-Industrie überarbeitet, um dem Druck der USA mit höheren staatlichen Geldern und Maßnahmen zu begegnen.

China noch nicht wettbewerbsfähig

Im Bereich der Chip-Ausrüstungen hinkt China seit langem hinter dem Rest der Welt her, denn dieser Sektor wird nach wie vor von Unternehmen aus den Vereinigten Staaten, Japan und den Niederlanden dominiert. Zwar sind in den letzten zwanzig Jahren einige einheimische Unternehmen entstanden, doch bleiben die meisten hinter ihren Konkurrenten zurück, was die Fertigung hochmoderner Chips angeht.

So können die Ätz- und Thermoprozessanlagen von Naura beispielsweise nur Chips mit Strukturbreiten von 28 nm und mehr herstellen, also vergleichsweise ausgereifte Technologien. Shanghai Micro Electronics Equipment, Chinas einziges Lithografie-Unternehmen, kann 90-nm-Chips herstellen und liegt damit weit hinter dem niederländischen Unternehmen ASML mit Strukturgrößen von nur 3 nm zurück.


Das könnte Sie auch interessieren

Verwandte Artikel

elektroniknet