Übernahme von Toshiba

Japanisches Konsortium unterbreitet finales Angebot

13. Februar 2023, 14:30 Uhr | Ralf Higgelke
© Toshiba

Nach zwei Jahren Hängepartie könnte die Restrukturierung von Toshiba nun zu Ende gehen. Dem angeschlagenen Konzern hat ein Konsortium, geleitet vom Investmentfonds JIP, ein finales Übernahmeangebot in Höhe von umgerechnet 14 Mrd. Euro vorgelegt, wie Nikkei erfuhr.

Bereits seit knapp zwei Jahren befindet sich die Zukunft von Toshiba in der Schwebe. Im April 2021 unterbreitete CVC Capital Partners, ein in Europa ansässiger Investmentfonds, ein erstes Angebot, Toshiba zu übernehmen, woraufhin die Verhandlungen faktisch eingestellt wurden. Im November 2021 kündigte Toshiba an, den Konzern zu restrukturieren, um den Unternehmenswert zu steigern. Doch dieses Vorhaben lehnte die Mehrheit der Aktionäre auf einer außerordentlichen Gesellschafterversammlung im März 2022 ab.

Im April 2022 begann Toshiba damit, öffentlich Umstrukturierungsvorschläge einzuholen, wobei auch der Rückkauf von Toshiba-Aktien im Raum stand. Japan Industrial Partners (JIP), ein Investmentfonds, der im Rahmen des Ausschreibungsverfahrens bevorzugte Verhandlungsrechte erhalten hatte, unterbreitete im November 2022 ein Übernahmeangebot. Dieses sieht vor, den größten Teil der Übernahme durch Kapitalbeteiligungen japanischer Unternehmen sowie Darlehen japanischer Banken zu finanzieren. Zwar würde zwar dazu beitragen, die japanischen Vorschriften einzuhalten, doch die tatsächliche Beschaffung der Mittel galt als herausfordernd.

Laut Nikkei hat dieses von JIP geführte Konsortium Toshiba nun ein finales Übernahmeangebot unterbreitet. Insgesamt etwa zwanzig japanische Unternehmen, darunter Orix, Rohm und Chubu Electric Power, werden gemeinsam rund 1 Billion Yen (ca. 7 Mrd. Euro) investieren. Große japanische Banken – darunter die Großbanken Sumitomo Mitsui Banking, Mizuho Bank und MUFG Bank – hätten sich demnach verpflichtet, Darlehen in Höhe von insgesamt 1,2 Billionen Yen (ca. 8,5 Mrd. Euro) zu gewähren. Eigentlich hätten die Banken die Finanzierung bereits im Dezember 2022 finalisieren sollen, mussten sich aber noch mit JIP und anderen über die Konditionen der Vereinbarung abstimmen. Neben dem Darlehen wird eine Kreditlinie in Höhe von 200 Mrd. Yen (ca. 1,4 Mrd. Euro) eingerichtet, damit Toshiba innerhalb eines bestimmten Rahmens auf Arbeitskapital zurückgreifen kann.

Toshiba hatte einen Sonderausschuss berufen, der sich aus sieben externen Verwaltungsratsmitgliedern zusammensetzte, um das Angebot von JIP zu bewerten. Letztendlich werden alle zwölf Mitglieder des Verwaltungsrats von Toshiba auf einer Sitzung über das finale Angebot entscheiden.

Banken sorgen sich um geringe Rendite

Im Vordergrund dürfte dabei der Kaufpreis stehen. JIP rechnet mit Aufwendungen von etwa 2 Billionen Yen (14 Mrd. Euro), abzüglich des Betriebskapitals von Toshiba nach der Akquisition. Angesichts der zu erwartenden Umstrukturierung ist der Aktienkurs von Toshiba hoch, und die Marktkapitalisierung des Unternehmens liegt derzeit bei rund 2 Billionen Yen. Die im Rahmen des Übernahmeangebots erzielte Rendite dürfte daher gering sein.

Angesichts steigender Sorgen, dass sich die Weltwirtschaft abschwächen könnte, haben sich die Geschäftszahlen von Toshiba verschlechtert. Selbst wenn der Verwaltungsrat des Unternehmens den JIP-Vorschlag nicht annimmt, bleibt unklar, ob kurzfristig ein besseres Angebot als das von JIP vorgelegt werden kann. Da die Zinssätze weltweit steigen, könnten die Finanzinstitute bei großen, riskanten Krediten vorsichtiger werden. Sollte Toshiba diese Chance verpassen, könnte dies die Erwartungen an eine Umstrukturierung dämpfen und den Aktienkurs einbrechen lassen.


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